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Frühmenschen: Aufrechter Gang schon vor 3,2 Millionen Jahren

Erstaunlich, was Wissenschaftler alles aus einem sechs Zentimeter langen Knochen herauslesen: Schon vor 3,2 Millionen Jahren hatten Frühmenschen das Leben in den Bäumen offenbar praktisch aufgegeben und liefen fast nur noch auf zwei Beinen durch Wald und Savanne.

Carol Ward von der Universität von Missouri schließt das aus einem Mittelfußknochen der Art Australopithecus afarensis, der 3,2 Millionen Jahre lang im Boden Äthiopiens begraben war, wie Ward und ihr Team im Fachblatt „Science“ berichten (Band 331, Seite 750).

Bis heute tobt unter Frühmenschenforschern ein Streit darüber, ob Australopithecus afarensis nicht nur als Zweibeiner auf dem Boden lief, sondern sich auch noch ähnlich geschickt wie Schimpansen durch das Geäst des Regenwaldes hangelte. Schließlich stammen ja alle diese Arten von einem Vorfahren ab, der vor rund sechs Millionen Jahren lebte.

Nur der Fuß eines Australopithecus afarensis konnte diesen Streit endgültig schlichten. Im Jahr 2000 fanden Ausgräber am Awash-Fluss in Äthiopien einen sechs Zentimeter langen Mittelfußknochen dieser Art, der den vierten Zeh des linken Fußes mit der Ferse verbindet. Carol Ward und ihre Mitarbeiter analysierten das kleine Überbleibsel genau und melden jetzt die Entscheidung zugunsten des ausschließlichen Zweibeinerganges.

Der Knochen ähnelt dem eines Joggers viel mehr als dem gleichen Teil im Fuß eines geschickt durchs Kronendach kletternden Schimpansen. So sind die beiden Enden des Mittelfußknochens bei Mensch und Lucy um 18 und 17 Grad gegeneinander verdreht, bei Schimpansen und Gorillas sind es nur zwei Grad.

Diese Verdrehung trägt zur Bildung des Fußgewölbes zwischen Zehen und Ferse bei. Beim Laufen wird das Gewicht eines Menschen von der Ferse, der Fußaußenseite, den Fußballen und den Zehen getragen, während die Innenseite des Fußes eine Kuhle bildet und nicht aufsetzt. Dieses Fußgewölbe gibt dem modernen Menschen seinen federnden und energiesparenden Gang, wirkt beim Auftreten als Stoßdämpfer und ist doch so steif, dass der Fuß sich kräftig vom Boden abstoßen und damit den Zweibeiner enorm beschleunigen kann. Mit dem neuen Fußdesign ging jedoch die Fähigkeit verloren, mit dem großen Zeh einen Ast zu umklammern.

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