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Wer hat die lockerere? Die Länge der Krawatte hat auf die Qualität von Samenzellen, soweit bekannt, keinen Einfluss, die Beschaffenheit der unteren Unterwäsche dagegen schon. Und begründen lässt sich das auch.

© Thomas Frey/dpa

Fortpflanzungsmedizin: Lockere Unterwäsche hilft Spermien

Einen engen Männerslip mag der selbstbewusste Träger vielleicht sexy finden. Dabei, den evolutionären Sinn von Sex zu erfüllen, ist solch ein Textil allerdings offenbar eher nicht so hilfreich.

Männer, die häufig Boxershorts tragen, haben mehr Spermien als Träger von engen Unterhosen. Sie hätten auch einen höheren Anteil an aktiv schwimmenden Samenzellen, schreibt ein Team um Lidia Mínguez-Alarcón von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston im Fachblatt „Human Reproduction“.

Ein Hormon will gegegensteuern

Im Blut von Trägern enger Unterwäsche fanden die Mediziner dagegen erhöhte Konzentrationen des „Follikelstimulierenden Hormons“ (FSH), das die Spermienproduktion anregt. Dies könne eine Reaktion des Körpers auf die verringerte Spermienzahl sein.

Mínguez-Alarcón und ihre Kollegen untersuchten mehr als 650 Männer von Paaren, die wegen eines unerfüllten Kinderwunsches eine Klinik aufgesucht hatten, deren Spermienkonzentration sich aber im Normalbereich bewegte. Im Vergleich zu Männern, die andere Unterhosen bevorzugten, hatten die Boxershort-Träger 17 Prozent mehr Spermien und 33 Prozent mehr schwimmende Spermien.

Die Hoden liegen bei vielen Säugetieren außerhalb des Körpers. Bei ihnen benötigen Spermien niedrigere Temperaturen als 37 Grad, um zu reifen und zu funktionieren. Enge Unterwäsche – aber auch enge Überhosen, deren Einfluss in dieser Studie nicht untersucht wurde – bedingen größere Nähe zum Körper und damit höhere Temperaturen.

Mit der Studie ist es zwar nicht möglich, direkt zu beweisen, dass enge Unterhosen eine Ursache für eine geringere Spermienzahl sind. Die Autoren verweisen jedoch darauf, dass frühere Studien zu ähnlichen Ergebnissen gekommen seien. Bei einer davon hätten zwei Probanden jeweils monatelang enge und ebenso lang weite Unterhosen getragen.

"Nicht überbewerten!"

«Die Studie gibt einen Hinweis darauf, wie Männer mit Fertilitätseinschränkungen vielleicht günstigen Einfluss auf ihre Fruchtbarkeit nehmen können», meint Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie am Universitätsklinikum Münster, auf Anfrage. «Allerdings bewegen sich alle gemessenen Veränderungen im Normbereich. Man sollte diese Befunde also nicht überbewerten.» Vor allem weist Kliesch darauf hin: «Man darf ganz sicher nicht den Umkehrschluss machen, dass das Tragen von Nicht-Boxershorts zur Unfruchtbarkeit führt!»

Ähnlich äußert sich auch Florian Wagenlehner, Direktor der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg: «Untersuchungen zeigen eine Abnahme der Spermienqualität bei Männern in der westlichen Welt über die letzten Jahrzehnte. Mögliche Ursachen sind die Ernährung, ein erhöhter Body Mass Index, aber auch eine erhöhte Temperatur des Hodensacks.»

Viele dieser Einflussfaktoren, wie das Gewicht und Alter der untersuchten Männer, ob sie jemals geraucht haben oder ihre Liebe zu heißen Bädern wurden in der Studie beachtet. Sie beeinflussen deren Aussage also nicht. Die Autoren verweisen auch darauf, dass sie Probanden aus Fruchtbarkeitskliniken ausgewählt hatten. «Diese Studie kann einen Hinweis geben, dass es in der Beratung dieser Männer sinnvoll ist, auf die Möglichkeit einer negativen Beeinflussung der Fruchtbarkeit durch zu enge Unterhosen hinzuweisen und gegebenenfalls weite Unterhosen zu empfehlen», so Wagenlehner. rif/dpa

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