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Eine Mitarbeiterin wendet das CRISPR/Cas9-Verfahrens in einem Labor an.

© Gregor Fischer/dpa

Forscher arbeiten an neuem Schnelltest: Genschere Crispr kann SARS-CoV-2 in fünf Minuten nachweisen

US-Forscher haben eine Vorab-Studie zu einem Schnelltest-Verfahren veröffentlicht. Auch Chemie-Nobelpreisträgerin Jennifer Doudna ist beteiligt.

Von Gloria Geyer

Bislang dauert es mehrere Stunden, bis das Coronavirus in aufwendigen PCR-Tests nachgewiesen werden kann. US-Forscher haben nun einen weiteren möglichen Schnelltest für den Nachweis von SARS-CoV-2 entwickelt. Der neuartige Test beruht auf der Genschere Crispr und kann den ersten Untersuchungen zufolge innerhalb von wenigen Minuten ein Ergebnis liefern.

Die Studie, die auf der Seite MedRxiv für Preprints aus dem Medizinbereich veröffentlicht wurde, wurde fachlich noch nicht begutachtet. Zudem wurden den Forschern zufolge für die Studie nur fünf Proben untersucht.

Interessant wäre der Test etwa für Arztpraxen oder für Besucher und Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen - denn der ersten Veröffentlichung zufolge lag das Ergebnis binnen fünf Minuten vor.

Derzeit wird die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (PCR) als Standard für Coronatests in Laboren verwendet. Bei PCR-Verfahren wird durch einen Abstrich aus den Atemwegen Virus-Erbmaterial durch hochsensible molekulare Verfahren nachgewiesen. Die untersuchten Reaktionen müssen mehrfach wiederholt werden, was das Verfahren zeitaufwendig macht. Zudem sind die Tests kostenintensiv, da spezielle Geräte, wie der Thermocycler, notwendig sind.

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Die in Deutschland entwickelte Methode des Virusnachweis gilt jedoch nach wie vor als der „Goldstandard“. Denn das Verfahren ist sehr empfindlich - und damit genau.

An dem neuen Schnelltest-Verfahren arbeitet ein Team um Daniel Fletcher von der Universität von Berkeley und Melanie Ott vom Gladstone-Institut. Unterstützt wird das Forscherteam unter anderem von Jennifer Doudna. Die US-amerikanische Biochemikerin sorgte erst vergangene Woche für Aufsehen, als sie gemeinsam mit der französischen Mikrobiologin und Berlinerin Emmanuelle Charpentier für die Entwicklung der Genschere den diesjährigen Chemie-Nobelpreis gewann.

[Hausarzt, Teststellen, Krankenhaus: Wer kann sich wo testen lassen – und wer nicht? Lesen Sie hier einen Überblick.]

Das Verfahren, das auf der Genschere Crispr beruht und ebenfalls mit einem Sekret aus einem Abstrich durchgeführt wird, benutzt wie die PCR-Methode ein kurzes RNA-Molekül, um das entsprechende Gen zu finden. Im Gegensatz zur PCR-Methode wird nicht der Primer verwendet, sondern eine Leit-RNA. Wenn diese sich am Virusgen angelagert hat, wird sie von der Genschere zerschnitten.

Dabei wird eine Reporter-RNA freigesetzt, die einen Fluoreszenzmarker trägt und durch einen Laser zum Leuchten gebracht wird. Eine Kamera kann diese Farbe dann auffangen.

Wird die Maskenpflicht ausgeweitet?
Wird die Maskenpflicht ausgeweitet?

© imago images/Future Image

Der Test würde den Forschern zufolge nur ein kleines Nachweisgerät benötigen und könnte deshalb auch in Arztpraxen durchgeführt werden. Das Ergebnis könne mit Hilfe eines Smartphones erstellt werden. Der CRISPR-Schnelltest wäre somit nicht nur schneller, sondern auch preiswerter als das PCR-Verfahren.

Darüber hinaus könne die Viruslast ebenfalls gemessen werden. Diese Angabe könnte etwa für die potentielle Behandlungsmethode eines Covid-19-Patienten hilfreich sein, wie der Molekularbiologe Max Wilson in einer ersten Einschätzung dem "Sciencemagazin" erklärt.

Allerdings befindet sich der neuartige Crispr-Test noch in einem frühen Entwicklungsstudium. In weiteren Studien muss noch untersucht werden, inwiefern sich das Verfahren eignet.

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