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2009 protestieren Studierende in Berlin gegen Defizite in der Studienfinanzierung - mit einem Plakat, auf dem "Reiche Eltern - Ausverkauft" steht.

© Jochen Lübke/picture alliance/dpa

Finanzielle Lage Studierender in der Coronakrise: Auf das Elternhaus zurückgefallen

Im Digitalsemester ohne Job und wieder "zu Hause" wohnen? Eine Umfrage bestätigt Probleme, aber auch eine insgesamt geringe Neigung zum Studienabbruch.

Das Deutsche Studentenwerk (DSW) sieht bei der wirtschaftlichen Situation der Studierenden in der Coronakrise „Licht und Schatten“. So gebe es trotz des Wegfalls der Präsenzlehre und vieler Studentenjobs generell keine erhöhte Studienabbruchs-Absicht, die finanzielle Unterstützung der Eltern bleibe trotz Kurzarbeit stabil.

Gleichwohl kämpften 37 Prozent der erwerbstätigen Studierenden mit finanziellen Problemen, zehn Prozent hätten sich zu den Eltern „zurückgezogen“ und die Pandemie treffe die internationalen Studierenden und Studierende aus Nicht-Akademiker-Familien wirtschaftlich härter.

Dieses Fazit zieht das DSW aus neuen Daten zur Studienfinanzierung und zur Erwerbssituation der Studierenden im Pandemie-Sommersemester 2020, die am Donnerstag vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) veröffentlicht wurden. Die Daten beruhen auf einer bundesweiten Befragung von rund 28.600 Studierenden an 23 Hochschulen bundesweit.

[Ergebnisse einer DZHW-Befragung zur Studiensituation im Sommersemester 2020 finden sich hier: "Das ist natürlich kein normaler Semesterstart"]

„Erfreulich ist, dass für den Großteil der Studierenden die Pandemie ihr Studium nicht grundsätzlich gefährdet“, erklärte Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW). Finanzielle Einbußen durch Corona würden sie vor allem dadurch kompensieren, „dass sie entweder eigene Ersparnisse anzapfen oder im privaten Umfeld, etwa von der Familie oder Verwandten, finanziell stärker unterstützt werden“.

Höhere Abbruchgefahr bei Nicht-Akademiker-Kindern

Mit zunehmender Dauer der Pandemie scheine aber auch der Anteil von Studierenden zu wachsen, „die zumindest beabsichtigen, die Überbrückungshilfe der Bundesregierung zu beanspruchen, welche die Studentenwerke seit November 2020 wieder umsetzen“. Für Studierende in dauerhaft prekärer Lage sei allerdings eine grundlegende Reform der staatlichen Studienfinanzierung notwendig, so Meyer auf der Heyde.

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Dass ein nicht unerheblicher Teil der Studierenden mit Beginn des Digitalsemesters zu den Eltern zurückgezogen ist, stehe „der in dieser Lebensphase notwendigen eigenständigen Persönlichkeitsentwicklung“ entgegen.

Auch wenn die angespannte Situation bislang nur bei einem kleinen Teil der Studierenden mit einem höheren Abbruchrisiko einhergehe, weist das DZHW auf soziale Disparitäten hin. Neun Prozent der Studierenden mit einem in Deutschland erworbenem Hochschulzugang glaubten, ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung ihr Studium (eher) nicht fortsetzen zu können.

Unter Studierenden aus Nicht-Akademikerfamilien, deren Erwerbssituation schwieriger geworden ist, dachten 15,5 Prozent über einen Studienabbruch nach. Tatsächliche Abbrecherzahlen wurden nicht erhoben.

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