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Der Kapitän der "Rhosus", Boris Prokoshev, mit seiner Crew im Hafen von Beirut im Sommer 2014.

© REUTERS/Personal archives of Boris Musinchak

Update

Explosion von Beirut: Ehemaliger Schiffsbesitzer Igor Gretschuschkin wurde in Zypern verhört

Ihm gehörte das Schiff, das 2013 Tonnen Ammoniumnitrat in den Hafen von Beirut brachte. Libanons Präsident schließt unterdessen einen Anschlag nicht aus.

Medienberichten zufolge ist der russische Geschäftsmann Igor Gretschuschkin am Donnerstag in Zypern vorübergehend festgenommen und befragt worden. Das berichtet unter anderem die libanesische „The Daily Star" unter Berufung auf die zypriotische Polizei.

Gretschuschkin ist der ehemalige Besitzer des Frachtschiffs „Rhosus", das im November 2013 auf der Überfahrt nach Mosambik 2750 Tonnen Ammoniumnitrat in den Hafen von Beirut brachte.

Der explosive Stoff lagerte jahrelang illegal im Hafen von Beirut und detonierte höchstwahrscheinlich am Dienstagabend in der libanesischen Hauptstadt. Die Explosion zerstörte das komplette Hafenviertel und umliegende Gebiete, mindestens 135 Menschen starben, über 5000 wurden verletzt. Am Donnerstag wurden 16 Hafenmitarbeiter in Beirut festgenommen.

Das libanesische Nachrichtenportal „The Daily Star", „Al Jazeera" und die „Moscow Times“ berichten übereinstimmend, dass libanesische Behörden bei Interpol die Personenfahndung nach Gretschuschkin über einen sogenannten „Notice" anordneten. Daraufhin machte die zypriotische Polizei am Donnerstag den Aufenthaltsort des Mannes aus und verhörte ihn.

Die Antworten Gretschuschkins wurden an die Beiruter Behörden weitergeleitet, so der Sprecher der zypriotischen Polizei, Christos Andreou. Den Berichten nach soll er keine weiteren Angaben zur Befragung gemacht haben. Gretschuschkin soll der zypriotischen Tageszeitung „Politis" zufolge in der Hafenstaddt Limassol auf Zypern leben.

Die Ursache für die Explosionskatastrophe ist dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun zufolge noch unklar. Auch ein Raketenangriff oder ein Bombenanschlag werde demnach nicht ausgeschlossen, teilte das Präsidialamt am Freitag mit. Es werde untersucht, ob es sich um Fahrlässigkeit wegen der Lagerung hochexplosiven Materials, einen Unfall oder einen Eingriff von außen handele. Es gebe auch die Möglichkeit, dass die Explosion durch eine Rakete oder eine Bombe oder eine andere Tat ausgelöst worden sei, zitierte das Amt Aoun und bestätigte damit dessen Äußerungen gegenüber lokalen Medien.

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Gretschuschkin weist Verantwortung für Explosion zurück

Der in Zypern verhörte, russische Geschäftsmann hatte in Folge der Explosion in Beirut eine Mitverantwortung für die Katastrophe zurückgewiesen. Er sagte der Zeitung „Isvestija“, die Beiruter Behörden hätten der Schiffsbesatzung im November 2013 die Weiterfahrt untersagt und die Ladung beschlagnahmt, da sie als gefährlich eingestuft worden sei.

Libanesischen Sicherheitsquellen zufolge reichte eine libanesische Firma während des Transits der „Rhosus" in Beirut eine Beschwerde gegen das Frachtunternehmen ein. Die örtliche Justiz beschlagnahmte daraufhin die „Rhosus" und die Ladung wurde in den Hangar Nr. 12 im Beiruter Hafen gebracht, der beschlagnahmten Gütern vorbehalten war. Das Schiff wurde beschädigt und sank schließlich.

Nach Gretschuschkins Darstellung begründete der Libanon damals seine Entscheidung mit fehlenden Dokumenten. Außerdem hätten die Behörden Bedenken wegen der Transportbedingungen des gefährlichen Stoffes gehabt, sagte er.

Weil das Schiff nicht habe weiterfahren dürfen, sei sein Geschäft lahmgelegt gewesen. Er habe Strafe zahlen müssen und sei deshalb bankrottgegangen, behauptete der Geschäftsmann. Er wisse nicht, wer danach für die „Rhosus“ verantwortlich gewesen sei.

Das Frachtschiff, das unter moldawischer Flagge fuhr, war von Georgien nach Mosambik im Süden Afrika unterwegs. Der russische Kapitän Boris Prokoschev sagte der Zeitung „Isvestija“, in Beirut habe zusätzliche Fracht abgeholt werden sollen.

Weil die Hafensteuer nicht gezahlt worden sei, sei das Schiff festgesetzt worden. In anderen Berichten war auch dir Rede davon, dass der Besatzung Treibstoff und Proviant ausgegangen seien. Alle Besatzungsmitglieder hätten das Land verlassen, sagte Prokoschev. (mit AFP)

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