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Die Region zwischen Köln und Aachen ist in Deutschland besonders gefährdet.

© Abb: GFZ

Experten warnen vor Erdbebenschäden: Teile der Millionenstadt Köln könnten zerstört werden

Köln liegt in einer von Erdbeben bedrohten Zone. Welche verheerenden Folgen eine Erschütterung der Stärke 6,5 hätte, haben Geologen nun errechnet.

Ein starkes Erdbeben in der Region Köln hätte verheerende Folgen für die Millionenstadt. Zahlreiche Gebäude würden beschädigt oder zerstört, Straßen blockiert und es würde viele Verletzte und Tote geben. So sieht zumindest ein Szenario von Geoforschern für ein Beben der Stärke 6,5 in der Umgebung von Köln aus.

Auszuschließen ist das nicht, liegt die Stadt doch in einer von Erdbeben bedrohten Zone. Wissenschaftler des Deutschen Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) haben das Szenario mithilfe einer computergestützten numerischen Modellierung erstellt. Hintergrund ist die „Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2019“, die kürzlich dem Deutschen Bundestag vorgelegt wurde.

Große Teile der Kölner Innenstadt wären von Schäden betroffen. 
Große Teile der Kölner Innenstadt wären von Schäden betroffen. 

© Abb: GFZ

In dem 125 Seiten starken Dokument hat eine Expertengruppe auf Grundlage umfangreicher Forschungsarbeiten detailliert aufgelistet, mit welchen Auswirkungen bei solch starken Bodenbewegungen zu rechnen ist. Die Forscherinnen und Forscher des GFZ modellierten die durch ein solches Erdbeben hervorgerufenen Bodenbewegungen und quantifizierten mögliche Schäden an Gebäuden in der Stadt.

Die Forscherinnen und Forscher waren für ihre Berechnungen von einem fiktiven Beben – einem tektonischen Bruch – am Erftsprung in der Niederrheinischen Bucht, nur rund 15 Kilometer vom Kölner Dom entfernt, ausgegangen. Nur Sekunden später würden die Erdbebenwellen die nahe gelegene Stadt Köln erreichen, erklärt Marco Pilz, Wissenschaftler der GFZ-Sektion Erdbebengefährdung und dynamische Risiken.

Mehr als 10 000 Gebäudeschäden

Erdstöße dieser Stärke würden den Experten zufolge zahlreiche Häuser in Köln in Mitleidenschaft ziehen. „Von den geschätzten 170.000 Wohngebäuden in der Stadt könnten nach unseren Berechnungen mehr als 10.000 mäßige bis schwere Gebäudeschäden erleiden“, so die GFZ-Forscherin Cecilia Nievas. 

Gebäude mit älterer Bausubstanz würden voraussichtlich besonders betroffen sein. Sehr hoch sei die Wahrscheinlichkeit auf größere strukturelle Schäden mit rund 20 Prozent im Stadtzentrum und in den Stadtteilen und -bezirken Lindenthal, Lövenich, Ehrenfeld, Nippes und Chorweiler – insgesamt 6000 Gebäude wären betroffen.

Für etwa 800 Gebäuden überwiegend am Rand der Innenstadt gehen die Experten mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent von einer kompletten Zerstörung aus. Fast jedes Kölner Gebäude hätte bei einem Erdbeben der angenommenen Stärke mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens zehn Prozent zumindest leichte Schäden zu erleiden. 

Zu 60 Prozent sei damit zu rechnen, dass es 100 bis 1000 Todesfälle gibt. Mit mehr als zehn Prozent Wahrscheinlichkeit könnten auch über 1000 Todesopfer zu beklagen sein.

Szenario nicht aus der Luft gegriffen

Die weiteren Auswirkungen beispielsweise auf Versorgungseinrichtungen sind für die Wissenschaftler schwieriger zu beurteilen. Dies benötige noch weitere detaillierte Untersuchungen. 

Wichtige Fragen wären dabei, wie viele Krankenhäuser betroffen wären, welche Kapazitäten für die Behandlung der Verletzten verbleiben und wie gut die Notfallversorger in die betroffenen Regionen vordringen könnten. In der Stadt am Rhein dürfte dabei auch eine zentrale Rolle spielen, inwieweit die Brücken eine solches Erdbeben unbeschadet überstehen.

Das Szenario für Köln ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Die Niederrheinische Bucht ist ein Teil der rheinischen Erdbebenzone. Ein starkes Erdbeben ist hier nach Ermessen der Geoforscher „durchaus im Bereich des Möglichen“. 

Mit einem Erdbeben der Stärke von 6,5 ist in der Region Köln alle 1000 bis 3000 Jahre zu rechnen, wie der GFZ-Experte für historische Erdbeben, Gottfried Grünthal, erklärt. 

Gefährlichste Region in Deutschland

Etwa alle hundert bis dreihundert Jahre sei nach statistischen Analysen in der Niederrheinischen Bucht mit einem Beben der Stärke 5,5 zu rechnen. Die Region zwischen Köln und Aachen ist neben der Schwäbischen Alb das am stärksten durch Erdbeben gefährdete Gebiet in Deutschland.

Erdbeben-Hotspots in Deutschland.
Erdbeben-Hotspots in Deutschland.

© Abb: GFZ

Mehrmals im Monat gibt es in der Kölner Bucht Kleinbeben, auch stärkere Erdbeben kommen in der Region vor, so etwa am 3. April 1992, als ein Beben der Stärke 5,9 das niederländische Roermond erschütterte, am 22. Juli 2002 bebte der Boden mit der Stärke 5,0 in der Nähe von Alsdorf, am 4. März 1951 mit einer Magnitude von 5,8 bei Euskirchen. 

Das Erdbeben bei Düren vom 18. Februar 1756 gilt als eines der stärksten Erdbeben in Mitteleuropa, es wurde auf der Mercalliskala mit einer Stärke von VIII angegeben, was in etwa 6,5 auf der Richterskala entspricht. Die Beben in der Kölner Bucht entstehen dadurch, dass die afrikanische Platte südlich von Italien gegen die eurasische Platte drückt. Dieser Druck wird über den Rheingraben weitergeleitet. 

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