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Das „Langhalsige Lama“ war Darwin ein Rätsel.

© AFP/American Museum of National History/Jorge Blanco

Evolution: Darwins merkwürdiges Tier enträtselt

Die Knochen eines höckerlosen Kamels mit Nashornfüßen, die einst Charles Darwin in Patagonien fand, gehörten zu einer ausgestorbenen Lama-Art.

Als Charles Darwin auf einer seiner Reisen in Patagonien die Knochen eines seltsamen Tiers fand, war der Biologe und spätere Entdecker der Evolutionsprinzipien ratlos. Die Fossilien hätten „anders ausgesehen als alles, was er kannte“, sagt Michael Hofreiter von der Universität Potsdam. „Stellen Sie sich ein Kamel ohne Höcker vor mit Füßen wie ein schlankes Nashorn und einem Kopf wie ein Saiga“, einem Huftier mit einer Art Rüssel. Zweihundert Jahre lang konnten Paläontologen den Fund nicht eindeutig zuordnen. Jetzt hat Hofreiter das laut Darwin „merkwürdigste Tier, das jemals gefunden wurde“, mithilfe einer Analyse weniger Erbgutreste aus den Knochen identifizieren können.

Eine Lama-Art, die vor 11000 Jahren ausstarb

Demnach handelte es sich um das „Langhalsige Lama“ Macrauchenia patachonica aus der Gattung der Unpaarhufer, zu denen auch Pferde, Nashörner und Tapire zählen, schreibt Hofreiter im Fachblatt „Nature Communications“. Es hatte eine lange Schnauze und Nüstern, die oberhalb seiner Augen lagen. Es wog 400 bis 500 Kilogramm, lebte in offenen Landschaften und ernährte sich von Gras und Blättern.

Nicht nur die ungewöhnliche Kombination körperlicher Merkmale erschwerte es, zu bestimmen, ob das Tier mit dem Lama verwandt war. Für eine Verwandtschaftsanalyse gaben die Knochen nicht genug Erbmaterial her. „Wenn alte DNS zerstört und mit fremder DNS aus der Umwelt verunreinigt ist, sind wir auf Genmaterial enger Verwandter angewiesen“, sagt Michael Westbury, Hofreiters Kollege an der Universität Potsdam. Dies diene als Gerüst, um die DNS-Sequenz eines Fossils zu rekonstruieren. Allerdings waren im Falle von Macrauchenia keine nahen Verwandten bekannt. Daher nutzten Westbury und seine Kollegen Mitochondrien-DNS, die aus einem in Südchile gefundenen Fossil extrahiert wurde. So konnten die Forscher 80 Prozent des Genoms rekonstruieren und Macrauchenia in eine evolutionäre Zeitleiste einordnen. Demnach entwickelten sich die Tiere vor 66 Millionen Jahren, als sie sich von den Unpaarhufern trennten. Macrauchenia lebte bis zum späten Pleistozän vor etwa 20 000 bis 11 000 Jahren.

Warum Darwins „merkwürdigstes Tier“ ausstarb, bleibe eine offene Frage, sagt Hofreiter. Mögliche Ursachen seien „die Menschen, der Klimawandel oder eine Kombination aus beidem“. (AFP)

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