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Evolution: Ältester Gorilla lässt unseren gemeinsamen Vorfahren alt aussehen

Fossile Zahnfunde in Afrika lassen auf früheres Entstehen der Menschenaffen schließen

Der letzte gemeinsame Verwandte von Menschen und Gorillas könnte mindestens zwei Millionen Jahre früher gelebt haben als bisher angenommen. Forscher behaupten, sie hätten in Afrika versteinerte Zähne des frühesten Gorillas gefunden, der je entdeckt worden ist - und sie seien zehn Millionen Jahre alt.

Diese neue Spezies (Chororapithecus abyssinicus) aus Äthiopien schließt eine große Lücke in der Reihe dokumentierter fossiler Funde. Das Team aus äthiopischen und japanischen Forschern gründet seine Erkenntnisse auf den Fund von nur neun Zähnen von wenigstens drei Tieren, die in der Wüste von Afar, ungefähr 170 km östlich von Addis Abeba, entdeckt wurden.

Die Zähne, acht Backenzähne und ein Eckzahn, "sind zusammen nicht von denen moderner Gorilla-Unterarten zu unterscheiden", nicht in Größe, Proportionen oder innerer Struktur, sagt Gen Suwa von der Universität des Tokio Museums in Japan, der die Studie leitet. Das Team ist der Meinung, dass der Abweichungszeitpunkt in der Entwicklung von Menschen und Menschenaffen nicht ungefähr acht Millionen Jahren zurückliegt wie bisher angenommen (1), sondern "mehr als 10-11 Millionen Jahre", basierend auf dem Alter der neu entdeckten Spezies. Funktional, fügt er hinzu, scheinen sich die Zähne bereits zu entwickeln - sie konnten pflanzliche Nahrung zerkleinern, eine typische Eigenschaft der Gorillas -, obwohl dokumentierte Funde anderer pflanzenfressender Menschenaffen bereits existierten.

Dieser Fund könnte die Diskussion anheizen, wie Anthropologen und Genetiker die Abweichung der Entwicklung des Menschen vom Schimpansen auf einen Zeitpunkt vor sechs Millionen Jahren festlegen konnten. "Chororapithecus abyssinicus lässt wieder einmal vermuten, dass Afrika der Geburtsort sowohl des Menschen als auch des heutigen afrikanischen Menschenaffen ist" - und nicht Eurasien, wie einige Forscher behaupten, sagt Suwa.

Doch Paläontologe Jay Kelley, der Zähne von Primaten an der Universität von Chicago in Illinois untersucht und an dieser Studie nicht beteiligt war, ist skeptisch. "Ich bin nicht überzeugt, dass es sich überhaupt um einen Gorilla handelt", sagt er. Weitere Funde, Analysen und Diskussionen werden beweisen müssen, ob die Spezies ein Vorfahre der Hominiden ist, fügt er hinzu. Im Augenblick wäre er "sehr vorsichtig", einen einzigen Fund zum Anlass zu nehmen, den Abweichungszeitpunkt der Entwicklung von Hominiden und Gorilla-Schimpansen neu zu berechnen.

Suwas Team ist Teil der Initiative zur Aufdeckung menschlicher Ursprünge (Revealing Human Origins Initiative RHOI), ein Projekt, dass an verschiedenen Stellen in Afrika, Europa und Asien nach Spezies sucht, die dem frühesten bekannten Hominiden, dem sieben Millionen Jahre alten Sahelanthropus tchadensis, vorausgeht (2).

Vor ca. 15-20 Millionen Jahren gab es Dutzende Spezies von Primaten in Afrika und Eurasien - und die Menschenaffen dominierten das Feld. Doch fossile Funde zeigen, dass diese Spezies nicht die gleichen Charakteristika aufweisen wie heutige afrikanische Menschenaffen. "Aus dem Gen-Pool dieser verschiedenen Spezies hat sich der Vorfahre der afrikanischen Menschenaffen und des Menschen entwickelt", sagt Tim White, Paläoanthropologe an der Universität von Kalifornien in Berkeley und einer der RHOI-Direktoren. "Und das Ziel der RHOI ist es, diese gemeinsamen Vorfahren zu finden. In dem C. abyssinicus sehen wir jetzt einen Vorfahren der afrikanischen Menschenaffen."

(1) S. Kumar et al. Proc. Natl Acad. Sci. USA 102, 18842-18847; 2005 (2) M. Brunet et al. Nature 418, 145-151; 2002

Dieser Artikel wurde erstmals am 22.8.2007 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/448844a. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Rex Dalton

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