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Das ägyptische Museum am Tahir-Platz in Kairo.

© Museum of Cairo

Europäische Förderung ägyptischer Museen: Bröckelnde Ikone der Ägyptologie

Restaurieren, Konservieren, Digitalisieren: Das ägyptische Museum in Kairo braucht Unterstützung. Hilfe kommt jetzt auch aus Berlin.

Um die „Mutter aller ägyptischen Museen“ war es bislang nicht gut bestellt. Das 1902 am Tahrir-Platz im Herzen Kairos eröffnete erste und größte Museum für ägyptische Altertümer braucht eine Sanierung und einen Masterplan. „Die ägyptische Museumslandschaft steht vor großen strukturellen Veränderungen“, sagte Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung der Staatlichen Museen Berlin in der ägyptischen Botschaft in Berlin.

Die ägyptische Museumslandschaft ordnet sich gerade neu. Ende 2020 soll bei den Pyramiden von Gizeh das „Grand Egyptian Museum“ (GEM) eröffnen. 2017 ging bereits das „National Museum of Egyptian Civilisation“ (NMEC) am Rand der Altstadt von Kairo an den Start. Viele Objekte aus dem alten Nationalmuseum sollen dahin umziehen. Was aber geschieht nun mit der altehrwürdigen Ikone der Ägyptologie am Tahrir-Platz?

Die Europäische Union hat in Absprache mit der ägyptischen Antikenverwaltung 2018 beschlossen, gemeinsam mit europäischen und ägyptischen Partnern die Zukunft dieses bedeutenden Museums neu zu planen. In einem ersten Schritt sind für eine technische Bestandsaufnahme bis 2021 3,1 Millionen Euro bewilligt.

Europäische Museen helfen am Tahir-Platz

Fünf europäische Museen bringen am Tahrir-Platz ihre jeweiligen Stärken ein. Die Leitung des Konsortiums hat das Museo Egizio in Turin, das sich um das Sammlungsmanagement kümmert. Das British Museum hilft bei Kommunikation, Marketing und Sonderausstellungen, während sich die Kollegen des Louvre um Konservierung, die Restaurierung von Objekten und eine zeitgemäße Digitalstrategie kümmern. Das Rijksmuseum van Oudheden in Leiden wiederum bringt eine Forschungs- und Publikationsstrategie ein.

Und das Ägyptische Museum Berlin entwickelt zusammen mit der Generaldirektion der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) einen Masterplan für die architektonische Renovierung des Gebäudes. Die Zusammenarbeit mit den ägyptischen Kollegen erfolge auf Augenhöhe, betonte Seyfried. So diskutiere man beispielsweise, ob man die im Laufe der Jahrzehnte geschlossenen großen Fenster im Erdgeschoss wieder öffne, um das ursprüngliche Raumgefühl des imposanten Baus wiederherzustellen. Neben der architektonischen Sanierung müsse zudem die komplette Elektrik erneuert werden, sagte Seyfried.

Probleme in Kairo und Berlin sind vergleichbar

Die ägyptischen Kollegen hatten im Mai dieses Jahres bei einem Besuch der Baustelle des Pergamonmuseums die Gelegenheit, die grundlegende Sanierung eines historischen Gebäudes zu begutachten. Die Probleme in Berlin und in Kairo seien dabei durchaus vergleichbar, sagte Seyfried. Sie hofft, dass man bis März 2021 einen Masterplan erstellen kann, um in einem zweiten Schritt die Transformation des Museums mit deutlich mehr Mitteln voranzutreiben. „Jeder, der Ägypten, Kairo und die Ausgrabungen verstehen will, muss dort hingehen. Das Museum wird ein bedeutender Ort für die Kairoer im Herzen der Stadt bleiben“, sagte Seyfried.

Fortschritte vermeldet sie auch bei dem Echnaton-Museum in El-Minja, 250 Kilometer südlich von Kairo. Seit 2013 kämpft Seyfried um die Fortführung und Vollendung des 2003 begonnenen deutsch-ägyptischen Museumsprojektes von Arne Eggebrecht aus Hildesheim, das unweit von Tell Amarna die Funde und Schätze von Echnaton zeigen soll. Das imposante Gebäude hat die Form einer Pyramide, deren Außenhülle durch Strahlen gebrochen ist und die daher an den Sonnengott Aton erinnert.

Würdiges Konzept für die Schätze Ägyptens

Mit dem Architekten Noel McCauley hat Seyfried den Ort wiederholt besucht. Schließlich gewann sie das Auswärtige Amt dafür, den Innenausbau und damit die Vollendung des Baus über die Museumsagentur der Bundesregierung zu finanzieren. In zwei Monaten soll der Vertrag unterzeichnet werden. In Zusammenarbeit mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim und den ägyptischen Kollegen aus El-Minja hat Seyfried ein beeindruckendes Ausstellungskonzept für die Pyramide erarbeitet.

Von unten nach oben wird man durch die Amarna-Zeit geführt: Der Alltag normaler Menschen ist dabei ebenso Thema wie Würdenträger, die Königsfamilie und der Sonnengott Aton. Die Räume werden kleiner, je höher der Besucher steigt, die Exponate aber gleichzeitig eindrucksvoller. Die Pläne versprechen somit ein würdiges Museum für die Schätze der Amarna-Zeit um Echnaton und Nofretete, deren Präsenz in Berlin aber nicht zur Diskussion steht.

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