zum Hauptinhalt
Remdesivir ist in Europa unter Auflagen zugelassen – die EU bestellte nun eine halbe Million weiterer Dosen.

© Amr Abdallah Dalsh/Reuters

EU reserviert 500.000 Dosen Remdesivir: So wirkt das Corona-Medikament, das auch Trump einnahm

Remdesivir wurde ursprünglich entwickelt, um das Ebola-Virus zu behandeln. Nun ist es eine große Hoffnung in der Corona-Pandemie. Doch es gibt auch Zweifel.

Das Medikament Remdesivir ist in aller Munde – nicht erst, seitdem US-Präsident Donald Trump damit behandelt wurde. Nun hat die EU-Kommission 500.000 weitere Dosen des Corona-Mittels bei dem US-Pharmahersteller Gilead reserviert. Das Mittel könne nun in Brüssel beantragt werden, erklärte die Behörde am Mittwoch. Doch was genau hat es mit dem Medikament eigentlich auf sich? Ein paar Fragen und Antworten.

Was ist Remdesivir?

Remdesivir ist ein antivirales Medikament. Es wurde von dem US-Konzern Gilead eigentlich zur Behandlung von Ebola entwickelt – viele Ärzte schreiben der Substanz aber auch Wirkungen auf den Sars-CoV-2-Erreger zu.

In den USA und Japan hat das Medikament bereits Ausnahmegenehmigungen für die Behandlung von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus erhalten. Die EU-Kommission hatte Remdesivir Anfang Juli auf Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) im Schnellverfahren eine bedingte Marktzulassung erteilt. Remdesivir war bereits zuvor für die Behandlung schwerer Fälle verfügbar.

Wozu wird es eingesetzt?

Die EMA empfahl die Zulassung des Antivirus-Mittels ausschließlich für Corona-Patienten ab zwölf Jahren, die an einer Lungenentzündung leiden oder mit Sauerstoff versorgt werden müssen. „Wir setzen es bei Patienten ein, die Sauerstoff durch die Nase erhalten oder auch beatmet werden müssen“, berichtete Susanne Herold, Lungenforscherin an der Uniklinik Gießen, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn und Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Institutes (RKI).

Am Freitag wurde bekannt, dass die EU-Behörde derzeit Berichte über mögliche Nierenschäden durch die Einnahme von Remdesivir prüft. Über die Eignung von Remdesivir als Anti-Corona-Mittel hatte es von Anfang an Streit gegeben.

Im April hatten chinesische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „The Lancet“ eine Studie veröffentlicht, laut der „kein statistisch signifikanter klinischer Nutzen“ durch den Einsatz von Remdesivir bei Corona-Patienten zu erkennen sei. Der Gilead-Konzern und der renommierte US-Virologe Anthony Fauci hatten die Studienergebnisse aus China als nicht aussagekräftig bezeichnet – es habe zu wenige Probanden gegeben.

Wie wirkt Remdesivir?

Remdesivir stört die Vervielfältigung des viralen Erbguts und verhindert damit ihre Vermehrung. Klinische Studien an Rhesusaffen und Corona-Patienten zeigten, dass die Virusreplikation bei der Anwendung von Remdesivir gehemmt und Lungenschäden reduziert werden. Bei der Mehrheit der Behandelten trat zudem eine Verbesserung hinsichtlich des Sauerstoffbedarfs ein.

Entstehen weniger neue Viren, werden weniger weitere Zellen befallen und die Auswirkungen auf die Organe und Gewebe von Infizierten können eingegrenzt werden. Es wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigt aber auch bei Covid-19 Wirkung. Es verkürzt die Zeit bis zur Genesung.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Der Wirkstoff wird üblicherweise einmal täglich ins Blut der Patienten gespritzt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine Behandlungsdauer von fünf bis zehn Tagen, in schweren Fällen auch über längere Zeit. Es sollte erstmals in der Frühphase der Corona-Erkrankung eingesetzt werden. Ein späterer Behandlungsbeginn könnte demnach möglicherweise nachteilig sein.

Bei Patienten auf Intensivstationen kommt es nicht mehr zum Einsatz, wenn bereits Entzündungen durch eine überschießende Immunreaktion eingetreten sind. Zu diesem Zeitpunkt sind keine positiven Wirkungen des Mittels mehr zu erwarten.

Wie plant die EU mit Remdesivir?

Angesichts steigender Corona-Infektionen in mehreren europäischen Ländern können EU-Staaten jetzt zusätzliche Mengen des Wirkstoffs Remdesivir nachbestellen. Außerdem plant die EU-Kommission den Abschluss weiterer Verträge über gemeinsame Bezugsrechte mit dem Hersteller. „Wir müssen sicherstellen, dass die nötigen Therapeutika verfügbar sind“, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Ein erster Bezugsvertrag mit dem US-Pharmakonzern Gilead war im Juli geschlossen worden, um 30.000 Patienten in der EU versorgen zu können. Das Unternehmen produziert das auf Remdesivir basierende Medikament Veklury. Weitere Lieferungen der Arnzei gingen derzeit schon etwa in die Niederlande. Für die kommenden sechs Monate werde zudem ein neuer Rahmenvertrag zwischen der Kommission und Gilead angepeilt. (mit Agentur)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false