zum Hauptinhalt
Rückenfreundlich. Wer den Roboter nutzt, braucht sich nicht mehr zu bücken.

© Agrobot

Ernteroboter: Pflücken mit Gefühl

Bisher gelang es nicht, Erdbeeren maschinell zu ernten - die Früchte sind sehr empfindlich und bekommen rasch Druckstellen. Ein Roboter aus Spanien soll das jetzt besser machen.

Die Erdbeere ist die Mimose unter den Früchten. Sie reift langsam, braucht viel Sonne und wenig Regen. Außerdem nimmt sie die Ernte übel, denn selbst kleine Druckstellen führen dazu, dass die Frucht schnell verdirbt. Auch die Pflücker sind nicht gerade begeistert, müssen sie doch die Früchte sorgsam behandeln und sich außerdem ständig bücken. Ein Roboter könnte nun Abhilfe schaffen. Ingenieure der Firma „Agrobot“ aus Huelva, dem größten Erdbeeranbaugebiet Spaniens, haben eine Erntemaschine für die sensiblen Früchte entwickelt.

Der mehr als vier Meter lange Roboter wird von einem Menschen gesteuert, der auf der Maschine sitzt. Hinter der Motorhaube befindet sich die Ernteeinheit aus Kolben und Schläuchen, die an 20 grazilen Aluminiumstangen befestigt sind. Das sind die Greifarme des Roboters. Während der Traktor langsam an Erdbeerpflanzenreihen entlangfährt, positionieren sich die Greifarme seitlich des Roboters und pflücken die Früchte.

Doch wie schafft es eine Maschine, die empfindlichen Früchte schonend vom Strauch zu holen? Erntemaschinen für Stachelbeeren oder Äpfel werden schon seit längerem eingesetzt. „Sie schütteln das Obst ab und klauben es anschließend auf“, beschreibt Jürgen Feucht von der gleichnamigen Firma für Obsterntetechnik aus Baden-Württemberg. Erdbeeren würden bei dieser Vorgehensweise beschädigt werden. „Obendrein sind sie sehr fest am Stengel und lassen sich nicht so einfach abschütteln.“ Deshalb schlugen bislang alle Versuche fehl, die Erdbeerernte durch technische Hilfsmittel zu erleichtern. Die Vorgängermodelle des spanischen Ernteroboters konnten sich am Markt nicht durchsetzen.

Doch der neue Roboter schont nicht nur den Rücken, sondern auch die Beeren, sagt Miguel A. Vazquez, der die Technik mitentwickelt hat: „Wir hatten zunächst das Problem, dass die Früchte Druckstellen bekamen, sobald der Greifarm sie berührte, denn er hatte eine harte Oberfläche. Nun haben wir am Greifarm ein Auffangkörbchen angebracht. Es ist mit kleinen Rollen an den Innenwänden ausgestattet.“ So wird beim Pflücken Reibung vermieden und die Frucht bleibt unbeschädigt. Sobald das Körbchen die Beere umschließt, schnellen zwei Messer hervor, die jeweils an einer Seite befestigt sind, und knipsen die Erdbeere ab.

Damit die Greifarme reife von unreifen Früchten unterscheiden können, orten Kameras zunächst die Beeren und messen deren Reifegrad. Nur wenn sie rot genug sind, recken sich die Greifarme in ihre Richtung. „Die Technik ist vergleichbar mit Digitalkameras, die über einen Lächelmodus verfügen und erst dann auslösen, wenn eine Person lächelt“, sagt Vazquez.

Der Roboter erntet im Schnitt so viele Früchte wie sechs Pflücker in der gleichen Zeit. Allerdings ist er mit 100 000 Euro in der Anschaffung ziemlich teuer. Im spanischen Huelva werden die Erdbeeren nach wie vor von Hand gepflückt. Die menschliche Arbeitskraft ist dort so billig, dass sich die Anschaffung eines Ernteroboters für die Bauern nicht lohnt.

In Kalifornien, einem weiteren wichtigen Erdbeer-Lieferanten, ist der Ernteroboter bereits seit Januar im Einsatz. Dort ist der Anbau in der Hand weniger Großbauern, die über riesige Plantagen verfügen, da rechnet sich die Anschaffung so eines Roboters eher. Was Europa betrifft, ist Erntemaschinen-Experte Jürgen Feucht skeptisch: „Hier werden so bald keine Roboter über die Erdbeerfelder fahren.“

Zur Startseite