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Jubelnde Universitäts-Angehörige bei der Siegesfeier der Berliner Exzellenzunis in der Urania.

© Felix Noak/TU Berlin

Erfolg des Berliner Uni-Verbunds: Hauptstadt beansprucht drei Exzellenztitel

Nach der Entscheidung in der Exzellenzstrategie beginnt das große Rechnen: Zählt Berlin bloß als abstrakter Verbund oder gibt es drei Exzellenzkronen?

Wird das Ausmaß der Berliner Forschungsexzellenz nach der Entscheidung am Freitag vergangener Woche womöglich nicht angemessen wahrgenommen? Droht Berlin als abstrakter „Exzellenzverbund“ im Nordosten der Republik unter Wert durchzurutschen? Fragen, die sich wenige Tage nach dem Finale in Bonn stellen.

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) jedenfalls twitterte am Entscheidungsabend, „mit vier von elf Exzellenzuniversitäten“ sei Baden-Württemberg ja bestens aufgestellt. „Genau genommen sind es 13 Exzellenzuniversitäten“, korrigierte sogleich Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach. Bauers Formulierungsangebot zur Güte im Twitter-Thread: „Elf Exzellenzuniversitäten oder -universitätsverbünde“. Dabei ließ es Krach dann auch bewenden.

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Bleibt also die Frage, ob die Berliner Universitäten nur für ihre mit dem Verbundantrag erfolgreiche Berlin University Alliance (BUA) die Exzellenzkrone beanspruchen können. Oder auch für die drei einzelnen Unis - und für die Charité, die als Universitätsmedizin zur FU und HU gehört, aber eigenständig wahrgenommen wird?

Auf ihren Homepages präsentieren sich die Berliner Unis kurz nach dem BUA-Sieg unterschiedlich. „Freie Universität holt den Titel im Verbund“, heißt es selbstbewusst auf der FU-Homepage. Die HU gibt sich einheitsseliger: „Berlin University Alliance holt den Exzellenztitel. Zweiter Erfolg für die vier Berliner Partnerinnen.“ Ähnlich die TU als Exzellenz-Novizin, die bislang noch nicht Elite-Uni war: „Berlin University Alliance holt den Exzellenztitel. Großer Erfolg für TU Berlin, HU Berlin, FU Berlin und die Charité“.

"Eine sehr große Krone, die auf uns alle vier passt"

Der bei der Kür der Siegerinnen federführende Wissenschaftsrat stellt gegenüber dem Tagesspiegel klar: Korrekt sei allein die Formulierung „zehn Exzellenzuniversitäten und ein Exzellenzverbund“. So weit, so amtlich.

Nachgefragt bei Günter M. Ziegler, Mathematiker, Präsident der Freien Universität und erster Sprecher der Berlin University Alliance. Wie viele Exzellenzunis hat Berlin? Ziegler hat auch schon kritisch nachgerechnet: Die Zahl von „elf Exzellenzuniversitäten“, die auch der Wissenschaftsrat am Tag des Finales genannt habe, sei falsch. „Bürokratisch korrekt sind es ,elf Förderfälle‘, aber de facto waren 13 exzellente Universitäten im Wettbewerb erfolgreich: die drei Berliner Unis gemeinsam und die anderen einzeln“, sagt Ziegler.

Für die FU und die HU bedeute der Sieg in der neuen Exzellenzstrategie ja auch, dass sie ihren 2007 und 2012 errungenen Exzellenzstatus weiterführen können. „Das kann uns keiner nehmen", betont Ziegler. Also drei Berliner Kronen – und eine vierte für die Charité als Unimedizin von HU und FU? Der Allianz-Sprecher schlägt etwas anderes vor: „Das ist eine sehr große Krone, die auf uns alle vier passt.“

Für den Nestor der Berliner Exzellenzförderung Jürgen Zöllner (SPD) steht indes fest: Nur im Verbund sind die drei so weit gekommen. „Wären die Berlinerinnen ebenso wie die TUM und die LMU in München jeweils alleine angetreten, hätte Berlin jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach nur zwei Exzellenztitel, wenn nicht nur einen“, sagt Zöllner, der 2006 bis 2011 Wissenschaftssenator war. Darauf deute jedenfalls das Beispiel von Bonn und Köln hin. Die Uni Bonn, die es seit 2006 in drei Wettbewerbsdurchgängen nicht in den Kreis der Eliteunis geschafft hatte, habe einen Verbund mit Köln gewollt, das den Titel 2012 errang – und Bonn einen Korb gab. Jetzt hat es Bonn alleine geschafft, während Köln zwar ins Finale kam, am Ende aber aussortiert wurde.

Zum Verbund gedrängt - und jetzt "BUA Community"?

Insofern seien die Berliner Unis sehr gut beraten gewesen, es im Team zu versuchen, sagt Zöllner. Dass sie anfangs vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller und seinem Staatssekretär Steffen Krach (beide SPD) - und im Hintergrund auch von Zöllner - dazu gedrängt werden mussten, ist in Berlin kein Geheimnis.

Wie eng das Verhältnis der vier Schwestern wird, bleibt denn auch abzuwarten. Der professionelle DJ, der bei der Siegesfeier der Berlin University Alliance in der Urania am Freitagabend Stimmung machte, feuerte immer wieder die „BUA Community“ auf der Tanzfläche an. Ihre neue Identität als Exzellenz-Verbündete konnten Teams mit einer mobilen Fotobox dokumentieren. Neben Nerd-Brillen und Haaren in Regenbogenfarben gab es auch ein Pappschild mit der Aufschrift "I love Berlin University Alliance" zum Ins-Bild-halten.

Klar ist bei alledem aber: Viele Uni-Mitglieder hängen noch sehr an der eigenen Alma Mater und können bislang wenig mit dem abstrakten Verbund anfangen. Doch der steht ja auch erst am Anfang.

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