zum Hauptinhalt
Mikroplastik kann von Mückenlarven aufgenommen werden, so dass es auch in die ausgewachsenen Mücken und Tiere, die sich von den Fluginsekten ernähren, gelangen kann.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Schadstoffe in der Nahrungskette: Mikroplastik könnte über Mücken in Vögel und Fledermäuse gelangen

Insektenlarven fressen winzige Kunststoffpartikel. Im Experiment finden diese sich in ausgewachsenen Mücken wieder und könnten in Vögeln und Fledermäusen enden.

Mikroplastik kann Forschern zufolge über Mücken auch in Vögel, Fledermäuse und Spinnen gelangen. Winzige Kunststoffstückchen, die Mücken als Larven im Wasser geschluckt haben, seien auch noch in den ausgewachsenen, fliegenden Insekten zu finden. Das Mikroplastik könne so von deren Fressfeinden aufgenommen werden, schreiben die Wissenschaftler um Amanda Callaghan von der britischen University of Reading in den „Biology Letters“ der Royal Society.

Tausende Kügelchen bis ins Puppenstadium

Das Team untersuchte an der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens), wie kleine Kunststoffkügelchen über die verschiedenen Lebensstadien hinweg im Körper verbleiben. Die Forscher nutzten zunächst zwei Mikrometer (Tausendstel Millimeter) große Stückchen. Nachdem die Mücken im dritten Larvenstadium Wasser mit 80.000 Kügelchen pro Milliliter zu sich genommen hatten, fanden die Forscher im vierten Larvenstadium durchschnittlich jeweils noch 3000 davon. Im Puppenstadium waren es noch etwa 1000 Kügelchen. In den geschlüpften Mücken zählten die Forscher noch rund 40 davon.

Die Weitergabe des Mikroplastiks hängt jedoch von der Größe ab. Mückenlarven, in deren Wasser sich 15 Mikrometer große Kügelchen befanden, nahmen diese Stückchen weniger bereitwillig auf. Über die Lebensstadien hinweg waren in ihnen auch deutlich weniger Kügelchen zu finden, in den Mücken gar keine mehr. Allerdings entdeckten die Biologen eine Ausnahme: Wenn 2 und 15 Mikrometer große Kügelchen zugleich aufgenommen wurden, waren auch in den ausgewachsenen Mücken 15-Mikrometer-Kügelchen nachweisbar.

Ähnlicher Effekt bei anderen Insekten wahrscheinlich

Die Kunststoffkügelchen waren fluoreszierend und deshalb unter einem Mikroskop gut zu sehen. Auf diese Weise konnten die Forscher feststellen, wo im Körper das Mikroplastik den Wechsel zwischen den Lebensstadien überdauert. Es sind die Malpighischen Gefäße – Ausscheidungsorgane bei Insekten, die am ehesten mit den Nieren vergleichbar sind. Im Gegensatz zum Darm bleiben sie beim Wechsel der Lebensstadien weitgehend unverändert.

Die Forscher gehen davon aus, dass ihre Laborergebnisse auf andere Insekten übertragbar sind: „Während Stechmücken hier als Modellorganismus verwendet wurden, wird jedes Süßwasserinsekt, das Mikroplastik aufnehmen kann, wahrscheinlich Kunststoffe in ein terrestrisches erwachsenes Stadium übertragen“, schreiben sie in ihrer Studie. Ihren Angaben zufolge ist dies die erste Studie, die nachweist, dass Mikroplastik aus Gewässern über Fluginsekten in die Nahrungskette von Landlebewesen gelangen kann.

Kaum erforschte Auswirkungen von Mikroplastik

Mikroplastik gilt als eines der gefährlichsten Umweltprobleme der Gegenwart und Zukunft. Ausreichend erforscht sind seine Wirkungen bislang nicht. Effekte etwa auf den Energiehaushalt und die Fortpflanzung von wirbellosen Tieren sind nachgewiesen. Mikroplastik scheint auch Schadstoffe besonders gut zu binden, die damit noch effektiver als bislang in Nahrungsketten und damit auch auf den Teller gelangen können. Sie begünstigen auch die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime. Ob aufgenommenes Mikroplastik etwas mit dem derzeit beobachteten Insektensterben und auch dem Rückgang von Vogelpopulationen zu tun hat, ist unklar.

Ursache der weltweiten Kontamination von Böden und Gewässern mit den kleinen Kunststoffteilchen ist, dass sehr viel Plastik in die Umwelt gelangt und dort nicht komplett abgebaut wird, sondern – etwa unter Einfluss von Sonnenlicht – nur in winzige Partikel zerfällt. (rif/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false