zum Hauptinhalt

Einstellung des Archäologie-Studiengangs: Humboldts Archäologen wollen den Präsidenten verklagen

Die Archäologie-Studenten der Humboldt-Universität protestieren gemeinsam mit ihrem Professor gegen die Einstellung ihres Fachs. Dem HU-Präsidenten wird der Bruch an Vertrauensschutz angelastet.

Studierende der Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität (HU) protestieren gemeinsam mit ihrem Professor gegen die Einstellung ihres Fachs. Sie wollten „Klage gegen den Bruch ihres Vertrauensschutzes sowie Dienstaufsichtsbeschwerden“ gegen den Präsidenten der HU sowie den Dekan ihres Fachbereichs einreichen, heißt es in einer Erklärung. Dass die archäologische Disziplin abgewickelt wird, steht schon seit 2004 fest. Damals legte die HU unter dem vom Senat auferlegten Sparzwang einen Strukturplan vor, nach dem 73 Professuren gestrichen werden sollen. In der Ur- und Frühgeschichte werden seitdem keine neuen Studenten mehr immatrikuliert. Den bereits Eingeschriebenen sicherte die Uni „Vertrauensschutz“ zu, sie können ihr Studium in der Regelstudienzeit plus drei Semestern beenden. Im Sommer 2009 soll dann endgültig Schluss sein.

Wegen der Studiensituation sei der Magisterabschluss bis dahin längst nicht für alle zu schaffen, sagt Studentenvertreter Nils Stadje. Der letzte verbliebene Professor, Johan Callmer, geht nach diesem Semester in den Ruhestand. Statt der von den Studierenden geforderten Vertretungsprofessur sollen nun Lehrbeauftragte beschäftigt werden. Die aber wären schon wegen der geringen Bezahlung – 300 bis 400 Euro im Semester – nicht bereit, bis zu 100 Magisterarbeiten zu betreuen. Dekan Michael Borgolte bestätigt, dass Lehrbeauftragte den Lehrbetrieb aufrechterhalten sollen.

Vor- und Frühgeschichte passe auch nicht in die FU-Archäologie

HU-Präsident Christoph Markschies hatte den Studierenden im Februar 2006 erklärt, er mache sich für eine Stiftungsprofessur stark und verhandele bereits mit dem Deutschen Archäologischen Institut darüber. Aufgrund der Tradition des Faches und weil die Wissenschaftler „überaus aktiv“ seien und viele Drittmittel einwürben, müsse die Ur- und Frühgeschichte an der HU erhalten bleiben, sagte Markschies damals (wir berichteten). In mehreren Gesprächen habe der Präsident die Studierenden „immer wieder vertröstet“, sagt Stadje. Markschies war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Ein Sprecher der HU sagte, es werde weiterhin alles getan, um den Vertrauensschutz zu gewährleisten.

Definitiv gescheitert sei die in der gemeinsamen Strukturplanung der Berliner Unis geplante Verlagerung des Lehrstuhls an die Freie Universität (FU), bestätigen Borgolte und der HU-Sprecher. Die Vor- und Frühgeschichte passe nicht in das Profil der FU-Archäologie, sagt Borgolte. Er wirft Johan Callmer vor, sich nicht um Kooperationen etwa mit der Klassischen Archäologie der HU bemüht zu haben, um sein Fach zu retten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false