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Geschrieben hat das Werk die Neurowissenschaftlerin Hana Roš, die amüsanten und prägnanten Schwarz-Weiß-Bilder stammen von ihrem Kollegen Matteo Farinella.

© promo

Ein Comic erklärt das Phänomen Gehirn: Reise ins Ich

Neurowissenschaftler erklären im Buch "Das Gehirn" den menschlichen Denkapparat - amüsant und prägnant.

Wer sich selbst erkennen will, muss sich die anderen anschauen. Das wusste schon Sokrates. Denn blickt ein Auge in einen Spiegel, realisierte der griechische Philosoph, ist es selbst einer. Ein Problem, das die Hirnforschung bis heute beschäftigt. Hier wie dort ist der Gegenstand der Beobachtung mit dem Instrument derselbigen identisch.

Getreu Sokrates ist es dann auch der Anblick einer lesenden Frau, der den namenlosen Protagonisten des Wissenschaftscomics „Das Gehirn“ in seinen eigenen Schädel katapultiert. Eben noch in der Wüste, findet er sich plötzlich in einem Wald aus Neuronen wieder.

Reise ins Ich

Dort erwartet ihn der Nobelpreisträger Santiago Ramón y Cajal, der dem verwirrten Neuankömmling erst mal den Aufbau und die Funktion von Neuronen erklärt, bevor er ihn auf eine Reise durch Axone und vorbei am Hippocampus schickt. Auf dem Weg begegnet er den Forschern Alan Hodgkin und Eric Kandel, Pawlows Hund, einem Riesenkalmar und schlussendlich sich selbst.

Der Comic bildet eine einprägsame Grundlage für die weitere Lektüre.
Der Comic bildet eine einprägsame Grundlage für die weitere Lektüre.

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Geschrieben hat das Werk die Neurowissenschaftlerin Hana Roš, die amüsanten und prägnanten Schwarz-Weiß-Bilder stammen von ihrem Kollegen Matteo Farinella. Neurotransmitter springen bei ihm als mit riesigen Schlüsseln ausgerüstete Fallschirmjäger in den Synaptischen Spalt. Die Rezeptoren sind Falltüren. Antagonisten – die Substanzen, die den Zugang zu den Rezeptoren blockieren – zeichnet er als geifernde Monster mit mächtigen Klauen.

Formeln gibt es nicht

So weit, so anschaulich. Im Vergleich zu Wissenschaftscomics wie „Das Geheimnis der Quantenwelt“, in dem Thibault Damour und Mathieu Burniat Experimentalphysik erklären, oder „Economix“, in dem Michael Goodwin und Dan E. Burr Wirtschaftstheorie erläutern, geht „Das Gehirn“ allerdings deutlich weniger in die Tiefe. Chemische Formeln gibt es hier nicht, Diskurse über die emotionale Verschlagwortung von Erinnerungen oder Gehirnwellen werden nur in Stichworten erwähnt.

Eine einprägsame Grundlage für die weitere Lektüre ist das Buch aber in jedem Fall, und klar wird auch: So einfach wie bei Sokrates, für den Körper und Geist noch streng voneinander getrennte Einheiten waren, so einfach funktioniert das Gehirn wahrlich nicht.

Matteo Farinella & Hana Roš: „Das Gehirn“, Verlag Antje Kunstmann, 2018, 136 Seiten, 20 Euro

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