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Virologe Christian Drosten bereitet die Corona-Mutation keine allzu großen Sorgen.

© Britta Pedersen/dpa

Drosten über Corona-Mutation: „Ich denke, dass das schon in Deutschland ist“

Charité-Virologe Drosten warnt vor Panikmache in Zusammenhang mit einer neuen Virusvariante in Großbritannien. Noch gebe es kaum gesicherte Erkenntnisse.

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk am Montagmorgen hat der Charité-Virologe Christian Drosten vor Panikmache in Zusammenhang mit dem Aufkommen einer neuen Virusvariante des Coronavirus gewarnt.

Noch sei vieles, was über die neue Virusvariante gesagt und geschrieben werde, nicht wissenschaftlich bestätigt, sagte er. Entsprechende Informationen hätten britische Forscher für die kommenden Tage angekündigt. 

Aktuelle Aussagen, wie die Zahl, dass die Mutation 70 Prozent ansteckender sei, beruhten nicht auf gesicherten Erkenntnissen, sondern seien Schätzwerte, die ihren Weg über die Politik in die Medien gefunden hätten. Es dauere jetzt schlicht ein paar Tage, bis „eindeutige Botschaften“ der Forscher vorlägen. 

„Ich bin im Moment nicht so sehr besorgt“, sagte Drosten weiter. „Es kann wissenschaftliche Überraschungen geben. Aber ich bin alles andere als beunruhigt.“ Zugleich nannte er das aktuelle Vorgehen, den Reiseverkehr aus Großbritannien zu unterbrechen, „vorsichtig“ und angemessen. Wenn es mehr Informationen gebe, könne die Politik dann entsprechend reagieren. 

Mit Blick auf den Süden Englands, wo die neue Virusvariante sich derzeit hauptsächlich ausbreitet, fragte Drosten: „Spült das Virus mit einer neuen Welle hoch, oder ist das Virus für die Welle verantwortlich?“ Das sei eine wichtige Frage, die nicht einfach beantwortet werden könne. 

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Er verwies auf andere Länder, wo die Variante nachgewiesen sei und wo es keinen direkten, starken Anstieg gegeben habe. Gleichzeitig betonte Drosten, dass er die neue Virusvariante „nicht verharmlosen“ wolle. Vor allem die Tatsache, dass die Bindung an die menschliche Zelle stärker würde, nannte er interessant. Allerdings sagte Drosten, dass dieser Umstand das Virus sogar schwächen könnte: „Das muss nicht gut sein für das Virus.“ 

Laut Drosten spricht einiges dafür, dass das neue Virus längst viele Grenzen überwunden hat. „Ich denke, dass das schon in Deutschland ist“, sagte er. Die Virusmutation sei in England schon seit einigen Monaten in der Verbreitung und habe ihren Weg in verschiedene europäische Länder gefunden.

„Wir wissen, dass es in Europa und sogar in Australien ist. Warum sollte es nicht in Deutschland sein?“ Dass die Mutation Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Impfstoffe hat, glaubt Drosten nicht. Dafür sei die Veränderung des Virus nicht weitgehend genug und die Impfstoffe zu breit in der Wirkung.

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