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Welche Rolle spielt Deutschland bei einer Plattform für digitale Hochschulbildung?

© Peter Steffen/dpa

Digitalisierung: FDP will eine "European Digital University"

Die Bundesregierung schläft bei einer EU-Plattform für digitale Unibildung, kritisiert die FDP. Sie fordert die Einrichtung einer "European Digital University".

Die EU-Kommission will im Rahmen ihres Aktionsplans für digitale Bildung eine Plattform für digitale Hochschulbildung aufbauen. Doch von Seiten der Bundesregierung gibt es dabei bisher wenig Fortschritte, wie die Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion zeigt. Demnach hat sich die Bundesregierung in den entsprechenden europäischen Gremien noch nicht geäußert, obwohl die Abstimmung des Projekts auf europäischer Ebene längst begonnen habe, kritisiert Jens Brandenburg, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag.

Der Zeitraum 2019 bis 2020 wird in der Antwort als „Definitions-, Entwicklungs- und Testphase“ für die Plattform vonseiten der Europäischen Kommission genannt, ab 2021 sollen bei der Plattform „Funktionalitäten finalisiert und anwendbar sein“. Die Bundesregierung halte es vor diesem Hintergrund für „verfrüht“, bereits von einer Einrichtung der Plattform zu sprechen. Auch wie viel Geld dafür aufgewendet werde, könne bisher nicht gesagt werden, schreibt Michael Meister (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium (BMBF), in seiner Antwort.

Kritik der FDP: Die Bundesregierung bremse die Plattform aus

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) solle die Plattform „nicht weiter ausbremsen, sondern aktiv vorantreiben“, sagte Brandenburg dem Tagesspiegel. Weiter fordert er, dass die Plattform von der EU gleich als eine „European Digital University“ aufgesetzt wird. Eine solche  digitale Universität müsse allen Europäern einen direkten Zugang zur besten Lehre ermöglichen, unabhängig vom Wohnort und finanziellen Möglichkeiten. „Die Physik-Professorin aus Madrid und der Philosophie-Kurs aus Paris auf dem eigenen Tablet können schon bald für jeden greifbar sein“, sagte Brandenburg.

In dem Aktionsplan zur digitalen Bildung, den die EU-Kommission 2018 veröffentlicht hat, wird die Plattform bisher folgendermaßen charakterisiert: Sie solle eine „zentrale Anlaufstelle“ für Online-Lernangebote, gemischte Mobilität, virtuelle Campusse und den Austausch bewährter Verfahren zwischen Hochschuleinrichtungen sein. Die Plattform solle insbesondere auch die Qualität der Lehre verbessern, die Hochschulen darüber „Best-Practice“-Beispiele austauschen.

Allein in Deutschland gibt es sieben Initiativen für einen virtuellen Campus

Das Bildungsministerium konzentriert sich in seiner Antwort jetzt aber stark auf den reibungslosen Austausch von Studierendendaten zwischen europäischen Hochschulen als Ziel der Plattform, was auch die EU-Kommission in den Vordergrund stelle. Das sei eine „wesentliche Erfolgsbedingung für Studierendenmobilität“, heißt es.

Für Brandenburg sind die Aussagen ein Zeichen, dass die Bundesregierung bei dem Vorhaben insgesamt „leidenschafts- und ambitionslos“ sei: „Wer den größten virtuellen Campus Europas auf technische Schnittstellen reduziert, verspielt die Zukunft der europäischen Jugend.“

Die EU-Kommission ist übrigens nicht die einzige, die virtuelle Hochschulplattformen plant oder bereits in Gang gebracht hat. Allein für Deutschland nennt das Bildungsministerium in seiner Antwort sieben verschiedene Initiativen – auch das ein Zeichen, das hier noch viel Koordinierungsarbeit zu leisten ist.

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