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International Day an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

© Patrick Pleul/picture alliance/dpa

Digitale Netzwerkuniversität: Eine Brücke zwischen Deutschland, Russland und der Ukraine

Ein "gemeinsamer Lernraum" im Kriegszustand? Die Digitale Netzwerkuniversität mit Beteiligung von Russland und der Ukraine soll es möglich machen.

Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen haben sich im vergangenen Jahrzehnt stark abgekühlt. Innerhalb der ehemaligen Sowjetunion stellen sich die Verhältnisse noch weit dramatischer dar. Einschneidend sind hier der anhaltende Kriegszustand in der Ukraine und der Kaukasus-Krieg von 2008. Doch es gibt eine wissenschaftliche Initiative, die zeigen will, dass „Bildung auch in Krisenzeiten über Ländergrenzen hinweg funktioniert“: die Digitale Netzwerkuniversität unter deutscher Federführung.

In der Netzwerkuniversität, die am Donnerstagnachmittag in Berlin offiziell gegründet werden soll, kooperieren Universitäten aus Russland, der Ukraine und Georgien eng miteinander. Die Initiative geht von Deutschland aus, federführend ist das Goethe-Institut, unterstützt vom Auswärtigen Amt.

"Fantastische Beziehungen", wenn es um die Studierenden geht

„Wir arbeiten seit zwei Jahren an einem gemeinsamen Lernraum“, sagt Anne Schönhagen, Projektleiterin und stellvertretende Leiterin des Goethe-Instituts in Moskau. „Auf Arbeitsebene“ funktionierten die Beziehungen zwischen den Hochschulvertretern der Länder der ehemaligen Sowjetunion „ganz fantastisch“. Alle seien „überzeugt, dass über die Zusammenarbeit in der Bildung ein eigener Raum kreiert wird“. Für den Präsidenten des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann ist die Netzwerkuni ein „Gegenentwurf zu nationalistischen Tendenzen“.

An dem virtuellen Zusammenschluss zur Digitalen Netzwerkuniversität beteiligt sind von deutscher Seite die Unis in Bremen, Bochum und Frankfurt (Oder), österreichische Partnerin ist die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien. In Russland machen die Higher School of Economics in Moskau, die staatliche Universität Tjumen und die Föderale Universität Kasan mit – allesamt Top-Unis im russischen Exzellenz-Ranking, wie Schönhagen betont. In Georgien sind die Staatliche Ilia-Universität Tbilissi und in der Ukraine die Staatliche Universität Mariupol dabei.

Die Studierenden der fünf Länder tauschen sich online aus

Starten soll die Digitale Netzwerkuniversität in diesen Tagen mit ersten Online-Angeboten zur Nachhaltigen Entwicklung, zum transkulturellen Lernen, Konfliktprävention und Friedensforschung und Deutsch als Fremdsprache. Nur Studierende der beteiligten Unis können die Kurse belegen und sie sich im Wahlpflichtbereich mit ECTS-Punkten anrechnen lassen. Die meisten der Online-Veranstaltungen werden in deutscher Sprache angeboten.

Im Zentrum sollen „Ankerkurse“ stehen, die von jeweils drei Unis erstellt werden. Im Programm „Zukünfte gestalten: Bildung für nachhaltige Entwicklung“, das aus Kasan, Wien und Bremen kommt, sollen 25 Studierende unter anderem Megatrends zur regionalen Entwicklung – Stichwort: Stadt- und Landflucht – oder zur Verkehrsinfrastruktur in ihren Ländern untersuchen. Vorlesung und Seminar werden eng von Tutoren betreut, erklärt Schönhagen. Die Studierenden können sich in Chatrooms und über Social Media-Kanäle austauschen, sollen gemeinsam an Planspielen teilnehmen.

Multiplikatoren für ein friedliches Miteinander

Ziel der Netzwerkuniversität ist es, junge Multiplikatoren für ein friedliches Miteinander auf dem europäischen Kontinent auszubilden. „Sie sollen eigene internationale Erfahrungen gegen Feindbilder und Propaganda setzen können“, sagt Schönhagen. Die Netzwerkuni solle international wachsen. Weitere interessierte Hochschulen aus Deutschland, Österreich, Russland, Georgien und der Ukraine, aber auch aus den USA hätten sich schon gemeldet.

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