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Die Zahl Null: Inder zähmten die unheimliche Zahl

Die Null ist keine normale Zahl. Steht sie doch, anders als die Eins, Zwei oder Drei nicht für Etwas, sondern für Nichts. Deshalb hatte sie es schwer, sich durchzusetzen. Mehr noch, sie wurde regelrecht verdammt.

Schon Aristoteles hatte behauptet, die Natur schrecke vor dem Nichts – und damit der Null – zurück. Dem christlichen Mittelalter galt sie als gottlos und als Zeichen des Teufels. Die Maya sahen in der Null das Symbol des Todesgotts.

Zwar war die Null etwa den Sumerern, Babyloniern oder Maya geläufig, doch blieb ihr Potenzial verborgen. Erst die Inder wagten es, in den Abgrund der Leere zu blicken. Das mag mit der östlichen Philosophie zusammenhängen, in der das Nichts durchaus Platz hat. Die Resozialisierung der Null begann mit einer Schrift, die der Astronom Brahmagupta etwa im Jahr 628 verfasst hat. Er behandelte die Null nicht mehr nur als Symbol oder Zahl, sondern als abstrakte Einheit, als Ziffer. Damit eröffneten sich neue Welten. Mit der Null als Ziffer kann man im Zehnersystem große Zahlen mühelos darstellen, etwa von 20 bis 2 000 000. Es lässt sich hervorragend rechnen, und negative Zahlen betreten die Bühne. Dennoch dauerte es noch rund 1000 Jahre, bis die einst frevelhafte Null auch im westlichen Kulturkreis gesiegt hatte. Heute rechnen die Computer mit null und eins, und niemand nimmt mehr daran Anstoß.

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