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Die Krise durch das Coronavirus macht auch einsam, so fühlen viele.

© Matthias Balk/dpa

Deutschland in Zeiten des Coronavirus: Die Reise ins Ungewisse hat gerade erst begonnen

Die politische Linie verändert sich ständig. Das beruhigt nicht wirklich. Jeder Einzelne wird geprüft. Wie wir damit umgehen, darauf kommt es an. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Alles wird anders, nahezu jeden Tag. Und wir stehen davor, wissen nicht, was wir davon halten sollen. So ist es doch, oder? Ausgangssperren... Wer will das schon. Wer dann die Bilder aus Spanien und Italien sieht, wo das Militär Leichensäcke abtransportiert, wo Leichen in Kirchen aufgebahrt sind, der fühlt sich - wohlgemerkt: fühlt sich - herausgefordert wie kaum je zuvor.

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Gefühl und Ratio geraten in Widerstreit. Und das jetzt schon, da die Coronakrise erst noch bestanden werden muss. Es ist nämlich leicht gesagt: Nerven und Ruhe bewahren. So unruhig alles um uns herum ist, so tosend. Der Rückzug in sich selbst, um das Äußere auf Abstand zu bringen - das wäre die eine große Herausforderung unserer Tage. Womöglich die größte. Wo der Feind unsichtbar bleibt, ein Virus ist - ist er das auch für die Psyche.

Vielleicht beginnt deshalb eine neue Innerlichkeit, ausgehend von einer nach innen, auf das eigene Bewusstsein, die psychischen Vorgänge gerichteten Beobachtung? Das andere ist die Beschneidung dessen, was uns buchstäblich an Raum zur (freien) Entfaltung bleibt.

Gegenwärtig bleibt nichts, als sich zu bescheiden, im Licht der Ereignisse den Kopf zum Kosmos zu machen. Das ist wohl umso nötiger, als das Zusammenspiel der Verantwortlichen - hier Angela Merkel, die besonnene Bundeskanzlerin, da Markus Söder, der sehr entschlusswillige Ministerpräsident - zu einer nahezu permanenten Veränderung der Linie führt. Die nicht nur beruhigend wirkt.

Hintergrund über das Coronavirus:

Homöopathische Dosen, in denen uns, den Regierten, von den Regierenden nahegebracht werden soll, wie es weitergeht, erreichen womöglich bald das Gegenteil des Gewünschten. Damit hält die Ruhe nicht.

Ob die Kanzlerin in ihrer Ansprache das gemeint hat? Jeder Einzelne wird jetzt geprüft, auf Herz und Nieren und Verstand, in einer Weise, die nicht so einfach zu leisten ist. Du bist dir selbst dein wichtigstes Führungsinstrument, heißt es ja. Sich selbst in diesen Zeiten der gefühlten Vereinzelung so führen zu sollen, dass es auf andere positiv einwirkt, wird das Denken auf Dauer beeinflussen. Eine Reise ins Ungewisse hat begonnen. Nur so viel ist sicher. Das lernen wir gerade jeden Tag.

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