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Unfälle wie in Seveso trugen dazu bei, dass die Warnungen des "Club of Rome" wahrgenommen wurden. 1976 war aus dem Chemiewerk Icmesa nahe Mailand eine Giftgaswolke entwichen und hatte die Nachbargemeinde Seveso verseucht.

© ANSA/picture alliance / dpa

Der Club of Rome wird 50: Keine Grenzen des Warnens

Den Forschern des Club of Rome ging es nicht um "Grenzen des Wachstums", sondern um eine Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks des Menschen.

Vier Jahre nach seiner Gründung wurde der „Club of Rome“ 1972 auf einen Schlag bekannt: Der Verein hatte eine Gruppe Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) beauftragt, in Computersimulationen die Zukunft der Welt zu berechnen. Fast alle Szenarien mündeten zwischen 2015 und 2050 in einen Kollaps: Je nachdem, wie man die Prämissen wählte, nahm mal die Umweltverschmutzung dramatische Ausmaße an oder der Industrie gingen die Rohstoffe aus. Nur mit drastischer Umorientierung, so die Autoren, könne man den Zusammenbruch der Weltwirtschaft und einen steilen Rückgang der Bevölkerung abwenden. 13 Millionen Mal verkaufte sich der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ seitdem.

Schlagwort Apokalypse

Auf dem Festakt zum 50. Geburtstag des Club of Rome im schweizerischen Winterthur, dem heutigen Sitz des Verbands, erklärte der Wouter van Dieren vor rund 100 geladenen Gästen das Geheimnis dieses Welterfolgs: Er sei damals Journalist gewesen und habe 100 Kopien des Buchs an Politiker verschickt – versehen mit dem Aufdruck „vertraulich“ und den wichtigsten Schlagworten in einem Begleitschreiben: ein Verein aus Wissenschaftlern und Industriellen, Beteiligung der US-amerikanischen und der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, und der Begriff Apokalypse.

„Letztlich ging es aber nicht um Grenzen des Wachstums“, sagt Anders Wijkman, einer der beiden Präsidenten des Club of Rome. „Es ging darum, unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.“ Das Ziel auch heute müsse sein, Wirtschaft wachsen zu lassen, ohne zugleich mehr Treibhausgase auszustoßen. „Ich komme aus einem Land, das für sich in Anspruch nimmt, das geschafft zu haben“, sagt der schwedische Politiker. Doch das gelte nur, wenn man sich auf die Emissionen beschränke, die von Schweden im eigenen Land zu verantworten sind. Er warnt zudem davor, nur auf die Energieproduktion zu blicken: „Mehr als 20 Prozent der Emissionen gehen auf das Konto von Zement, Stahl, Aluminium und Plastik. Hier brauchen wir neue Produktionsmethoden.“

Eine neue Aufklärung ist nötig

40 Berichte hat der Club of Rome mittlerweile veröffentlicht. Der jüngste trägt den Titel „Wir sind dran. Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen“ (Gütersloher Verlagshaus 2017). Er vergleicht die früher eher leere mit der heutigen vollen Welt. „Wenn man in der leeren Welt zu wenige Fische fing, brauchte man mehr Fischer“, sagt Ernst Ulrich von Weizsäcker, ebenfalls Co-Präsident des Verbands. „In der vollen Welt müssen wir das Gegenteil tun: Wir müssen Gebiete ausweisen, in denen das Fischen verboten ist.“ Er fordert ein Umdenken, eine neue Aufklärung (siehe Interview).

Dieselbe Botschaft hat auch Amanda Janoo, die am Schluss des Festakts ans Rednerpult tritt: „Wir haben viel zu lange anderen Menschen erlaubt, die Wirtschaft für uns zu managen“, sagt die Thailänderin, die an der University of Cambridge ihren Abschluss machte und jetzt für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Ukraine arbeitet. „Wir müssen uns eine neue Wirtschaftsform überlegen, die gerecht ist und das Beste aus Menschen herausholt.“

Daher hat Janoo im vergangenen Jahr als eine von 100 jungen Wissenschaftlern und Aktivisten an einem Seminar des Club of Rome teilgenommen. Es ist der Auftakt zu einer neuen Strategie: Die Institution sucht den Kontakt zur nachfolgenden Generation.

Alexander Mäder

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