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Bei der Promotion soll die Unabhängigkeit von ökonomischen Interessen gewahrt sein, sagen Bildungsforscher.

© imago/photothek

"Dekolonialisierung" von Forschung gefordert: Doktoranden global besser stellen

Die Doktorandenausbildung braucht ein globales Wertesystem, fordern Wissenschaftler. Dazu gehöre auch die "Dekolonisierung" von Forschung.

Wie lässt sich der globale Forschungsnachwuchs fördern, die Situation von Promovierenden weltweit verbessern? Dieser schwierigen Frage widmete sich eine internationale Gruppe von Ausbildungs- und Karriereforschern auf einer unter anderem von der Uni Bremen ausgerichteten Konferenz in Hannover. Eine Herausforderung dabei: Das Spannungsverhältnis zwischen internationalen Standards und den lokalen Eigenheiten regionaler Forschungskulturen fruchtbar zu machen, erklärt Mitorganisator Christian Peters von der Bremen International School of Social Sciences (BIGSSS).

So müsste man zum Beispiel ein globales Wertesystem für die Doktorandenausbildung aufzeigen, ohne auf die kulturspezifischen Arbeitsweisen bestimmter Regionen Einfluss zu nehmen. „Die Dekolonisierung der Forschung ist dringend geboten“, sagt Peters. Eurozentrische Perspektiven auf die Ausbildung von Doktoranden müssten im Hinblick auf eine „Ökologie des Wissens“ aufgebrochen werden, die die Ausbildungssysteme der verschiedenen Weltgegenden gleichberechtigt ernst nimmt.

Im Zuge der Konferenz haben die Forscher ein Papier mit Empfehlungen an Universitäten und Regierungen verfasst. Aufgrund der global höchst unterschiedlichen Bildungssysteme habe man die Thesen zur Verbesserung der Lage von Doktoranden erst einmal recht allgemein formuliert. Man wolle zunächst einen „idealen Rahmen“ für die internationale Doktorandenausbildung schaffen, sagt der Bremer Soziologe. Erst nachgelagert könne man versuchen, die Vorschläge umzusetzen und etwa konkrete Politikberatung machen.

Wichtig sei dann zum Beispiel, die Mobilitätsmöglichkeiten von Doktoranden zu verbessern und die institutionellen Rahmenbedingungen der Ausbildung flexibler zu gestalten, um den vielfältigen Lebenssituationen promovierender Menschen Rechnung zu tragen. Zudem müsse der Promotionsvorgang stärker selbst zum Gegenstand der Forschung werden. Unter welchen Umständen gelingt eine Promotion am besten? Und welche Strukturen befördern ihren Abbruch? Darüber fehle noch grundlegendes Wissen.

Soziale Verantwortung von Doktoranden

„Vor allem aber müssen wir uns dafür einsetzen, die Unabhängigkeit von ökonomischen Interessen und mithin die Qualität der Forschung so weit als möglich zu gewährleisten.“, sagt Peters. Doktoranden sollen kritische Denker sein, die ihre ethisch-soziale Verantwortung erkennen.

Konkreter wird es mit Blick auf den Post-Doc-Bereich, dem sich die Ausbildungsforscher nun zuwenden wollen. Die Probleme von Postdocs, die sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln, seien oft existentiell, meint Peters. Gerade in Deutschland müsse man darüber nachdenken, wie man die geringe Zahl derer, die letztlich auf eine Professur gelangen, durch die Schaffung „mittlerer Forschungskarrieren“ ergänzen könne.

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