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Tablet-Zeit steht schon bei vielen kleinen Kindern hoch im Kurs. Aber die Nutzung hinterlässt Datenspuren.

© Philipp Brandstädter, dpa

Datenklau mit Kinder-Apps: Apps sammeln Daten von Kindern im Vorschulalter

Daten von App-Nutzern werden gesammelt und weitergegeben, unabhängig von ihrem Alter. Auch in Deutschland fehlen Kontrollen.

Wenn Kinder Smartphones und Tablets nutzen, sollten Eltern neben den Risiken übermäßigen Gebrauchs auch im Blick halten, welche Datenspuren ihre Kinder hinterlassen. Ein US-amerikanisches Forschungsteam berichtet, dass vor allem Kinder von Eltern ohne Universitätsabschluss über Spiele-Apps persönliche Informationen preisgeben.

Die Daten werden an Dritte wie Marketingunternehmen weitergegeben, obwohl dies auch in den USA gesetzlich untersagt ist.

„Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Datenschutzbestimmungen für Kinder häufig missachtet werden und, dass das Risiko von sozialen und wirtschaftlichen Faktoren abhängt“, wird die leitende Forscherin und Kinderärztin Jenny Radesky von der Universität Michigan in einer Mitteilung zitiert.

Eindeutige Rechtslage

Radeskys Team analysierte 450 Apps. Zwei von drei der Programme, die von 124 der Kinder im Vorschulalter gespielt wurden, sammelten und teilten digitale Kennungen der Geräte mit großen Datenbanken von Drittanbietern.

Die Informationen werden genutzt, um zum Beispiel Werbeangebote auf die Interessen und das Nutzungsverhalten von Personen zuzuschneiden. In den USA ist dies im Falle von Kindern als Nutzern nur erlaubt, wenn Eltern es ausdrücklich erlauben. Aber es wird nicht immer überprüft, ob diese Regelung eingehalten wird.

„In Deutschland ist die Rechtslage in diesem Bereich eindeutig“, teilte Dalia Kues dem Tagesspiegel mit. Auch hier müssen Erziehungsberechtigte die Verarbeitung von Daten von Kindern unter 16 Jahren erlauben.

„Der Europäische Gesetzgeber hat klar gemacht, dass Kinder beim Umgang mit ihren Daten einen besonderen Schutz brauchen“, sagt die Sprecherin der Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit. Ob die strengen gesetzlichen Vorgaben in der Praxis regelmäßig umgesetzt werden, könne die Berliner Behörde aber nicht pauschal beurteilen. Ihrer Aufsicht unterliegen nur Anbieter von Apps mit Sitz in Berlin und spezielle Angebote für Kinder wurden bisher nicht geprüft.

Spuren im Netz

Studien belegen, dass auch in Deutschland Kinder im Vorschulalter regelmäßig Smartphones und Tablets nutzen. Touchscreens unterscheiden nicht zwischen Hand und Händchen. Kinder hinterlassen wie Erwachsene Spuren im Netz: welche Inhalte sie herunterladen, welche Webseiten sie aufrufen, welche Spiele sie spielen, mit welchem Gerät und sogar von wo sie auf Online-Angebote zugreifen.

Wie das Forschungsteam um Jenny Radesky im Fachmagazin „JAMA Pediatrics“ berichtet, könnten Kinder aus bildungsfernen Familien stärker betroffen sein, weil sie wie ihre Eltern sorgloser mit digitalen Medien und ihrer Privatsphäre umgingen. Eltern mit Universitätsabschluss würden sich häufiger über Kinder-Apps informieren, bevor sie sie installierten. „Dadurch könnten Kinder-Apps von schlechter Qualität vermieden werden, die viele Daten sammeln“, sagte Radesky.

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