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Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam-Babelsberg.

© Andreas Klaer

Das HPI expandiert: Informatik auf dem Waldcampus

Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam will im IT-Bereich expandieren und die Zahl der Professuren verdoppeln. Zu Berlin pflegt man gute Kontakte - aber es gibt auch Seitenhiebe.

Mit den großen, prestigeträchtigen US-Universitäten vergleicht sich das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut gerne. Nicht nur, weil in Stanford das ebenfalls vom SAP-Gründer Hasso Plattner finanzierte Schwesterinstitut des HPI steht, zu dem man besonders enge Beziehungen pflegt. Auch wenn es um die Lehre geht, wolle das HPI seinen Studierenden „wie bei den amerikanischen Elite-Unis eine sehr individuelle, exzellente Ausbildung angedeihen lassen“, sagt Institutsdirektor Christoph Meinel. Und nach dem Vorbild des weitläufigen Unigeländes in Stanford soll jetzt auch ein „Waldcampus“ am Standort des HPI und der Universität Potsdam in Babelsberg am Griebnitzsee entstehen – passend zu den akademischen Ausbauplänen des Instituts.

Mit dem neuen Campus – der erste Bauabschnitt soll 2019 beginnen – hakte es zuletzt ein wenig: Linke und grüne Stadtverordnete in Potsdam störten sich an den Baumfällungen, die in ihren Augen zu massiv ausfallen. Dabei hätten die Arbeiten mit der geplanten baulichen Erweiterung gar nichts zu tun, widerspricht Meinel den Kritikern. Die laufenden Baumpflegemaßnahmen und Fällungen seien vielmehr durch die großen Stürme im letzten Herbst erforderlich geworden: „Ein Baumgutachter hatte schwere Schäden und ein akutes Gefahrenpotential festgestellt.“

Neue Bereiche des HPI: Digital Health und Künstliche Intelligenz

Die thematische Erweiterung des HPI verläuft ohnehin planmäßig. Das im Jahr 1998 gegründete Institut, bisher hauptsächlich auf IT-Systemtechnik spezialisiert, will sich thematisch breiter aufstellen, die Zahl der Professuren soll sich in den kommenden Jahren von zwölf auf 24 verdoppeln. Das begann schon im vergangenen Jahr, als Erwin Böttinger, der damalige Leiter des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung, nach Potsdam wechselte, um den Bereich „Digital Health“ aufzubauen.

Aktuell laufen Ausschreibungen für zehn Professuren, vier Berufungslisten sollen bereits im Frühjahr stehen, sagt Meinel. So wollen die Potsdamer ein Fachgebiet „Cyber Security“ neu einrichten – ein Thema, das wegen des Datenhacks in den Bundestag derzeit wieder aktuell groß diskutiert wird. Zu den neuen Bereichen gehören unter anderem auch Künstliche Intelligenz sowie Data Engineering, also das Verarbeiten und Analysieren großer Datenmengen. In einer nächsten Runde soll das Thema „Smart Energy“ angegangen werden. Parallel dazu plant das HPI, neue Masterstudiengänge in diesen Themenfeldern einzurichten; langfristig könnte die Zahl der Studierenden von derzeit 650 auf 1300 steigen.

Im vergangenen Jahr hatte das komplett privat finanzierte Institut gemeinsam mit der Universität Potsdam eine Fakultät gegründet. Es ist ein Novum in der deutschen Hochschullandschaft, dass die Fakultät einer staatlichen Hochschule allein von den Mitteln eines Mäzens getragen wird. Dieser Schritt habe sich bewährt, sagt Meinel. Die HPI-Erweiterung sei ohne Fakultätsstatus kaum möglich: Schließlich sind Berufungen und die Einrichtung neuer Studiengänge fakultätsinterne Vorgänge, die man als An-Institut, wie es das HPI vorher war, mit einer Gastfakultät viel schwerer abarbeiten könne.

"Jede Einrichtung ist erstmal für sich alleine unterwegs"

Wie steht Meinel zu den Bemühungen im benachbarten Berlin, in Sachen Digitalisierung in der Wissenschaft die Führungsrolle in Deutschland übernehmen zu wollen? „Wir sind mit allen Berliner Playern in einem guten Gespräch“, sagt Meinel – betont aber auch, dass jede Einrichtung erst einmal für sich unterwegs ist. Das HPI sei dank seiner Internationalität – etwa mit Außenstellen und Kooperationen in Haifa, Kapstadt, Nanjing, Stanford, New York und künftig der University of California – sehr gut aufgestellt. Anders als die Berliner gewinne man auch „richtige“ neue Professoren – ein kleiner Seitenhieb auf die Tatsache, dass viele der neuen IT-Professuren an den Berliner Unis wie berichtet zunächst als befristete Juniorprofessuren eingerichtet werden.

Natürlich sei es aber richtig, „dass man in einer Gegend, wo es keine große Industrie gibt, mit dem Thema IT gute Perspektiven entwickeln kann“, sagt Meinel. Als Stadt, die junge Menschen anzieht, habe Berlin gerade bei den Start-Ups gute Karten. Aus dem HPI heraus wurden ebenfalls bereits 150 Start-Ups gegründet, unterstützt von der „School of Entrepreneurship“ des Instituts. Auch diese School will das Institut weiter stärken – um so die Start-Up-Gründungen auch in Potsdam weiter zu befördern.

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