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Medizinisches Personal in Wuhan.

© AFP/Hector Retamal

Coronavirus versehentlich freigesetzt?: China weist Labor-Theorie zurück

In den USA verbreitet sich ein Gerücht, wonach das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan stammen soll. Doch Beweise gibt es dafür nicht.

Über die Entstehung des Coronavirus kursieren immer wieder Gerüchte in der Öffentlichkeit. Vom absichtlich von Menschen gezüchteten Virus bis hin zur Vermutung, SARS-CoV-2 sei eine biochemische Waffe: Solch krude Theorien wurden mittlerweile von Wissenschaftlern widerlegt. Das Genom des Virus enthalte keine Hinweise darauf, dass es konstruiert oder manipuliert wurde, schreibt etwa die Fachzeitschrift „Nature Medicine“.

Nun hat ein neues Gerücht eine Diskussion in den USA ausgelöst, an der sich auch seriöse Medien und die US-Regierung beteiligen: Der Erreger soll demnach nicht auf einem Fleischmarkt in Wuhan von Tieren übertragen worden sein, sondern aus einem chinesischen Labor in der Nähe stammen. Dort sei es erforscht und versehentlich durch ein Sicherheitsleck freigesetzt worden.

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Als US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus nach der Glaubhaftigkeit dieser Theorie gefragt wurde, sagte er: „Das will ich nicht sagen, John. Aber ich werde Ihnen sagen, dass wir diese Geschichte immer öfter hören.“ Seine Regierung untersuche sehr genau, was passiert sei.

US-Außenminister Mike Pompeo sagte unmittelbar nach der Pressekonferenz im Sender Fox News auf eine entsprechende Frage, China sei Antworten in dieser Hinsicht schuldig geblieben. Der Sender verbreitet diese Theorie unter Verweis auf ungenannte Quellen.

China wies den Verdacht zurück. Der Pekinger Außenamtssprecher Zhao Lijian erklärte, es lägen keine Beweise vor, die dafür sprächen, dass das Virus in einem Labor hergestellt wurde oder von dort ausgetreten ist.

US-Experten warnten 2018 vor dem Labor

Der Ursprung des Virus müsse von der Wissenschaft aufgeklärt werden. „Die Weltgesundheitsorganisation hat gesagt, dass es keine Beweise dafür gibt, dass es in einem Labor hergestellt wurde“, so der Sprecher am Donnerstag: „Viele renommierte medizinische Experten haben auch bestätigt, dass die Behauptung, dass das Virus aus einem Labor ausgetreten ist, keine wissenschaftliche Grundlage hat.“

Ein Bericht der „Washington Post“ erklärt, wie der Verdacht aufkam: Richtig sei, dass Forscher am „Wuhan Institut für Virologie“ Coronaviren bei Fledermäusen erforscht hätten. Der Zeitung zufolge hätten US-Diplomaten in China das amerikanische Außenministerium bereits zwei Jahre vor Ausbruch der Pandemie gewarnt, dass sie diese Forschung für zu riskant hielten.

In einem Bericht aus dem Jahr 2018 kritisieren sie einen „schweren Mangel an geschulten Technikern und Forschern, die gebraucht werden, um in diesem Hochsicherheits-Labor zu arbeiten“.

Hintergründe zum Coronavirus

Es gibt keinen Beweis für einen Ausbruch aus dem Labor

Einen Beweis für einen tatsächlichen Ausbruch des neuartigen Coronavirus aus dem Forschungslabor in Wuhan gibt es aber nicht, schreibt die „Washington Post“ . Auch die Fachzeitschrift „Nature“ warnt davor, die Theorie leichtfertig zu glauben. Bisher gebe es dafür keinen Beweis.

Experten gehen davon aus, dass das Virus von einem Tiermarkt in Wuhan stammt, wo auch die ersten Erkrankungen aufgetreten waren. 

Brisant ist allerdings, dass der amerikanische Bericht über die Sicherheitsrisiken nun von der Webseite des „Wuhan Institut für Virologie“ gelöscht wurde. Auch das berichtet die „Post“. Schon bei Ausbruch der Epidemie im Dezember hatte die chinesische Regierung Informationen zurückgehalten und die Epidemie anfänglich sogar gänzlich verschwiegen.

Das „Wuhan Institut für Virologie“ ist für China ein Statussymbol im Feld der Mikrobiologie. Erst im Januar wurde das Labor von chinesischen Behörden mit der höchsten Sicherheitsstufe BSL-4 zertifiziert. Ziel sei die Erforschung der gefährlichsten Krankheitserreger der Welt, schreibt die Fachzeitschrift „Nature“. Die chinesische Akademie der Wissenschaften habe den Bau 2003 genehmigt, fertiggestellt wurde er 2014. Frankreich sei an Planung und Bau beteiligt gewesen. (mit dpa)

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