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Interims-Vorstand Niels Hovius

© Michael Reinhardt/GFZ

Compliance-Vorwurf: Interimschef folgt auf Reinhard Hüttl

Nach Informationen über Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Geldern bestellt das Deutsche Geoforschungszentrum Niels Hovius zum vorübergehenden Nachfolger.

Niels Hovius ist zum kommissarischen Wissenschaftlichen Vorstand des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam (GFZ) bestellt worden. Das hat das Kuratorium des GFZ in seiner regulären Herbstsitzung am 13. November, beschlossen. 

Der 56-jährige Geowissenschaftler aus den Niederlanden hat ab 16. November bis auf Weiteres das Amt von Reinhard Hüttl übernommen. Hüttl war Ende Oktober auf eigenen Wunsch von seinem Amt als Wissenschaftlicher Vorstand entbunden worden war.

Hintergrund sind mutmaßliche Compliance-Verstöße wegen des Umgangs mit Finanzmitteln, die ein anonymer Hinweisgeber gemeldet hatte. Nach Informationen des Tagesspiegels betreffen die vermeintlichen Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Geldern nicht direkt das GFZ. Dort sei das Vier-Augen-Prinzip nicht verletzt worden, die betreffenden Finanzmittel seien nicht am GFZ verwaltet worden. 

GFZ hat Staatsanwaltschaft informiert

Das GFZ hatte die Staatsanwaltschaft Neuruppin über Vorgänge informiert. Ein Anwalt des Geoforschungszentrums hat nach Angaben des GFZ mittlerweile der Staatsanwaltschaft einen „umfangreichen Schriftsatz“ zu den Vorgängen übermittelt.

Reinhard Hüttl.
Reinhard Hüttl.

© Sebastian Gabsch

Reinhard Hüttl hat neben dem nun ruhenden GFZ-Vorstandsposten noch zahlreiche weitere Ämter und Positionen inne, unter anderem im Vorstand der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech, als Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, als Aufsichtsratsmitglied der BMW-Group und als Leiter des Forschungszentrums Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften (FZLB) an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). An der BTU hat Hüttl die Professur für Bodenschutz und Rekultivierung inne, die laut Hochschule aber seit zehn Jahren ruht. 

BMW, acatech und BTU: Keine Unregelmäßigkeiten bekannt

Bei acatech ist nichts darüber bekannt, dass es dort Unregelmäßigkeiten gegeben haben könnte. Nach Angaben der BMW AG haben die Vorwürfe auch nichts mit Hüttls Tätigkeit für die Münchner Autobauer zu tun. Die BTU Cottbus sagte dem Tagesspiegel, dass die Vorwürfe nicht die Leitungsfunktion von Hüttl am Forschungszentrum Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften FZLB an der BTU betreffen würden. 

Reinhard Hüttl hatte am 23. Oktober mitgeteilt, dass er persönlich an einer „schnellen und rückhaltlosen Aufklärung“ der Vorwürfe interessiert sei. 

Der nun eingesetzte kommissarische Wissenschaftliche Vorstand, Niels Hovius, kam 2012 von der britischen University of Cambridge an das GFZ und leitet die Sektion Geomorphologie. Seine Professur ist eine gemeinsame Berufung mit der Universität Potsdam.

Die Arbeitsschwerpunkte von Hovius sind die Dynamik der Erdoberfläche, insbesondere Erosionsprozesse sowie deren Auswirkungen auf das System Erde. Niels Hovius hat in Utrecht studiert und an der Oxford University promoviert.  Weitere Karrierestationen führten ihn als PostDoc nach Irland und in die USA sowie als Gastprofessor nach Frankreich, Norwegen und in die Schweiz. 

Neuland für die Geoforscher

In der nächsten Zeit werde es am GFZ vor allem darum gehen, das neue Forschungsprogramm "Erde im Wandel – Unsere Zukunft erhalten" mit Leben zu erfüllen, sagte Hovius. „Wir haben am GFZ in den vergangenen Jahren gemeinsam darauf hingearbeitet, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus sechs weiteren Helmholtz-Zentren dieses ehrgeizige und einzigartige Programm zu entwerfen.“ 

Die konkrete Umsetzung des Zentren-übergreifenden Forschungsansatzes ab Januar 2021 bedeute Neuland. „Aber nichts reizt Geoforscherinnen und -forscher mehr als Neuland zu betreten.“

Das Programm mit dem englischen Titel „Changing Earth – Sustaining our Future“ vereint mehrere Tausend Forschende aus sieben Zentren im Helmholtz-Forschungsbereich Erde und Umwelt. 

Es hat neun Themenfelder („Topics“), die jeweils von mindestens zwei Helmholtz-Zentren bearbeitet werden. Das GFZ hat die Federführung bei zwei Topics inne: „Restless Earth“ und „Georesources“. An drei weiteren Topics ist das Potsdamer Zentrum maßgeblich beteiligt: „Atmosphere“, „Ocean and Cryosphere“ und „Future Landscapes“. 

Darüber hinaus bringt das GFZ große wissenschaftliche Infrastrukturen ein, zum Beispiel regionale Observatorien, Satellitenmissionen oder das Erdbebenüberwachungsnetz „Geofon".

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