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Die Rostlaube der Freien Universität (FU) an der Habelschwerdter Allee in Berlin-Dahlem.

© Thilo Rückeis

Campus soll bis 2025 klimaneutral werden: Die FU ruft den Klimanotstand aus

"Wir müssen vorbildlich handeln": Die Freie Universität Berlin will bis 2025 klimaneutral werden - und ruft jetzt den Klimanotstand aus.

Als erste Hochschule in Berlin ruft die Freie Universität den Klimanotstand aus. Die Uni "bekenne" sich zur ihrer Verantwortung beim Klimaschutz, teilte die FU mit. Man wolle bis zum Jahr 2025 klimaneutral werden, das Thema Klimaschutz solle in den Lehrplänen aller Fächer verankert werden.

Eine entsprechende Erklärung verabschiedete jetzt das FU-Präsidium. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Ursachen des Klimawandels und der Umgang mit den damit verbundenen Risiken hätten eine fundamentale Bedeutung für die Entwicklung politischer Gegenstrategien, heißt es darin.

Der Beitrag der Wissenschaft zu dieser wichtigen globalen Herausforderung müsse größere Resonanz in Politik und Gesellschaft finden. "Wir als Universitäten haben dabei eine besondere Verantwortung", erklärte FU-Präsident Günter M. Ziegler. "Wir selbst müssen in unserem Verantwortungsbereich auch vorbildlich handeln."

In ihrer Erklärung verpflichtet sich die FU auch, künftig bei allen Entscheidungen und Planungen die Auswirkungen auf das Klima mitzuberücksichtigen. Die Themen Nachhaltigkeit und Klima sollen nicht nur in den Lehrplänen, sondern auch in die internationalen Netzwerke der Hochschule eingebunden werden. Ein neues Steuergremium soll eine Klimastrategie mit dem Ziel der Klimaneutralität 2025 erarbeiten.

Unter Experten gilt das Ziel als äußerst ambitioniert – allein wegen der vielen Baumaßnahmen, die für die Gebäudedämmung nötig wären.

Die FU hatte bereits versprochen, CO2-Emissionen zu senken

Prinzipiell sind die Berliner Hochschulen durch die Hochschulverträge verpflichtet, Klimaschutzvereinbarungen mit dem Land einzugehen - wobei das Ziel der Klimaneutralität da aber nicht explizit verlangt wird. Die FU hatte in ihrer Vereinbarung versprochen, ihre CO2-Emissionen bis 2027 um zehn Prozent im Vergleich zu 2016 zu senken.

Die FU verwies jetzt erneut darauf, schon in den vorangegangen Jahren den Energiebedarf deutlich gesenkt zu haben, etwa indem sie Heizungs- und Lüftungsanlagen modernisierte. Beziehe man mit ein, dass die FU seit 2010 CO2-freien Strom beziehe, belaufe sich der Rückgang der Kohlendioxidemissionen zwischen 2010 und 2018 bereits auf 72 Prozent.

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Neben der FU wollen auch HU und TU klimaneutral werden

Auch die anderen beiden großen Berliner Universitäten, die Technische Universität und die Humboldt-Universität, streben an, komplett CO2-neutral zu werden. Die TU hat sich als Zielmarke das Jahr 2030 gesetzt. Sie erforscht mit der benachbarten Universität der Künste (UdK) seit 2016, wie Klimaneutralität auf dem Campus Charlottenburg rund um den Ernst-Reuter-Platz Wirklichkeit werden könnte. Für 49 Gebäude haben die Forscher 1000 Einzelmaßnahmen identifiziert, mit denen die CO2-Emissionen bei der Wärmeversorgung um 80 Prozent sinken könnten.

Als herausfordernd gilt die Wärmeversorgung der Gebäude – ihren Strom bezieht auch die TU bereits komplett aus erneuerbaren Energien. Eine Klimaschutzstrategie für die gesamte Uni will die TU Anfang 2020 vorstellen. „Wir machen unseren Campus zum Reallabor und zeigen, wie es gehen könnte“, sagt TU-Präsident Christian Thomsen.

An der HU beschloss der Akademische Senat erst vor kurzem, eine „Kommission für Nachhaltige Universität“ einzusetzen. Das hatte das Gremium der Fridays for Future-Gruppe der HU im Sommer zugesagt. Wann das Ziel der Klimaneutralität erreicht werden soll, steht an der HU noch nicht fest.

Dass viele Studierende und Lehrende an den Berliner Hochschulen sich gegen die Klimakrise engagieren, ist spätestens seit den Fridays for Future-Demos bekannt. 1700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Berlin und Brandenburg waren im Spätsommer eine Selbstverspflichtung eingegangen, bei Kurzstreckenflügen aufs Flugzeug verzichten zu wollen. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) hat kürzere Dienstreisen per Flug ganz gestrichen. 

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