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Einsam wacht die Weihnachtsbeleuchtung: Die traditionellen Weihnachtslichter leuchten über den geschlossenen Geschäften in der Innenstadt Wiens. Österreich hat die Bewegungsfreiheit für Menschen eingeschränkt, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen.

© Ronald Zak/AP/dpa

Update

Bundesweite Kontaktbeschränkungen: Leopoldina fordert harten Lockdown ab Weihnachten

Feiertage und Jahreswechsel bieten laut der Wissenschaftsakademie eine Chance, Covid-19 einzudämmen. Die KMK wehrt sich bereits gegen vorgeschlagene Maßnahmen für Schulen.

Vorgezogene Ferien und ein harter Lockdown ab Heiligabend bis ins neue Jahr: Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert, die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown zu nutzen, um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen.

Die Wissenschaftsorganisation schlägt in einer heute veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme ein zweistufiges Vorgehen vor.

Ab dem 14. Dezember müssten Kontakte im beruflichen und im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß reduziert werden. Dazu gehören: Homeoffice zur Regel zu machen, „wo immer möglich“, und die Schulpflicht bis zum Beginn der Weihnachtsferien in allen Bundesländern aufzuheben. Gruppenaktivitäten in Sport und Kultur müssten eingestellt und digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten genutzt werden.

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Ab dem 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar 2021 sollte in ganz Deutschland ein harter Lockdown gelten: Hierfür sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen werden, die Weihnachtsferien verlängert und das Arbeiten von zuhause weiter gestattet werden. Urlaubsreisen während der Feiertage sollten unterbleiben und Zusammenkünfte „nur im engsten stabilen Personenkreis“ stattfinden.

Frühere Lockerungen

Die Rahmenbedingungen mit anstehenden Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen, reduzierter Tätigkeit in vielen Unternehmen und Behörden böten die Chance, „in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen“ heißt es in der Mitteilung.

Die Verfasser der Stellungnahme, zu denen unter anderen der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler und der Virologe Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin Berlin gehören, verweisen auf die gegenwärtig ernste Situation. Trotz des seit Anfang November in Deutschland geltenden Teil-Lockdowns verbleiben die Zahlen der täglich gemeldeten Neuerkrankungen an Covid-19 auf einem sehr hohen Niveau. Jeden Tag sterben mehrere Hundert Menschen. Die Krankenhäuser und insbesondere das medizinische Personal seien „an ihren Grenzen“ und die Gesundheitsämter überlastet.

Erfahrungen in anderen Ländern zeigten, dass schnell eingesetzte, strenge Maßnahmen über einen kurzen Zeitraum erheblich dazu beitragen könnten, Infektionszahlen deutlich zu senken und niedrig zu halten.

Auch aus wirtschaftlicher Perspektive seien verschärfte Maßnahmen sinnvoll, sagen die Expertinnen und Experten. Zwar erhöhten sich durch einen harten Lockdown kurzfristig die Wertschöpfungsverluste, aber zugleich verkürze sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen soweit gesunken sind, dass Lockerungen möglich sind.

Maskenpflicht in der Schule

Für den Wiederbeginn des Unterrichts ab dem 10. Januar 2021 fordert die Leopoldina, dass in allen Bundesländern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht Pflicht ist. Zudem sollten „ländereinheitliche Regeln“ für den Wechselunterricht ab der Sekundarstufe erarbeitet werden, die ab einer zuvor festgelegten Zahl von Fällen greifen.

Ein klares, mehrstufiges und einheitliches System von Regeln solle auch bundesweit eingeführt werden, um mit dem Infektionsgeschehen ab einer bestimmten Anzahl von Fällen pro 100.000 Einwohner umzugehen. Durch ein einheitliches und nachvollziehbares Vorgehen würden die Maßnahmen für Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen transparent, verständlich und planbar.

KMK-Präsidentin ist skeptisch bei den Schul-Vorschlägen

Stefanie Hubig, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bildungsministerin in Rehinland-Pfalz (SPD), zeigte sich in einer ersten Reaktion skeptisch zu den Vorschlägen, soweit sie die Schulen angehen. Zwar wolle sie sich die Empfehlungen erst einmal gründlich anschauen, sagte Hubig auf der Pressekonferenz zur Timss-Schulstudie in Berlin, wo sie auch zu den Leopoldina-Vorschlägen befragt wurde. Aus Sicht der Kultusminister bleibe es aber dabei, dass der Präsenzunterricht wichtig sei.

Sie gab zwar zu, dass es in den Schulen auch zu Übertragungen des Coronavirus komme. Die ihr vorliegenden Zahlen aber zeigten, dass es sich nicht um "starke" Übertragungen handele und Schulen keine "Hotspots" der Pandemie seien - ein Standpunkt, den die KMK mantraartig seit Monaten wiederholt, obwohl die Studienlage zu dem Thema diffus ist und das RKI inzwischen wiederholt auf Ausbrüche in Schulen hingewiesen hat.

Wenn es weitere Einschränkungen gebe, müsse das für alle Bereiche gelten, fuhr Hubig fort. "Wir müssen zuerst eine Diskussion führen, wie wir uns zu Weihnachten und Silvester verhalten und nicht darüber, ob wir Schülerinnen und Schüler zuhause behalten." In Regionen mit hohen Inzidenzwerten müsse man aber selbstverständlich dafür sorgen, dass die Sicherheit an den Schulen gewährleistet sei.

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