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Ein Mann wird in einem medizinischen Zentrum von einem Arzt gegen Affenpocken geimpft.

© Francisco Seco/AP/dpa

Bislang 240.000 Dosen bestellt: Aidshilfe fordert eine Million Impfdosen gegen Affenpocken

Deutschland bleibt das mit am stärksten betroffene Land in der Epidemie. Verbände sehen die Bundesregierung in der Pflicht zum Handeln.

Um die Affenpocken-Infektionen in Deutschland in den Griff zu bekommen, sind der Deutschen Aidshilfe (DAH) zufolge viel mehr Impfdosen nötig, als bislang von der Bundesregierung bestellt wurden.

„Wir brauchen in Deutschland rund eine Million Impfdosen, um einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz zu bieten. Es darf nicht dazu kommen, dass impfmotivierten schwulen Männern die Impfung verweigert wird“, sagte Axel Jeremias Schmidt, Epidemiologe und DAH-Referent für Medizin und Gesundheitspolitik, laut einer Mitteilung vom Freitag.

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Der Bund müsse so schnell wie möglich bestellen, kurzfristige Käufe seien in nächster Zeit kaum möglich.

Bislang hat die Bundesregierung dem Gesundheitsministerium zufolge 240.000 Impfstoffdosen bestellt, von denen zunächst 40.000 ausgeliefert worden sind. 200.000 sollen bis Ende September folgen.

Das aber reiche nicht, so Schmidt: „Wir gehen nicht davon aus, dass die Epidemie vorbei ist, wenn die bisher verfügbaren Dosen verimpft sind.“ Solange es Affenpocken-Infektionen gebe, müssten Menschen, die ein Risiko hätten, ein Impfangebot bekommen.

Impfung vor allem für Risikogruppen empfohlen

Mit Stand Freitag waren laut Robert Koch-Institut 2.595 Affenpocken-Infektionen in Deutschland ausgewiesen. Eine Impfung gegen Affenpocken empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) unter anderem für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten.

Ein erhöhtes Infektionsrisiko sieht sie insbesondere bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben.

Zur Einordnung sagte der Epidemiologe Schmidt, er schätze die Zahl der homo- und bisexuellen Männer, die Sex mit wechselnden Partnern haben, auf mehr als eine halben Million. Zwar seien wohl nicht alle an einer Impfung interessiert, hinzu kämen aber auch Menschen, die sich nur zeitweilig in Deutschland aufhielten.

Außerdem sei nicht auszuschließen, dass das Affenpocken-Virus demnächst auch andere Bevölkerungsgruppen betreffe, betonte er.

Ziel müsse es sein, die Infektionszahlen zu senken und dauerhaft in den Griff zu bekommen, sagte auch Ulf Kristal vom DAH-Vorstand. „Das ist nur möglich, wenn möglichst viele Menschen, die ein Infektionsrisiko haben, geimpft werden, in Deutschland und in allen anderen betroffenen Ländern.“

Die Bundesregierung forderte er dazu auf, sich für einen massiven Ausbau der Impfstoff-Produktion einzusetzen, damit alle Menschen weltweit mit einem Risiko Zugang zur Impfung bekommen könnten. (dpa)

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