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Die Bib ist leer - der analoge Betrieb ist mindestens bis zum 19. April geschlossen.

© imago/STPP

Bibliotheken machen ihre Angebote frei zugänglich: In der virtuellen Heim-Uni

Viele Bibliotheken und Wissenschaftsverlage machen ihre Angebote jetzt frei zugänglich.

Wie soll man in Zeiten des Shutdowns studieren? Dass die Coronakrise Forscher und Studierende vor spezielle Herausforderungen stellt, ist selbsterklärend. Im Sommersemester 2020 werden die Unis notgedrungen in Laboratorien alternativer Formen des Lehrens, Lernens und Forschens verwandelt.

Und auch wer sich autodidaktisch bildet, muss andere Wege gehen. Denn die Pforten zu den analogen Beständen sowohl der Unis als auch der öffentlichen Bibliotheken sind weltweit weitestgehend zugesperrt.

Welche Möglichkeiten bietet die virtuelle Heim-Uni? Ein kleiner Überblick.

Was Bibliotheken jetzt anbieten

Viele Universitäten, Verlage und Bibliotheken stellen ihre Literatur, Musik- und Filmangebote im Zuge der Coronakrise digital zur freien Verfügung. Die Bürgerinnen und Bürger in den jeweiligen Bundesländern haben auf die Angebote einiger Stadt- und Staatsbibliotheken eine Zeit lang unbegrenzt Zugriff.

So sind etwa E-Books, Film- und Musikstreamings, Datenbanken und E-Learning-Angebote der öffentlichen Bibliotheken Berlins drei Monate lang barriere- und kostenfrei nutzbar. Das gab der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) unlängst bekannt.

So sind die öffentlichen Bibliotheken Berlins zugänglich

„Gerade jetzt benötigen die Menschen in Berlin die Unterstützung ihrer Bibliotheken, ob zur Bildung oder für Unterhaltungsangebote“, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke).

Die Ausweise für den Verbund der Öffentlichen Bibliotheken können online gratis gebucht werden. In analoger Form sind die Bibliotheken noch mindestens bis zum 19. April 2020 geschlossen.

Unsere Berichte zur Corona-Lage an den Hochschulen

Ähnlich sieht es in anderen Städten und Ländern aus. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg etwa will ihr digitales Angebot deutlich erweitern.

Mit dem sogenannten „Virtual Walk-in“-Service haben alle Hamburgerinnen und Hamburger – auch ohne Bibliotheksausweis – vorübergehend die Möglichkeit, elektronische Medien direkt zu beziehen.

Das machen Wissenschaftsverlage

Auch große Zeitschriften, Datenbanken und Wissenschaftsverlage wie Nomos, Cambridge University Press und The Scientific World Journal lassen vermehrt ihre Bezahlschranken fallen oder stellen ihre Wissenssortimente günstig zur Verfügung.

Staats- und Universitätsbibliotheken – und somit Studierende – sollen vorübergehend einen unbeschränkten Zugriff auf die digitalen Inhalte diverser Verlage erhalten. So hat Cambridge University Press aufgrund der aktuellen Situation eine „Coronavirus free access collection“ initiiert.

Und der Nomos-Verlag meldet, dass alle Bibliotheken unbürokratisch und kurzfristig mit einer zweiwöchigen Freischaltung sämtlicher wissenschaftlicher Inhalte der Nomos- und Tectum-eLibraries kostenfrei unterstützt werden sollen. Die Freischaltung erfolge ab sofort und könne via E-Mail beantragt werden.

Eine Milliarde Datensätze

Die FU Berlin macht derweil auf ihrer Webseite deutlich, dass ihren Mitgliedern unabhängig von den derzeitigen Benutzungseinschränkungen durch die Corona-Pandemie über das Bibliotheksportal Primo rund eine Milliarde Datensätze – Bücher, Zeitschriftenaufsätze, und Zeitungsartikel – regulär zur Verfügung stünden.

Das von vielen Verlagen erweiterte Angebot lizenzpflichtiger E-Ressourcen richte sich aber nicht nur an Uni-Angehörige, sondern in Teilen auch an die Allgemeinheit.

Die FU führt auf ihre Webseite deshalb zwei fortlaufend aktualisierte Listen mit während des Shutdowns frei zur Verfügung stehenden digitalen Angeboten. Das Datenbank-Infosystem (DBIS), an dem derzeit 323 wissenschaftliche Bibliotheken teilnehmen, bietet ebenfalls eine ständig aktualisierte Übersicht über Corona-bedingt freigeschaltete Datenbanken an. Und auch der Berufsverband Information Bibliothek hat inzwischen eine Übersichtsseite mit Angeboten von Verlagen und Bibliotheken erstellt.

Während das analoge Studium aktuell also pausiert – und das voraussichtlich bis weit ins Sommersemester –, sind dem digitalen Forschen kaum Grenzen gesetzt. Christoph David Piorkowski

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