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An der FU stehen Präsidentenwahlen an - gekämpft wird mit allen Mitteln.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Berliner Unis auf Chefsuche: Augen auf bei der Präsidentenwahl

Alarmzeichen an den Spitzen der Berliner Unis: Unser Kolumnist erklärten, worauf es bei der Suche nach dem Präsidenten oder der Präsidentin ankommt.

Es gilt der Grundsatz: Jede Universität bekommt den/die Präsident/in, den sie verdient. Wenn Wahlgremien allerdings – wie jetzt an der Freien Universität Berlin – meinen, erfolgreiche Amtsinhaber nicht wieder wählen zu sollen, bewiesen sie ihre Unfähigkeit. Wenn internes Machtgerangel den Ausschlag gibt, zeigt dies, dass die Zuständigkeiten zwischen dem Präsidenten und der Person, die für den Haushalt die Verantwortung trägt, gesetzlich nicht eindeutig geregelt sind. Wie auch immer die hochschulrechtliche Konstruktion im Einzelnen aussieht: Der Präsident trägt die Gesamtverantwortung, sollte also auch das letzte Wort haben.

Das sollte schon bei der Zusammensetzung des Präsidiums gelten. Dem zunächst zu wählendVersion:0.9 StartHTML:0000000105 EndHTML:0000000473 StartFragment:0000000141 EndFragment:0000000437 22.10.2021 16:03 UhrDruck auf die Freie Universität wächst „Inakzeptabel“ – Müller kritisiert Wahlintrige an FU (tagesspiegel.de)en Präsidenten sollte ein Vorschlagsrecht bezüglich der übrigen Amtsinhaber zustehen. Folgt das Wahlgremium dem nicht, weiß der Präsident, woran er ist. Ein Präsidium mit eingebauter Opposition garantiert bestenfalls Stillstand, regelmäßig Unruhe bis Chaos.

Was zählt mehr: Fachargumente oder politische Argumente?

Ein Alarmzeichen ist auch der Rücktritt einer Amtsinhaberin (an der Humboldt-Universität). Solcher Zeichen hätte es bereits vor Jahren bedurft, als eine für das Amt der Wissenschaftssenatorin völlig unbedarfte und mithin ungeeignete Quotenfrau ins Amt gehievt wurde.

Unbeantwortet ist die Frage, wie wissenschaftliche Einrichtungen konstruiert sein sollten: nach Sach- und Fachargumenten oder politisch. Wer das Letztere will, wird der Mitbestimmung und Teilhabe aller Mitglieder das Wort reden; wer eine fachgerechte Lösung bevorzugt, wird danach entscheiden, wie Forschung und Lehre am besten organisiert werden. Hochschulgesetze geben darauf in der Regel keine eindeutige Antwort. Die Gremien, die über Verfassung oder Satzung zu entschieden haben, sind überfordert.

Ein Porträtbild von George Turner.
Wer mit dem Autor George Turner diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

© Tsp

Auch die „unternehmerische Universität“ ist darauf keine Antwort. Die gibt es nämlich nicht. Allenfalls kann die Universität Regeln, wie sie in der Wirtschaft angewendet werden, übernehmen – soweit sie passen. Damit kann unter Umständen eine höhere Effizienz und ein Spareffekt erreicht werden. Allerdings ist Vorsicht geboten: Die Universität ist kein Wirtschaftsbetrieb. Auftrag und Ziel müssen beachtet werden.

Die Dauer der Amtszeit kann problematisch sein

Problematisch kann auch die Dauer der Amtszeit sein. Vier Jahre sind Wissenschaftlern zu lang, wollen sie wieder in ihr Fachgebiet zurückkehren. Gleichzeitig ist die Zeit zu kurz für hauptamtliche Amtsinhaber, die einer Institution eine gewisse Richtung geben wollen.

Die Kernaufgabe eines jeden Wahlgremiums bleibt, zwischen zwei Wegen zu entscheiden: Will man einen Repräsentanten an der Spitze der Universität, der als Wissenschaftler einen Namen hat, oder entscheidet man sich für einen Manager? Die Kombination gibt es selten, aber sie ist zu finden. Die Suche nach dem idealen Kandidaten lohnt.

- Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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