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Berliner Naturkundemuseum: Antilopen-Scan in Mitte

Forscher im Berliner Naturkundemuseum haben über 100 Antilopenschädel eingescannt. Sie erhoffen sich davon auch Einblicke in die Evolution des Menschen. Besucher können live dabei sein.

113 Schädel haben die Forscher des Berliner Naturkundemuseums aus dem Keller gehievt. Der kleinste ist gerade mal so groß wie der einer Katze, der größte wiegt gut 20 Kilo. Sie alle stammen von afrikanischen Antilopen und sollen in den nächsten Wochen digital vermessen und als 3D-Modell gespeichert werden. Die Forscher wollen mehr über die Evolution der afrikanischen Pflanzenfresser und den Einfluss des Menschen auf die Vielfalt der Savannenbewohner erfahren – und Museumsbesucher können live dabei sein.

Vielfalt durch Konkurrenz

Einst lebten in Kenia, Äthiopien und anderen Teilen Ostafrikas mindestens doppelt so viele Arten pflanzenfressender Säugetiere wie heute. Anhand der Antilopen wollen die Forscher am Naturkundemuseum herausfinden, inwieweit der Konkurrenzkampf unter den Arten um Nahrung, das veränderte Klima in der Region oder der Mensch beim Artenschwund und bei der Anpassung der Spezies eine Rolle gespielt haben. Die Antilopen eignen sich dafür besonders, weil es viele Fossilien gibt, mit denen die Weiterentwicklung der Arten gut nachvollziehbar ist.

„Vor fünf Millionen Jahren waren die verschiedenen Antilopenarten sich im Schädelbau noch sehr ähnlich“, sagt Faysal Bibi, Paläontologe am Naturkundemuseum. „Das spricht dafür, dass sie sich Lebensraum und Nahrung teilten.“ Heutige Antilopen hingegen weisen große Unterschiede in Form und Größe ihrer Schädel auf. Das weist auf unterschiedliche Ernährungsstrategien hin.

Hat der Mensch das Gleichgewicht zwischen den Arten schon damals gestört?

Um zu untersuchen, wie die frühere Konkurrenz der Antilopen die Vielfalt von heute beeinflusst hat, scannen die Forscher die Schädel ein – von Hand. Der mobile Scanner, der einem Bügeleisen ähnelt, erfasst die Oberfläche der Schädelknochen mit Hilfe von Laserkameras auf einen halben Millimeter genau. Am Computer entsteht daraus ein dreidimensionales Modell. Es wird in einer Datenbank gespeichert, in die auch Erbgutanalysen aus den DNS-Resten in den Knochen eingehen. Damit wollen die Forscher die Verwandtschaftsverhältnisse der Antilopen nachvollziehen.

Da der Mensch seinen Ursprung ebenfalls in Ostafrika hat, erhoffen sich Bibi und sein Team auch Einsichten, ob und wie unsere Vorfahren das Gleichgewicht zwischen den Arten gestört haben – etwa indem sie anfingen, Antilopen zu jagen.

Noch bis zum 4. November können Besucher dienstags bis samstags von 13 bis 16 Uhr den Forschern beim Scannen zuschauen – und dabei einen Blick in die Evolution erhaschen.

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