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Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003 zeigt reife, ovale Affenpockenviren aus einer menschlichen Hautprobe.

© Cynthia S. Goldsmith/Russell Regner/CDC/AP/dpa

Berlin bleibt Hotspot: Deutschland verzeichnet mehr als 2.000 Fälle von Affenpocken

Alle Bundesländer haben inzwischen Affenpocken-Erkrankungen gemeldet. Allein in Berlin gab es aber bereits mehr als 1.000 Fälle.

Rund zwei Monate nach dem ersten nachgewiesenen Fall von Affenpocken in Deutschland ist die Zahl der entdeckten Erkrankungen auf mehr als 2.000 gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) wies am Dienstag auf seiner Webseite genau 2.033 Betroffene in Deutschland aus.

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Besonders viele Nachweise kommen aus Berlin, wo laut dem Landesamt für Gesundheit und Soziales bislang 1.140 Nachweise des Erregers gemeldet worden sind. Nach Berliner Behördenangaben ist der Impfstoff gegen die Krankheit begehrt - und bisher knapp bemessen.

Die meisten Bundesländer haben bisher nach RKI-Daten jeweils weniger als 100 Fälle gemeldet, teils sind es sogar weniger als zehn.

Mit Ausnahme von vier Frauen bundesweit sind nach RKI-Angaben alle Erkrankten Männer. „Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“, schreibt das RKI.

Hohe Impf-Nachfrage vor allem in Berlin

Die Affenpocken sind eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa 40 Jahren ausgerotteten Pocken, die üblicherweise in West- und Zentralafrika vorkommt. Seit Mai breitet sich die Krankheit aber auch in anderen Ländern aus, vor allem in Westeuropa.

Grundsätzlich kann sich mit dem Virus jeder anstecken, der engen körperlichen Kontakt mit einem Infizierten hat. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung schätzt das RKI derzeit als gering ein.

Impfungen gegen Affenpocken, die bislang nur bestimmten Gruppen empfohlen werden, sind in Berlin Mitte vergangener Woche angelaufen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit sprach auf Anfrage von einer sehr hohen Nachfrage.

Wie viele Menschen schon geimpft wurden, war am Dienstag aber noch nicht klar. Das Impfmonitoring laufe gerade an. Die rund 8.000 in der Metropole verfügbaren Impfdosen dürften nach Einschätzung der Behörde aber schnell aufgebraucht sein.

Man brauche deshalb zeitnah Nachschub vom Bund, hieß es. Einen genauen Zeitpunkt für weitere Lieferungen gebe es aber noch nicht, bisher sei vom dritten Quartal die Rede gewesen.

1,5 Millionen Affenpocken-Impfdosen an europäisches Land

Der deutsch-dänische Hersteller Bavarian Nordic liefert 1,5 Millionen Impfdosen gegen die Affenpocken an ein „nicht näher genanntes europäisches Land“. Die von dem Land bestellten Lieferungen starten noch in diesem Jahr, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Leere Ampullen mit dem Impfstoff von Bavarian Nordic gegen Affenpocken stehen in einem Klinikum in München.
Leere Ampullen mit dem Impfstoff von Bavarian Nordic gegen Affenpocken stehen in einem Klinikum in München.

© Sven Hoppe/dpa

Der Großteil wird demnach 2023 geliefert. Bavarian Nordic ist das einzige Unternehmen, das einen zugelassenen Impfstoff gegen das Virus herstellt.

In der vergangenen Woche hatte der Arzneimittelhersteller bekannt gegeben, dass er einen weiteren Auftrag über eine Lieferung von 2,5 Millionen Dosen der Affenpocken-Impfung in die USA erhalten habe. Dort wird der Impfstoff unter dem Namen Jynneos vermarktet, in Europa heißt er Imvanex.

Zuletzt offenbar leichter Rückgang

Für die vergangene Woche zeigt sich in den Meldezahlen für Berlin ein leichter Rückgang. „Aufgrund der Schwankungen in den Fallzahlen müssen wir jedoch abwarten, ob es sich um einen stabilen Trend handelt“, erklärte die Gesundheitsverwaltung.

Die Entwicklung könne mit Veränderungen in der Vollständigkeit der Erfassung zusammenhängen und/oder einen tatsächlichen Rückgang der Ansteckungshäufigkeit widerspiegeln, etwa durch sich langsam aufbauende natürliche Immunität oder durch Veränderungen im Risikoverhalten der hauptsächlich betroffenen Gruppe.

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In der frühen Phase des Ausbruchs hatte noch rund die Hälfte der bis dahin Betroffenen in Berlin die Ansteckung offenbar von Reisen mitgebracht, wie aus einer Untersuchung im Journal „Eurosurveillance“ hervorgeht. Viele seien Mitte Mai bei einem Pride-Event auf Gran Canaria gewesen.

Ab dem 23. Mai habe der Ausbruch in der Hauptstadt an Fahrt gewonnen. Die Fachleute sehen dann eine Verschiebung hin zu Ansteckungen vor allem in Deutschland und insbesondere in Berlin. Dort gibt es laut der Untersuchung eine bundesweit gesehen vergleichsweise große Gruppe von Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Berlin sei auch ein wichtiger internationaler Hotspot der Community.

Schwere Verläufe meist nur bei Risikogruppen

Die Krankheit verläuft nach RKI-Angaben bei den meisten Menschen mild und heilt in der Regel von alleine ab. Schwere Verläufe sind aber möglich, insbesondere bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

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Das Ansteckungsrisiko lässt sich laut einem Flyer von RKI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verringern, indem die Zahl der Sexpartner reduziert wird. Auch Kondome könnten das Infektionsrisiko verringern, hieß es - sie schützten aber nicht vor einer Übertragung, wenn Hautveränderungen an anderen Stellen des Körpers berührt würden.

Wer an Affenpocken erkrankt ist, soll den Behörden zufolge auf Sex, Berührungen und Küsse verzichten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angesichts des Anstiegs der Affenpocken-Fälle insbesondere in Westeuropa zu „intensiven“ Bemühungen im Kampf gegen die Krankheit aufgerufen. Im Juni hatte das WHO-Notfallkomitee entschieden, keinen internationalen Gesundheitsnotstand wegen des Affenpocken-Ausbruchs auszurufen.

Die gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ist die höchste Alarmstufe bei der WHO. Wie die Organisation in der vergangenen Woche mitteilte, tritt das Notfallkomitee am Donnerstag erneut zusammen. (AFP, dpa)

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