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Michael Baumann

© dkfz

Beginn des Deutschen Krebskongresses: Daten als Schlüssel für die Forschung

Der Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums, Michael Baumann, sieht in großen Nachholbedarf bei Vernetzung und Informationsverarbeitung in der Onkologie.

Die Warnungen sind bekannt: Krebserkrankungen werden weltweit massiv zunehmen. „Bis 2040 erwarten wir fast eine Verdopplung der Fälle“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

Am Mittwoch startet der viertägige Deutsche Krebskongress in Berlin, auf dem sich Experten über den aktuellen Stand der Wissenschaft austauschen.

Als Co-Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs wird Baumann über die Bemühungen der Bundesregierung sprechen, die Krebsforschung besser zu machen.

"Wir brauchen riesige Datenmengen - am besten populationsbasiert“

Im Interview mit dem „Tagesspiegel Background Gesundheit und e-Health“ erklärt der Mediziner, neben einer guten finanziellen Ausstattung seien vor allem geeignete Datensätze und eine gute Vernetzung für eine erfolgreiche Forschung von Bedeutung.

Es gehe in Zukunft darum, die Entstehung von Krebs besser zu verstehen, individuelle Risikofaktoren auszumachen und genetische Wirkmechanismen bewerten zu können. Für all das, so Baumann, brauche es Daten. Ohne sei man „im Blindflug“ unterwegs. Vor allem Forschungsprojekte zur Früherkennung und zur Prävention bräuchten „riesige Datenmengen - am besten populationsbasiert“, so Baumann.

Ein großer Fortschritt sei der Beitritt Deutschlands zum „One Million Genome Project“. Als eines der ersten Zentren der Welt habe das DKFZ damit angefangen, ganze Genome von Krebspatienten zu untersuchen.

Das ganze Erbgut in den Blick nehmen

Die Methode sei teuer, bringe aber bedeutende Vorteile. „Mit dem ,One Million Genome Project' wird dieser Ansatz, der bislang hauptsächlich in der Krebsmedizin vorangetrieben wurde, für die gesamte medizinische Forschung erweitert“, sagt Baumann. „Wir konzentrieren uns nicht nur auf einzelne Gene, sondern schauen gesamtheitlich auf das ganze Erbgut.“

Insgesamt sei Deutschland in der Datenerhebung zu Krankheiten bislang nicht besonders gut aufgestellt. Das liege an der föderalen Struktur und den einzelnen Sektoren in der Versorgung. Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser – sie alle verfügten über Bruchstücke von Daten, die noch dazu auf unterschiedlichen und oft nicht kompatiblen Datenträgern gesichert seien.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will mit der elektronischen Patientenakte Abhilfe schaffen und so Daten verfügbar und sinnvoll nutzbar machen. Es werde immer wieder behauptet, dass die Daten, die einfach irgendwo herumlägen, Gold wert seien und man damit unglaublich viel Forschung betreiben könne, sagt Baumann. Doch viele dieser Daten seien „gar nicht brauchbar, ohne dass sie jemand kontrolliert und digitalisiert hat.“ Hinzu komme, dass die meisten dieser Daten nicht auf eine zukunftsgerichtete Fragestellung hin erhoben worden seien.

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