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Wissenschaftler an deutschen Unis sind häufig nur befristet angestellt. Diese Praxis haben die Uni-Kanzler jetzt verteidigt.

© Fabian Stratenschulte/dpa

„Bankrotterklärung des Wissenschaftsmanagements“: Unis bekennen sich zu befristeten Verträgen - und ernten Kritik

Die Universitäten lösen mit ihrer Verteidigung von Zeitverträgen für Wissenschaftler Empörung aus. Die GEW nannte die Erklärung „anachronistisch“.

Die Zahl befristeter Beschäftigungen für wissenschaftliches Personal an Universitäten muss überwiegen, eine Entfristungswelle beim wissenschaftlichen Nachwuchs würde dessen „kontinuierliche Förderung“ lahmlegen – dieses Bekenntnis der Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten zu Zeitverträgen hat Widerspruch ausgelöst. Von einer „Bankrotterklärung des deutschen Wissenschaftsmanagements“ sprach Martin Grund, Mitgründer des Doktorandennetzwerks N2, auf Twitter. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erklärte, die Kanzlerinnen und Kanzler hätten „die Zeichen der Zeit nicht erkannt“.

Die „Bayreuther Erklärung“ der Kanzlerinnen und Kanzler – sie sind an den Hochschulen für Personal und Haushalte zuständig – ist bereits vor einigen Tagen erschienen. Sie wollten damit offenbar auf die Kampagne „Frist ist Frust“ reagieren, die unter anderem die GEW initiiert hat. Hintergrund ist eine hohe Befristungsquote beim wissenschaftlichen Personal. Die Kanzlerinnen und Kanzler betonen jetzt, das Beschäftigungssystem der Unis im wissenschaftlichen Bereich sei „primär ein Qualifizierungssystem“ und dürfe daher nicht mit den gleichen Maßstäben wie Wirtschaft oder Verwaltung gemessen werden.

Zum Einen sind Promotionen klar zur Qualifizierung ausgelegt und damit befristet. Zum Anderen steht trotzdem in vielen Fachbereichen die Zahl der befristeten Stellen in krassem Missverhältnis zu festen Stellen und es werden Daueraufgaben [...] missbräuchlich von befristetem Personal ausgeübt.

schreibt NutzerIn jetb

Die HU-Psychologin Jule Specht twitterte als Reaktion, die Kanzler würden den „Befristungswahnsinn rechtfertigen“. Das jedoch beruhe auf „mindestens zwei Fehlannahmen“: Dass „Befristungen nur Wissenschaftler*innen während Qualifikationsphasen“ betreffe und Qualifizierung nur auf befristeten Stellen möglich sei. „Beides ist falsch“, kritisierte Specht.

„Ich warte auf den, der behauptet, Nobelpreise werden in der Wissenschaft nur durch Befristung erreicht“ schrieb ein anderer User. Die GEW nannte die Erklärung „anachronistisch“: Die Kanzler sollten sich endlich ihrer Verantwortung für faire Beschäftigungsbedingungen und verlässliche Karrierewege in der Wissenschaft stellen.

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