zum Hauptinhalt
Im Versuch blieben Avocados mit Ummantelung länger frisch.

© picture alliance/dpa

Avocado im Zuckermantel: Plastikfreie Beschichtung konserviert Obst und Gemüse

Liegen Früchte zu lange im Lager oder in der Küche, verderben sie. Wie könnten sie länger frisch bleiben? US-Forscher stellen eine neue Frischehülle vor.

Eine umweltfreundliche, kunststofffreie Ummantelung kann Obst und Gemüse wie zum Beispiel Avocados länger frisch halten. Dazu werden auf die Lebensmittel feine Fäden aus Pullulan aufgetragen, das aus Zuckermolekülen besteht und essbar ist. Das Pullulan wird dabei mit natürlichen Substanzen angereichert, die gegen Mikroorganismen wirksam sind, wie eine Gruppe um Philip Demokritou und Kevin Kit Parker von der US-amerikanischen Harvard University im Fachblatt „Nature Food“ berichtet.

In Versuchen hielten sich Avocados, die auf diese Weise verpackt waren, wesentlich länger als unverpackte Früchte. So wiesen nach sieben Tagen Lagerung bei 22 Grad Celsius 90 Prozent der unbehandelten Früchte sichtbar vergammelte Stellen auf. Bei den ummantelten Exemplaren waren es nur die Hälfte.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Abwaschbar, essbar, kompostierbar

Hinzu kommt eine gegenüber vielen Kunststoffen stark verbesserte Umweltbilanz: Pullulan kann den Forschern zufolge problemlos abgewaschen werden und wird in der Erde in drei Tagen abgebaut. Bislang werden Verpackungen meist aus Kunststoffen auf Erdölbasis gefertigt. Weil das Plastik jedoch in der Natur kaum abgebaut wird, ist mittlerweile ein großes Umweltproblem entstanden.

In den kommenden Jahrzehnten könnte es noch wachsen. Nach Erwartungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird der weltweite Kunststoffverbrauch von 460 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf über 1,2 Milliarden Tonnen im Jahr 2060 zunehmen. Plastikmüll würde sich bis 2060 fast verdreifachen.

„Wir wussten, dass wir die erdölbasierten Lebensmittelverpackungen loswerden und durch etwas Nachhaltigeres, biologisch Abbaubares und Ungiftiges ersetzen mussten“, sagt Demokritou.

Die Forscher versetzten das in Wasser gelöste Zuckerpolymer Pullulan, das beispielsweise auch für Arzneimittel-Kapseln eingesetzt wird, mit Thymianöl, Zitronensäure und Nisin, einem natürlichen, von Milchsäurebakterien produzierten Antibiotikum. Diese Stoffe sind wirksam gegen Mikroorganismen, wie die Bakterien Escherichia coli und Listeria innocua sowie den Schimmelpilz Aspergillus fumigatus. Diese kommen natürlicherweise auf den Schalen von Obst und Gemüse vor und sind wesentlich dafür verantwortlich, dass frische Lebensmittel verrotten. Weil das Wachstum der Mikroorganismen gehemmt wird, bleiben ummantelte Lebensmittel länger genießbar.

Zum Auftragen der Schutzschicht auf die Früchte nutzten die Wissenschaftler ein Verfahren, bei dem ein einem Föhn ähnlicher Apparat das in Wasser gelöste Pullulan mit den antimikrobiellen Substanzen erhitzt. Das Wasser verdampft weitgehend und das Pullulan wird in winzigen Fäden aus dem Apparat ausgeschieden und wickelt sich um die Frucht.

Das dauert zurzeit zwei bis vier Minuten. Die Kosten geben die Forscher mit wenigen Cent pro Frucht an. Verbesserungen sind aber noch möglich. "Ich bin nicht gegen Plastik, aber ich bin gegen erdölbasierte Kunststoffe, die wir immer wieder wegwerfen, weil nur ein winziger Teil davon recycelt werden kann", sagt Demokritou.

Stefan Parsch - dpa

Zur Startseite