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Im kleinen Kreis: Pianist Avan Yu schätzt es, in Privatwohnungen zu spielen. Hier kann der Künstler stärker mit dem Publikum in Kontakt kommen.

© Johannes Bock

Auftritt in der Wohnung: Intimes Konzerterlebnis

Musiktalente spielen privat: Die Freunde der UdK Berlin laden Studierende in ihre Wohnungen ein.

Sanfte Töne perlen durch die Luft. Der junge Pianist Avan Yu spielt Mozart an einem F308, einem Konzertflügel aus dem Hause Fazioli. Höchste Aufmerksamkeit im Publikum. Kein Husten, kein Papierknistern. Eine Seltenheit. Es knarzt höchstens eine Diele. Das Recital findet in einer privaten Wohnung statt.

Im April dieses Jahres hat der Freundeskreis der UdK, die Karl-Hofer-Gesellschaft, welche sich der Nachwuchsförderung widmet, die Reihe „Musiktalente spielen privat“ ins Leben gerufen. Instrumental-Studierende, ganz gleich ob Bratsche, Klarinette oder Fagott, werden von ihren Professoren vorgeschlagen, um in das Haus eines ihrer Förderer geladen zu werden. Vor Prüfungen und Wettbewerben können sie testen, ob ihre Interpretation ein Publikum begeistern kann.

Weitere Konzerte im kommenden Semester sind in Planung, Konzertorte können gern vorgeschlagen werden. Natürlich muss die Wohnung ausreichend groß sein; wenigstens 30 Gäste sollte man empfangen können. Ein Stutzflügel vor Ort sollte bespielbar oder Platz, etwa für ein Streichquartett, vorhanden sein.

„Um den F308 per Kran in diese Wohnung zu hieven, musste damals die Straße gesperrt werden“, verrät Gastgeber Klaus Heinz. Für das Stimmen des Flügels kurz vor dem Konzert sorgt der Sponsor Bankhaus Lampe ebenso wie für Speis und Trank. „Der Flügel ist über drei Meter lang, dieser Raum jedoch etwas kleiner als die Philharmonie“, scherzt Avan Yu, der nun, sein eigenes Spiel moderierend, zu Ravels „unvermeidlicher Zerstörung des Walzers eines Johann Strauß“ in La Valse überleitet. „Sie können gern weiter nach hinten in der Wohnung ausweichen, denn jetzt wird es etwas lauter.“ Eine Dame nutzt die Gelegenheit und wechselt ins Nebenzimmer.

Nicht alle jungen musikalischen Talente haben wie Avan Yu – scheinbar – so wenig Lampenfieber. Die Freunde der UdK, so auch Sabine Babendererde als Mitinitiatorin dieser Konzertreihe, geben in ihren Hauskonzerten den Studierenden oder frischen Absolventen die Möglichkeit, in geschütztem Rahmen vor interessiertem Publikum einen ganzen Konzertabend lang aufzutreten.

Diese Chance wissen die jungen Leute zu schätzen. Avan Yu betont vor allem die intime Atmosphäre eines Hauskonzerts, in dem er viel mehr mit dem Publikum interagieren kann als in einem großen Saal. Er prophezeit diesem Konzertformat, inklusive Moderation, gute Zukunftsaussichten. Vorstellbar ist es, denn Yu hat an diesem Abend die Herzen des Publikums spielend – und erklärend – gewonnen.

Constanze Beger

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