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Abitur 2020 - hier in einem Berliner Gymnasium.

© Tobias Schwarz /AFP

Aufgaben waren laut Senatorin zu schwer: Bremen hebt Noten im Mathe-Abitur

Nach Sachsen wertet Bremen das Mathe-Abitur nachträglich auf. Diskussionen gibt es darum, wer für die schweren Aufgaben verantwortlich ist.

Erst Sachsen, jetzt Bremen: Auch in diesem Jahr haben wieder Bundesländer die Noten des Mathematik-Abiturs angehoben, weil die Aufgaben aus Sicht der Länder zu schwer waren.

Bremen teilte zu Wochenbeginn mit, bei Grund- und Leistungskursen würden die Noten um zwei Punkte verbessert. Sachsen hatte das zuvor um einen Punkt getan. Im vergangenen Jahr hatten Saarland, Hamburg und ebenfalls Bremen im Mathe-Abitur im Nachhinein mildere Noten vergeben.

Notendurchschnitt "schlechter als üblich"

Bremens Schulsenatorin Claudia Bogedan (SPD) nannte die Ergebnisse in Mathematik „auffällig“, der Notendurchschnitt sei „schlechter als üblich“.

Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern, Oberstufenleitungen und Lehrkräften sowie die Auswertungen der betreffenden Klausuren hätten deutlich gemacht, dass die Aufgaben „offenbar aufgrund des Aufbaus und der Verständlichkeit der Texte sehr schwierig gewesen sind“. Das betreffe „zum größten Teil“ Aufgaben aus dem zentralen Abi-Pool der Bundesländer.

Die Senatorin macht das IQB für die schweren Aufgaben verantwortlich

In vielen anderen Bundesländern seien diese Aufgaben deshalb nicht ausgewählt oder sprachlich „erheblich“ modifiziert worden, führte Bogedan aus. 

Bogedan macht das Institut zur Qualität im Bildungswesen Berlin (IQB) für die schweren Aufgaben verantwortlich, das den Pool koordiniert. Schon im vergangenen Jahr hätten die Kultusminister das IQB zum Handeln aufgefordert. „Leider ist dort bisher so gut wie nichts passiert“, kritisierte Bogedan.

IQB-Direktorin: Die Länder entwickeln die Aufgaben gemeinsam

IQB-Direktorin Petra Stanat hält dagegen: Das ganze Problem allein am Aufgabenpool festzumachen zu wollen, sei „ein wenig einfach“. Sie weist darauf hin, dass das IQB die Aufgaben eben nicht selbst entwickelt, sondern lediglich eine koordinierende Aufgabe hat. „Es sind die Vertreterinnen und Vertreter der Länder, die die Aufgaben entwickeln – gemeinsam und auf der Grundlage der gemeinsamen Bildungsstandards“, sagt Stanat.

Die Länder könnten auch selber entscheiden, ob und welche Aufgaben aus dem Pool sie nehmen und diese wiederum modifizieren. „Das ist ein komplexer Prozess, bei dem die Länder an vielen Stellen eingreifen können.“

Sollte es wie jetzt zu Problemen kommen, könne das viele Ursachen haben: Es könnte an einzelnen Poolaufgaben, an Modifikationen der Länder oder auch an ländereigenen Aufgaben liegen, die zum Einsatz kommen. Womöglich seien die Schülerinnen und Schüler auch nicht ausreichend auf die Aufgaben vorbereitet worden.

In Sachsen gab es nachträglich einen Punkt mehr

Letzteres hatte in der Tat Sachsen als Grund genannt, warum es die Noten für das Mathematik-Abitur anhob. Sachsen hatte mehr Aufgaben als früher aus dem Aufgaben-Pool herangezogen, ohne sie zu verändern. Die Prüflinge hätten es daher mit ungewohnten Formulierungen zu tun gehabt, hieß es. Offenbar habe das Ministerium nicht hinreichend kommuniziert, dass „solche Aufgabenstellungen in den Fokus der Prüfungsvorbereitung zu stellen“ seien. Der Notenschnitt fiel von 2,5 auf 3,1 im Leistungskurs.

Für Verwirrung sorgte die Aussage von Bremens Schulsenatroin Bogedan, von der Kultusministerkonferenz werde "die Maßgabe ausgesetzt, ab dem kommenden Schuljahr die Pool-Aufgaben nehmen zu müssen".

Verwirrung um eine Aussage Bogedans

Die KMK wusste auf Nachfrage nichts davon. "Nach aktueller Beschlusslage der Kultusministerkonferenz steht der Abituraufgabenpool den Ländern seit der Abiturprüfung 2017 als Angebot zur Verfügung", erklärte KMK-Generalsekretär Udo Michallik. Das bedeute, die Länder können Aufgaben entnehmen, müssen es aber nicht. "Einen darüber hinausgehenden Beschluss gibt es derzeit noch nicht, folglich kann er auch nicht ausgesetzt werden."

Man halte auch daran fest, dass die Aufgaben aus dem Pool künftig nicht mehr von den Ländern modifziert werden sollen. 2021 könne davon nur in Einzelfällen abgewichen werden, wenn bestimmte Inhalte wegen Corona-Schulschließungen nicht unterrichtet werden konnten. 

Was die Ergebnisse der diesjährigen Mathematikabiture angehe, habe der überwiegende Teil der Länder keine Probleme gemeldet, erklärte Michallik weiter. "In dem einen oder anderen Land haben sich die Resultate sogar leicht verbessert." 

Auch in Berlin gab es wie berichtet in diesem Jahr erneut Beschwerden über das Mathematik-Abitur. Hier liegt das Problem allerdings vor allem daran, dass zu viele Aufgaben bearbeitet werden mussten. 

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