zum Hauptinhalt
Ein Mitarbeiter der Asklepios Klinik in Bayern wird von einem Kollegen mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft.

© Sven Hoppe/dpa

Astrazeneca, Moderna und Co.: So steht das Rennen um die Corona-Impfstoffe

Bislang gibt es in der EU nur Zulassungen für die Covid-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Welche Stoffe könnten noch kommen? Eine Übersicht.

Großbritannien hat als erstes Land weltweit grünes Licht für den Corona-Impfstoff von Astrazeneca und der Universität Oxford gegeben. Zusammen mit dem Vakzin der Partner Biontech und Pfizer stehen damit in Großbritannien zwei Mittel zur Verfügung.

In den USA haben sowohl der Biontech/Pfizer-Impfstoff als auch der des amerikanischen Biotechkonzerns Moderna Notfallzulassungen erhalten. Und auch in der Europäischen Union ist das Biontech/Pfizer-Mittel ebenso genehmigt wie das von Moderna. Es folgt eine Auswahl der zugelassenen Impfstoffe und der wichtigsten noch in der Testphase befindlichen Impfstoff-Kandidaten:

• Biontech/Pfizer: Großbritannien ließ den Impfstoff als weltweit erstes Land am 2. Dezember zu, mindestens 40 weitere Staaten - darunter die USA, Kanada, Mexiko, die Schweiz, Saudi-Arabien, Singapur und Chile - folgten. In der EU erhielt der Impfstoff die Genehmigung am 21. Dezember, sechs Tage später lief die Impfkampagne an.

In Deutschland erhielten inzwischen rund 78.000 Menschen die erste Dosis, eine zweite ist nach drei Wochen notwendig, um den vollen Schutz zu bekommen. Studien zufolge hat der Impfstoff dann eine Wirksamkeit von 95 Prozent - das heißt, die Wahrscheinlichkeit an Corona zu erkranken ist mit Impfung um 95 Prozent geringer als ohne.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Großangelegte Tests an mehreren tausend Probanden hatten Ende Juli begonnen. Das Mittel mit der Bezeichnung BNT162b2 kommt unter dem Namen "Comirnaty" auf den Markt. Der Impfstoff basiert auf einem neuen Ansatz, der sogenannten Boten-RNA (mRNA).

• Moderna: Als zweiter Impfstoffhersteller nach Biontech und Pfizer erhielt Moderna in den USA am 19. Dezember eine Notfallzulassung. Seit dem 6. Januar ist der Impfstoff auch in der Europäischen Union zugelassen.

Die künftige US-Vizepräsidentin Kamala Harris wird Ende Dezember mit dem Moderna-Impfstoff geimpft.
Die künftige US-Vizepräsidentin Kamala Harris wird Ende Dezember mit dem Moderna-Impfstoff geimpft.

© Ken Cedeno/imago images

Der US-Biotechkonzern veröffentlichte im November positive Ergebnisse aus seiner zulassungsrelevanten Studie. Demnach zeigt der Impfstoff, der ebenfalls auf dem mRNA-Ansatz basiert, eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent beim Schutz vor Covid-19.

Moderna hatte als erstes Unternehmen weltweit Mitte März eine klinische Studie der Phase I mit einem Corona-Impfstoff gestartet. Ende Juli begann die entscheidende Phase-III-Studie mit mehr als 30.000 Teilnehmern.

• Astrazeneca: Der britische Pharmakonzern entwickelte den Impfstoff zusammen mit der Universität Oxford und erhielt am vorletzten Tag des Jahres die Zulassung in Großbritannien. Die Wirksamkeit liegt Experten zufolge bei bis zu 80 Prozent, wenn zwischen einer ersten und der zweiten Dosis drei Monate vergehen.

Der EMA liegt noch kein Zulassungsantrag vor, weshalb eine Genehmigung im Januar von der Behörde als unwahrscheinlich bezeichnet wurde. Bundesgesundheitsminister Spahn drängt allerdings auf eine "zügige" Zulassung des Mittels in der EU.

Das Vakzin beruht auf einer eher herkömmlichen Herstellungsweise und ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf Erkältungsviren von Affen basiert. Er kann bei normalen Kühlschrank-Temperaturen gelagert und transportiert werden, während das Biontech/Pfizer-Vakzin bei minus 70 Grad gelagert werden muss.

• Curevac: Der Tübinger Impfstoffentwickler hat im Juni mit der klinischen Erprobung seines Vakzins begonnen und startete vor Weihnachten die zulassungsrelevante Studie mit mehr als 35.000 Teilnehmern. Erste Ergebnisse werden im ersten Quartal 2021 erwartet.

Das Logo des Pharma-Unternehmens Curevac am Hauptsitz in Tübingen.
Das Logo des Pharma-Unternehmens Curevac am Hauptsitz in Tübingen.

© THOMAS KIENZLE / AFP

In der Phase-I-Studie, an der mehr als 250 Probanden teilnahmen, wurde der Impfstoff in verschiedenen Dosierungen getestet. Er zeigte eine gute Verträglichkeit und eine ausgewogene Immunantwort. Der Bund unterstützt das Projekt mit bis zu 252 Millionen Euro, im Sommer war er mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen.

• Johnson & Johnson: Der US-Pharmakonzern hat die Phase-III-Wirksamkeitsstudie Ende September gestartet. An ihr nehmen nun 45.000 Probanden teil statt wie ursprünglich geplant 60.000, da das Unternehmen davon ausgeht, angesichts der hohen Zahl an Infektionen auch so genügend Daten zu erzielen.

Erste Ergebnisse sollen bis Ende Januar vorliegen, den Antrag auf eine Notfallzulassung in den USA plant J&J im Februar. Der Konzern musste seine zulassungsrelevante Studie zeitweilig wegen einer unerklärten Erkrankung bei einem Probanden unterbrechen.

• Sinovac: Der Impfstoff Coronavac der chinesischen Biotechfirma befindet sich in der klinischen Entwicklungsphase III. Studien mit Tausenden Freiwilligen laufen in Indonesien, der Türkei und in Brasilien, einem der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder.

Die dortige Studie mit rund 13.000 Probanden hat der Gesundheitsbehörde in Sao Paulo zufolge eine Wirksamkeit zwischen 50 und 90 Prozent gezeigt. Die genauen Ergebnisse sollen spätestens am 7. Januar veröffentlicht werden. Bei Studien in der Türkei ergab sich vorläufigen Daten zufolge ein Schutz vor dem Coronavirus von 91,25 Prozent.

Der Gouverneur Sao Paulos, Joao Doria, und der Staatsminister für Gesundheit, Jean Gorinchteyn, halten den Sinovac-Impfstoff in den Händen, nachdem er in Brasilien angekommen ist.
Der Gouverneur Sao Paulos, Joao Doria, und der Staatsminister für Gesundheit, Jean Gorinchteyn, halten den Sinovac-Impfstoff in den Händen, nachdem er in Brasilien angekommen ist.

© Amanda Perobelli/REUTERS

Coronavac gehört zu jenen Impfstoffen, die im Notfallprogramm der chinesischen Regierung bereits Zehntausenden Menschen vor Abschluss der klinischen Studien verabreicht wurden.

• Sinopharm: Der staatliche chinesische Biotechkonzern hat am Mittwoch die Zulassung für einen seiner beiden Impfstoff-Kandidaten in China beantragt. Bei diesem liege die Wirksamkeit bei 79,3 Prozent. Beide Mittel werden in Phase-III-Studien getestet, Mitte Juli begann ein breit angelegter Test in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 15.000 Freiwilligen.

Auch Argentinien, Peru, Marokko und Bahrain haben Phase-III-Tests mit dem Sinopharm-Kandidaten zugelassen. Peru stoppte die Tests Mitte Dezember wegen eines "schwerwiegenden unerwünschten Ereignisses", das überprüft wird. Die beiden Sinopharm-Kandidaten sind ebenfalls Teil des Notfallprogramms in China, in dessen Rahmen Zehntausende Menschen vor Abschluss der klinischen Studien geimpft wurden.

• Gamaleya-Institut: Das russische Gesundheitsministerium hat den Impfstoff, der im Ausland unter dem Namen "Sputnik V" auf den Markt gebracht werden soll, am 11. August freigegeben - noch bevor die Ergebnisse der Phase-III-Studien vorlagen. Inzwischen läuft eine große Studie, die 40.000 Teilnehmer umfassen soll. Zwischenergebnissen zufolge zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 92 Prozent gegen Covid-19.

Auch Belarus und Argentinien haben dem Impfstoff mittlerweile zugelassen. Der russische Präsident Wladimir Putin will sich nach den Worten eines Kreml-Sprechers mit Sputnik V impfen lassen. (Reuters)

Zur Startseite