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Zwei kopflose Sphinxen stehen in einer Ausgrabungsstätte unter einem Torbogen auf einem Sockel.

© picture alliance / dpa

Archäologie in Griechenland: Grabungen in Amphipolis ruhen

In Amphipolis wurde vor einem Jahr eine Grabanlage gefunden, die aus der Zeit Alexanders des Großen stammen soll. Doch die Grabungen ruhen derzeit - und Syriza kritisiert die Vorgängerregierung wegen der Arbeiten.

Vor einem Jahr galt die Entdeckung einer monumentalen Grabanlage bei Amphipolis als Sensation. Archäologen und Techniker arbeiteten dort unter Hochdruck, internationale Journalisten belagerten den etwa 60 Kilometer vom nordgriechischen Serres entfernten Fundort. Heute liegt die größte je im Land entdeckte Grabstätte fast vergessen in der sengenden Sommersonne. Nach den Ausgrabungen im August 2014 spekulierten Experten darüber, ob der riesige Komplex das Grab Alexander des Großen, seiner Mutter Olympia oder seiner Frau Roxane bergen könnte – jetzt ist dort nur noch das Summen von Grillen zu hören. „Hier arbeitet keiner mehr. Das Projekt liegt auf Eis wie alles in Griechenland“, sagt ein junger Wärter.

Der Komplex mit einem Umfang von 500 Metern ist in einen 30-Meter-Hügel gegraben. Gefunden wurden Skulpturen von Sphinxen und Karyatiden, aufwendige Mosaike, Münzen mit dem Antlitz Alexander des Großen – und Knochen der dort Bestatteten. Bevor die Arbeiten eingestellt wurden, hatte die Erkundung aller Räume des riesigen, kastenartigen Grabes und der Knochenfunde aber keine schlüssigen Antworten geliefert. Von 550 Knochenfragmenten wurden bisher 157 bestimmten Leichnamen zugeordnet. Verbindungen zu Alexander konnten nicht nachgewiesen werden.

Syriza-Zeitung wertet bisherige Vermutungen als Fiasko

Kulturminister Nikos Xydakis äußerte sich im März kritisch über die Arbeiten unter der konservativen Vorgängerregierung: „Die Art, wie die Ausgrabungen ausgeführt und beworben wurden, hatte Elemente einer Show“, sagte Xydakis. Jetzt betont das Ministerium, es seien beträchtliche Summen nötig, um das Monument Besuchern zugänglich zu machen. Ursprünglich waren 200000 Euro für das Projekt vorgesehen, doch die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen im Juni verzögerte die Freigabe.

Inzwischen streiten die Experten, ob das Grab in die Zeit des Makedonischen Reiches fällt oder unter den Römern gebaut wurde. Nach einem Bericht von „Avgi“, der Zeitung der Regierungspartei Syriza, datierte eine Gruppe von Experten den Bestattungskomplex auf das erste oder zweite Jahrhundert vor Christus – also bis zu 300 Jahre nach Alexanders Tod. Versuche, das Grab seiner Familie zuzuordnen, seien folglich ein „Fiasko“.

Die Chefarchäologin in Amphipolis, Katerina Peristeri, verteidigte sich in einem Brief: „Der Grabkomplex wurde im letzten Quartal des vierten Jahrhunderts vor Christus gebaut (325 bis 300 vor Christus) und bis in römische Zeit genutzt“, schrieb Peristeri. „Die Makedonier versiegelten es zum Schutz im zweiten Jahrhundert vor Christus.“ Eine umfassende Bewertung werde im Herbst erfolgen.

Amphipolis am Ufer des Flusses Struma war eine wichtige Stadt des Makedonischen Reiches unter Alexander dem Großen, der 323 vor Christus im Alter von 32 Jahren in Babylon starb und in Alexandria begraben wurde. Sein Reich erstreckte sich vom modernen Griechenland bis nach Indien. (Vassilis Kyriakoulis/AFP)

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