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Gemeinsam forschen. Sabrina Stempfle aus Hamburg und Sheila Machava aus Maputo beschäftigen sich in ihren Dissertationen mit der Keramik und lernen dabei in Hamburg geochemische Analysemethoden.

©  Jörg Linstädter /DAI KAAK

Archäologie in Afrika: Die eigene Geschichte entdecken

Das DAI hilft beim Aufbau archäologischer Kapazitäten – zwei Beispiele aus Eswatini und Mosambik.

Es gibt Länder, die haben interessante archäologische Stätten, aber keine eigenen archäologischen Institute, um diese zu erforschen. So ein Land ist Eswatini (früher Swasiland) im südlichen Afrika. Durch einen zufälligen Kontakt mit einem Fledermausforscher der Universität von Eswatini (UNESWA) kam Jörg Linstädter, der in Südafrika und Mosambik arbeitet, nach Eswatini. Linstädter ist stellvertretender Direktor der Kommission der Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK), die vor 40 Jahren zum 150. Geburtstag des Deutschen Archäologischen Instituts in Bonn gegründet wurde und die die weltweiten Aktivitäten des DAI koordiniert. Dazu gehört auch „Capacity Building“ in Partnerländern.

Linstädter besuchte das Nationalmuseum von Eswatini und fand reiches archäologisches Fundmaterial aus älteren Ausgrabungen. Zur Zeit wird dieses Material in Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde, der Eswatini National Trust Commission (ENTC) systematisch gesichert. Da ein Großteil der ENTC-Angestellten für die Nationalparks zuständig ist, können sich nur wenige Mitarbeiter um die archäologischen Fundstätten kümmern.

Regale und Verpackungsmaterial für das Nationalmuseum

Linstädter bot dem Nationalmuseum Hilfe an und so konnten 2017 in einem ersten Schritt Regale und Verpackungsmaterial angeschafft werden, um die Funde der Grabungen sachgemäß zu dokumentieren und zu archivieren. „Wir haben Hunderte von Pappkartons mit Funden gefüllt und eine Datenbank erstellt“, sagt Linstädter. Nun sind etwa 200 Fundstellen vom Altpaläolithikum bis ins späte 19. Jahrhundert erfasst. Inhaltlich geht es in Eswatini um steinzeitliche Fundstätten, die von vor über einer Million Jahren bis ins 19. Jahrhundert reichen, da die San die alten Techniken ihrer Vorfahren bis ins 19. Jahrhundert beibehalten hatten. Parallel kamen vor 2000 Jahren Bantu-Stämme wie die Swasi in die Region, die Knowhow über Rinder- und Schafzucht sowie den Anbau von Hirse mitbrachten.

Ausbildung von Archäologen in Mosambik.
Ausbildung von Archäologen in Mosambik.

© Jörg Linstädter / DAI-KAAK

Da Eswatini nicht über ein Denkmalregister verfügt, hat das DAI hier ebenfalls Hilfe angeboten. Es geht vor allem darum, qualifizierten Nachwuchs für die ENTC auszubilden. Bei Baumaßnahmen muss die Behörde Umweltverträglichkeitsgutachten abgeben, aber was, wenn man etwa beim Straßenbau auf archäologische Fundstätten stößt? Mit einer sogenannten Fieldschool weckte Linstädter das Interesse von Biologiestudenten der University of Eswatini (UNESWA). Viele dieser Absolventen werden später in der Behörde arbeiten und daher ist es wichtig, dass sie mit Archäologie in Kontakt gebracht werden.

Die Fieldschool sei ein voller Erfolg gewesen, der dazu geführt hat, dass Linstädter für die Universität einen Studienplan für ein archäologisches Modul entwerfen konnte. Wer in Eswatini Archäologie studieren will, muss nach Südafrika gehen. Wenn es gelänge, an der UNESWA ein Archäologie Modul anzusiedeln, wäre das ein großer Erfolg. „Wir können als DAI erst einmal eine jährliche Fieldschool anbieten und sehen, wie sich das Interesse entwickelt“, sagt Linstädter.

Eine Kollegin der ENTC macht gerade ihren Master in Köln in Kulturgutschutz, sie kommt im Oktober wieder. Sie könnte in zwei Jahren das Modul an der Universität übernehmen, wenn es denn kommt. Zur Ausbildung gehört auch ein Besuch beim Landschaftsverband NRW, um in der Praxis zu erfahren, wie bei Bauarbeiten auf Grund von gesetzlichen Regelungen mit neu aufgetauchten Fundstätten verfahren wird.

Ausbau der Archäologie in Mosambik

Die Behörden und Kollegen in Eswatini seien sehr dankbar für die Hilfe und sehr interessiert. „Diese Menschen sind Multiplikatoren, die uns helfen, langfristig neue Partner zu finden.“

Mosambik ist schon ein Stück weiter. Hier hatte Linstädter über die UNESCO Kontakte 2016 Décio Muinga, einen jungen Archäologen der Universidade Eduardo Mondlane in Maputo kennengelernt. Er hat in Uppsala studiert und spricht daher Englisch, ein Vorteil in einer sonst rein portugiesisch-sprachigen Umgebung. Der lange Bürgerkrieg und die schlechte finanzielle Ausstattung hätten die Entwicklung der Archäologie in Mosambik gebremst, erklärt Linstädter.

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts kommt Linstädter mit deutschen Studenten zu Lehrgrabungen und Surveys nach Mosambik, wo die Studierenden beider Länder im Feld die praktische Arbeit kennenlernen. Gemeinsam finden eine Lehrgrabung und geophysikalische Untersuchungen im Umfeld der Fundstelle Daimane in der Region Changalane in der Nähe der Grenze zu Eswatini statt. Das Gelände wird systematisch prospektiert und unter anderem mit Hilfe von Drohnen dreidimensional dokumentiert.

Manchmal helfen schon einfache Methoden. So ist eine geochemische Analyse von Keramik mangels geeigneter Laborkapazitäten in Mosambik nicht möglich. Bisher habe man im südlichen Afrika die Keramikanalyse überwiegend nur nach Form und Dekor vorgenommen. „Wir wollen aber wissen, woher die Objekte stammen und wo sie hergestellt wurden“, sagt Linstädter. Daher beschäftigen sich gerade Sabrina Stempfle aus Hamburg und Sheila Machava aus Maputo in ihren Dissertationen mit der Keramik und lernen dabei in Hamburg geochemische Analysemethoden im Labor kennen. Da es vor Ort kein Labor für solche Analysen gibt, ist es umso wichtiger, in Zusammenarbeit mit Mineralogen Leute anzulernen, Dünnschliffe von Keramik unter dem Mikroskop analysieren zu können. So werden von Beginn an neue Methoden trainiert. Der Aufbau von Kapazitäten in den Partnerländern ist ein bedeutender Beitrag des DAI zur Stärkung der internationalen Archäologie.

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