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Eine junge Frau sitzt auf einem Sofa und lächelt in die Kamera.

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Akten der Studienstiftung zu RAF-Mitgliedern: Aus Hochbegabten wurden Terroristen

Die späteren RAF-Mitglieder Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Horst Mahler waren Stipendiaten der Studienstiftung. Jetzt werden ihre Stiftungs-Akten veröffentlicht.

„Als klug, sicher weit über dem Durchschnitt begabt, selbständig und klar“ beschrieb eine Gutachterin der Studienstiftung des deutschen Volkes Ulrike Meinhof 1955. Die Gutachterin, eine CDU-Politikerin, empfahl die damalige Abiturientin und spätere RAF-Terroristin „vorbehaltlos“ für die Studienstiftung. Das geht aus einer Dokumentation in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ hervor, die über eine in diesen Tagen erscheinende Edition der Akten der Studienstiftung zu späteren RAF-Mitgliedern berichtet. Alexander Gallus, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Uni Chemnitz, hat die Unterlagen der Stiftung auch zu zwei weiteren führenden Köpfen der ersten RAF-Generation, Gudrun Ensslin und Horst Mahler, ausgewertet und kommentiert („Meinhof, Mahler, Ensslin. Die Akten der Studienstiftung des deutschen Volkes“, Vandenhoeck & Ruprecht). Gallus attestiert allen drei Stipendiaten „ein ausgeprägtes, oft überschäumendes Gerechtigkeitsempfinden“. Auch hätten die drei „als philosophische Köpfe studiert“.

In den Akten noch keine Anzeichen für Terrorismus

Dass die späteren Terroristen von der Studienstiftung gefördert wurden, ist seit Langem bekannt. Die Stiftung hatte die Akten jedoch aus Gründen der Vertraulichkeit unter Verschluss gehalten – bis Alexander Gallus seine Forschungsarbeit aufnahm. Erste Ergebnisse gab er bereits 2011 bekannt. Im Interview mit der „Zeit“ erklärt Gallus jetzt, man sehe „in allen Akten, wie die drei sich politisieren und radikalisieren“. Er erkenne in Gutachten und in ihren eigenen Berichten über ihren Studienverlauf und ihre sonstigen Interessen aber „noch keine Anzeichen für Terrorismus und Gewalt“. Dass Gudrun Ensslin bis Ende 1968 gefördert wurde, obwohl sie bereits im April des Jahres an den Frankfurter Kaufhaus-Anschlägen beteiligt und inhaftiert war, begründet der heutige Präsident der Studienstiftung, Reinhard Zimmermann, mit der zunächst geltenden Unschuldsvermutung. (Tsp)

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