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Die WHO geht inzwischen davon aus, dass das Coronavirus von der Fledermaus auf ein weiteres Tier übertragen wurde.

© De Agostini via Getty Images

Abschlussbericht zum Corona-Ursprung: WHO geht von Übertragung durch Tier auf Mensch aus

Dass das Coronavirus aus einem Labor entwichen ist, hält die WHO für unwahrscheinlich. Ursprungs-Überträger sei vermutlich eine Fledermaus.

Im Abschlussbericht zur Expertenmission in Wuhan, China, geht die Weltgesundheitsorganisation von einer Übertragung von Sars-CoV-2 auf den Menschen durch einen tierischen Zwischenwirt aus. Damit weicht die Organisation nicht von bereits zuvor publizierten Zwischen-Resümees ab.

Von Fledermäusen sei der Erreger „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“ auf ein anderes Tier und von diesem auf Menschen übergegangen, heißt es in dem am Montag in Genf vorgelegten WHO-Bericht. Die These, das Virus sei aus einem Labor entwichen, wurde hingegen als „extrem unwahrscheinlich“ bezeichnet.

Die Untersuchung der WHO, die erst mehr als ein Jahr nach dem ersten Ausbruch begonnen und im Vorfeld von den chinesischen Behörden mehrfach verzögert worden war, wurde von Anfang an kritisiert, die Unabhängigkeit der Studie sowohl von Wissenschaftlern als auch Politikern mehrere Staaten in Frage gestellt.

Auch dem führenden Mitglied der Kommission, dem US-Virologen Peter Daszak, wurde aufgrund etwa seiner eigenen früheren Kooperation mit dem Virologie-Institut in Wuhan unterstellt, möglicherweise voreingenommen zu sein. Andersherum warf die Führung der Chinesischen Kommunistischen Partei der US-Administration unter Präsident Trump und anderen vor, den Ursprung des Virus „politisiert“ zu haben.

Das Thema des Ursprungs ist noch nicht abgeschlossen

Die grundlegende Frage, die das Expertenteam klären sollte, war die nach dem Ursprung des Virus: Hat es sich auf natürlichem Wege entwickelt und ist letztendlich von Tieren auf Menschen übergegangen? Oder ist es in einem Labor gezüchtet und vielleicht verändert worden und von dort – wohl unbeabsichtigt – in die Umwelt und in den Menschen gelangt.

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Allein die Tatsache, dass das Institut nur einen Steinwurf von jenem Frischfleischmarkt, auf dem die ersten bekannten Betroffenen tätig waren, entfernt liegt, war als verdächtig interpretiert worden.

Schlagzeilen machte vor einigen Wochen ein Thesenpapier des Hamburger Physikers Roland Wiesendanger, der zu dem Ergebnis kam, sehr viel spreche für einen Labor-Ursprung.

Es wurde allerdings von Fachleuten umgehend als unwissenschaftlich und unausgewogen kritisiert. Dass das Thema mit dem nun vorliegenden, mehrere hundert Seiten umfassenden Bericht abgeschlossen sein wird, ist nicht zu erwarten. Denn die im Raum stehenden Vorbehalte sind einerseits nicht ausgeräumt. Zudem ist die Formulierung „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“, mit der etwa Daszak selbst zitiert wird, auch alles andere als absolut.

Der Tagesspiegel selbst hat sich in den letzten Monaten mehrfach eingehend mit der Ursprungsfrage beschäftigt. Das Ergebnis war auch hier, dass ein Weg aus der Natur über einen tierischen Zwischenwirt wahrscheinlich ist.

Allerdings ist weder anhand von Interviews mit Marktstand-Betreibern, wie sie die Kommission unter anderem führte, noch anhand der Sequenz der Erbsubstanz nachweisbar, wie dieses Virus entstand und in welchem Wirt es mutierte. Zudem gleicht die Suche nach tatsächlichen Zwischenwirten jener nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Es ist also möglich, dass die Frage nie sicher beantwortet werden wird.

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