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60 Tage liegen für die Forschung: DLR, ESA und Nasa starten gemeinsame Bettruhestudie

Teilnehmer verbringen 60 Tage in Betten der Forschungsanlage Envihab. Die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Körper sollen damit simuliert werden.

Ab ins Bett für die Forschung: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) startet am Montag in Köln zusammen mit der europäischen Weltraumorganisation ESA und der US-Weltraumbehörde Nasa die erste gemeinsame Langzeit-Bettruhestudie. Erstmals wird dabei der Einsatz von künstlicher Schwerkraft als mögliche Maßnahme gegen negative Effekte der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus untersucht, wie das DLR am Donnerstag mitteilte.

Mit Bettruhestudien werden in der Weltraummedizin die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Körper simuliert. Denn ohne Gravitation bilden sich Muskeln und Knochen stark zurück, wie das DLR erläuterte. Körperflüssigkeiten verschieben sich in die obere Körperhälfte, das ganze Herz-Kreislauf-System wird weniger beansprucht und verliert an Leistungsfähigkeit.

Sollen Astronauten aber künftig für lange Zeit im Weltraum oder auf dem Mond und Mars leben, müssen effektive Gegenmaßnahmen gegen Knochen- und Muskelschwund entwickelt werden. Einige der Probanden des Studienprojekts, das die Bezeichnung Agbresa (Artificial Gravity Bed Rest Study) trägt, werden daher während der dreimonatigen Studie täglich im Liegen auf einer Kurzarm-Zentrifuge in der luft- und raumfahrtmedizinischen Forschungsanlage Envihab auf dem DLR-Gelände in Köln gedreht.

"Diese Bettruhestudie von DLR, Nasa und ESA bietet Raumfahrtforschern aus ganz Europa und den USA die Möglichkeit, zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein Maximum an humanwissenschaftlichen Erkenntnissen zu gewinnen", erklärte der DLR-Vorstand für Raumfahrtforschung und -technologie, Hansjörg Dittus.

Dabei sind Forschungsvorhaben in der Schwerelosigkeit oder unter simulierten Bedingungen nicht nur wichtig für Astronauten zum Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit im All, sondern auch für den Menschen auf der Erde. Raumfahrtmedizin bedeute deshalb auch Gesundheitsforschung für die Erde in allen Bereichen der Prävention, Diagnostik und Therapie, hob das DLR hervor.

Für die Studie werden jeweils zwölf weibliche und männliche Probanden 60 Tage in den Betten des Envihab verbringen. Inklusive Eingewöhnungs- und Erholungsphase wird ihr Aufenthalt 89 Tage dauern. Während der Bettruhephase finden laut DLR sämtliche Aktivitäten wie Experimente, Essen und Freizeitgestaltung im Liegen statt.

In ihren Bewegungen sind die Probanden eingeschränkt, so dass sich die Beanspruchung von Muskeln, Sehnen und Skelett reduziert. Da die Betten zum Kopf hin um sechs Grad nach unten geneigt sind, wird die Verlagerung der Körperflüssigkeiten wie bei den Astronauten in Schwerelosigkeit ausgelöst.

Die Agbresa-Studie findet in zwei Kampagnen statt: Die ersten Probanden ziehen nach DLR-Angaben am Montag ins Envihab ein, die zweite Kampagne beginnt Anfang September. Für die zweite Phase im Herbst suchen die Forscher noch weitere Probanden, insbesondere Teilnehmerinnen. (AFP)

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