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Ein Antrag auf Ausbildungsförderung (Bafög) liegt auf der Tastatur eines Laptopcomputers.

© Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

50 Jahre Bafög: Vom „Kahlschlag“ nie erholt

Seit 50 Jahren können Studierende Bafög beantragen: Eine kleine Geschichte des Bundesausbildungsförderungsgesetzes.

Eine staatliche Studienförderung, auf die jede Studentin und jeder Student einen Rechtsanspruch hat, wenn das Einkommen der Eltern oder – in selteneren Fällen – der Ehepartner:in eine bestimmte Grenze nicht überschreitet: Das war vor 50 Jahren das grundsätzlich Neue am Bafög. Benannt ist die Beihilfe nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög), das am 1. September 1971 in der Zeit der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt (SPD) in Kraft trat.

Ausgezahlt wurde das Bafög erstmals am 1. Oktober 1971. Schon ein Jahr später wurden 44,6 Prozent aller Studierenden in Deutschland gefördert. Seitdem hat das Bafög Generationen von Abiturienten und Menschen, die auf dem zweiten Bildungsweg an die Hochschulen kommen, ein Studium ermöglicht. Vieles an der Förderung hat sich über die Jahrzehnte geändert – und das keineswegs immer zum Besseren.

Schon drei Jahre nach der Einführung sollte das Bafög kein Vollzuschuss mehr sein, erste Darlehensanteile wurden eingeführt. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) setzte dann 1982 das Volldarlehen durch, fortan sollte die gesamte Ausbildungsförderung zurückgezahlt werden. Dieser „Bafög-Kahlschlag“ führte zu stark sinkenden Antragszahlen, 1989 waren nur noch 18,3 Prozent der Studierenden in der Förderung.

Nullrunden - und weiter sinkende Zahlen trotz Reform

Zudem wurde das Schüler-Bafög stark eingeschränkt. Durch eine Intervention von Bundesbildungsminister Jürgen Möllemann (FDP) wird seit 1990 nur noch die Hälfte des Bafög-Betrags als Darlehen ausgezahlt, die andere Hälfte wieder als Zuschuss.

Im wiedervereinigten Deutschland kommt nach langwierigen Reformüberlegungen ab der Jahrtausendwende Bewegung ins Bafög. Jetzt muss das Teildarlehen nur noch bis zu einer Obergrenze von 10 000 Euro zurückgezahlt werden und ihr Kindergeld können Studierende ohne Abzüge on top erhalten. 2008 greifen dann weitreichendere Reformschritte: Auch 400-Euro-Jobs werden nicht mehr aufs Bafög angerechnet, die Bafögsätze steigen um zehn Prozent und die Elternfreibeträge um acht Prozent. Doch die Jahre 2001 bis 2008 und 2010 bis 2016 gehen als Nullrunden in die Bafög-Geschichte ein.

Derzeit läuft noch das 26. Bafög-Änderungsgesetz mit erneuten stufenweisen Verbesserungen. Auch die Rückzahlungsbedingungen des 50-prozentigen Darlehensanteils wurden verbessert. Die Zahl der Geförderten aber ist seit 2005 kontinuierlich gesunken – bei stark gestiegenen Studierendenzahlen. Zum 50. Geburtstag liegt die Quote der Geförderten auf einem historischen Tiefststand von nur elf Prozent aller Studierenden.

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