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Wissen: Wahr oder Falsch?

Über Fakten und Mythen rund um das Augenlicht sprachen wir mit Georg Eckert, Augenarzt und Sprecher des Verbandes der Augenärzte.

Schadet langes Fernsehen den Augen?
»Kind, du bekommst noch ganz viereckige Augen!«, mahnten die Eltern, wenn man den Sonntag mal wieder vor der Glotze verbrachte. Dass das Quatsch ist, ahnte man schon als Kind. Und nun die Bestätigung vom Experten: »Zumindest wird die Sehstärke des Auges durch langes Fernsehen nicht schlechter«, versichert Georg Eckert vom Verband der Augenärzte. Allerdings könne langes gebanntes Starren auf den Bildschirm - der Augenarzt spricht von Blickmonotonie - die Augen reizen. Denn wer fernguckt, blinzelt seltener und lässt den Blick kaum schweifen. Die Folge: Der Tränenfilm des Auges wird nur noch schlecht verteilt, das Auge wird trocken und die Bindehaut gereizt. Dazu müsse man allerdings sehr ausgiebig fernsehen oder bereits unter trockenen Augen leiden. Kinder und erwachsene Vielgucker können also aufatmen, der Sonntag ist gerettet!

Fördert langes Lesen Kurzsichtigkeit?
Stimmt! Während bei den Inuit in Grönland und Nordamerika die Kurzsichtigkeit bis zur Alphabetisierung fast unbekannt war, leiden heute in Japan zehn bis 20 Prozent mehr Menschen an einer Kurzsichtigkeit als in Europa - Forscher erklären das vor allem mit der gewandelten Lebenswelt, in der das Lesen von Büchern und das Arbeiten am Computer immer mehr Zeit beanspruchen. Die ständige »Naharbeit«, bei der die Augen auf eine kurze Distanz fokussieren, fördert das Längenwachstum des Augapfels. Das führt dazu, dass die Brechkraft der Augenlinse schon im entspannten Zustand auf eine kurze Distanz scharf stellt. Um auch in der Ferne besser sehen zu können, kneifen kurzsichtige Menschen oft die Augenlider zusammen - die Linse wird stärker gewölbt und die Fernsicht erhöht. Das erkannten schon die antiken Griechen, denn der medizinische Begriff für Kurzsichtigkeit lautet Myopie - »geschlossene Augen«.

Schadet Rauchen dem Auge?
Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht das Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Beininfarkt zu erleiden. Aber auch das Augenlicht leidet unter der schlechteren Blutversorgung. So gilt das Rauchen als wichtigster lebensstilbedingter Risikofaktor für die Makuladegeneration (siehe Seite 25).

Schützen Sonnenbrillen das Augenlicht?
Ja, Sonnenbrillen blockieren für die Augen schädliche Anteile des Sonnenlichtes, die Ultraviolette Strahlung (UV). So schützen sie die Netzhaut vor Schäden und einer Makuladegeneration im Alter. »In Berlin ist die UV-Dosis jedoch selbst im Hochsommer zu gering, um dem Auge wirklich schaden zu können«, erklärt Eckert. Dunkle Gläser sind hier also nur ein Modeaccessoire. Anders ist das im Gebirge. Der wichtigste natürliche UV-Schutz ist die Ozonschicht, die jedoch wegen der alpinen Höhe deutlich dünner als in der Hauptstadt ausfällt. Alpinisten und Skifahrer sind deshalb gut beraten, eine Sonnenbrille mit ausreichendem UV-Schutz zu tragen. Beim Kauf sollte man auf das Siegel »UV 400« achten. Solche Siegel lassen sich jedoch leicht fälschen - daher sollte der Sonnenschutz beim Händler des Vertrauens erworben werden oder dort geprüft werden.

Schadet Lesen bei schlechtem Licht?
Vielen Menschen gefällt es, abends noch entspannt bei gedimmtem Licht ein Buch zu lesen. Doch das Schmökern im Schummerlicht soll die Augen verderben. »Das ist ein Mythos«, entwarnt Augenarzt Eckert. Zwar ermüden die Augen bei schlechtem Licht schneller, doch zu bleibenden Sehschäden führt die abendliche Lektüre nicht. »Allerdings kann das Auge eine bereits bestehende Fehlsichtigkeit im Dunkeln schlechter als im Hellen ausgleichen«, sagt Eckert. Das kann zu Kopfschmerzen und brennenden Augen führen.

Werden die Augen schlechter, wenn man keine Brille trägt, obwohl man eine bräuchte?
Brillen können ja durchaus Geschmackssache sein. Alle, die sich für die beiden Gläser auf der Nase zu hübsch finden, obwohl sie ihre Schönheit im Spiegel eher erahnen müssen, können beruhigt sein - es ist ein Mythos! Wer trotz Fehlsichtigkeit keine Brille trägt, bekommt keine schlechteren Augen. »Das ist so, als würde man keine Schuhe anziehen - davon werden die Füße auch nicht schlechter«, entwarnt Georg Eckert vom Verband der Augenärzte. Auch eine Sehhilfe mit der falschen Dioptrienzahl ruiniert nicht die Augen. »Davon bekommt der Brillenträger höchstens Kopfschmerzen.«

Werden die Augen schlechter, wenn man eine Brille trägt?
Die gute Nachricht: »Nein, dem Auge ist es egal, ob sie eine Brille tragen«, sagt Eckert. Weder verschlechtere sich die Sehkraft, noch verbessere sie sich. Dabei spielt es auch keine Rolle, unter welcher Fehlsichtigkeit der Betroffene leidet. Außerdem: Mit Brille sieht man einfach schärfer. Die schlechte Nachricht: Die Augen werden ganz von allein schlechter. Schuld ist mal wieder unsere Zeit, die unaufhaltsam abläuft. »Im Laufe des Lebens wird die Augenlinse immer unelastischer«, sagt Eckert. Dadurch fällt es dem Auge immer schwerer, scharf zu stellen - Zeit für eine neue Brille.

Ist Möhrensaft wirklich gut für die Sehkraft?
Stimmt! Die in Mohrrüben und anderem, vor allem rotem und orangefarbenem Gemüse enthaltenen Carotinoide können Alterskrankheiten der Netzhaut wie der Makuladegeneration (siehe Seite 25) vorbeugen. Forscher vermuten, dass das Carotinoid Lutein das Auge vor der Bildung von schädlichen Sauerstoffradikalen schützt, indem es UV-Strahlung vor der Netzhaut abfängt und in Wärme umwandelt. Lutein wirkt also wie eine innere Sonnenbrille. Für eine gesunde, luteinreiche Ernährung empfiehlt Augenarzt Eckert eine mediterrane Kost, also mehrmals in der Woche Fisch, wenig Fleisch und Wurst, dafür reichlich Obst und Gemüse und ungesättigte Pflanzenöle. Besser werden die Augen zwar durch eine gesunde Ernährung nicht - aber auch nicht schlechter.

Das Magazin für Medizin und Gesundheit in Berlin: "Tagesspiegel Gesund - Berlins beste Ärzte für Hören und Sehen".

Weitere Themen der Ausgabe: Wahrheit oder Mythos. Was dem Augenlicht hilft und schadet; Sehen. Wie unser Auge die Welt des Lichts einfängt; Schielen. Wie der kleine Ben in der Sehschule das richtige Sehen lernt. Augenlaser. Wie Lichtblitze eine neue Linse ins Auge schleifen; Grauer Star. Mit der neuen Linse gegen die trübe Sicht. Beratung Sehhilfen. Gehärtete oder dünne Brillengläser? Ortho-K- oder Multifokallinse? Worauf man beim Kauf achten sollte; Technikneuheiten. Netzhautchip und Intraokularlinsen - Innovationen in der Augenmedizin; Hören. Wie das Ohr Luftschwingungen in Töne verwandelt; Ohrenpflege. Die endgültige Wahrheit über Wattestäbchen; Tinnitus. Wenn das Klingeln im Ohr nicht mehr verschwinden will; Beratung Hörgeräte; Außerdem: Kliniken und Arztpraxen im Vergleich. "Tagesspiegel Gesund" - Jetzt bei uns im Shop

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