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Intelligentes Double. Schon im Jahr 2006 hat der japanische Forscher Hiroshi Ishiguro (rechts) den „Geminoid“ präsentiert: den Prototypen eines Doppelgänger-Roboters, den er als sein technisches Ebenbild konstruiert hat.

© picture-alliance/ dpa

Zukunft der Arbeit: Er und ich

Lernende Roboter werden nicht nur in der Produktion viele Jobs verdrängen, sondern auch im Büro. Wie schnell das passieren kann, wagen Experten aber nicht zu prognostizieren.

Von Anja Sokolow, dpa

Computer werden immer schlauer. Sie erkennen Sprache und Handschriften, schlagen eine passende Antwort für E-Mails vor und erkennen Objekte in Fotos. Sie übersetzen Sprachen, sagen den Verkehr voraus und lenken selbstfahrende Autos. Und: Sie lernen dabei selbst dazu. Die Zeiten, in denen Maschinen sich nur stur an die von Menschen vorgegebenen Programm-Befehle halten konnten, sind vorbei.

Der Schlüssel dafür ist neben Algorithmen für maschinelles Lernen die Explosion von günstig verfügbaren Rechenleistungen und Speicher, mit denen die Verarbeitung gewaltiger Datenmengen in kürzester Zeit möglich wurde.

Die Großen der Tech-Branche – Google, Apple, Facebook, Amazon, Microsoft – reißen sich um die klugen Köpfe, die Maschinen das Lernen beibringen können. Das Ergebnis des Fortschritts durchdringt heute unseren Alltag, von der Anordnung der Waren im Supermarkt bis hin zur Auswahl der angezeigten Facebook-Einträge. Doch Experten warnen vor schwerwiegenderen Folgen des maschinellen Lernens für die Gesellschaft: Computer und Roboter werden in der Lage sein, viel mehr Jobs zu übernehmen, die heute von Menschen ausgeführt werden.

Roboter übernehmen die Förderbänder

Analysten der Bank of America Merrill Lynch prognostizierten jüngst, dass zum Jahr 2025 rund 45 Prozent der Arbeit in der Produktion von Robotern ausgeführt werden dürften. Heute seien es dagegen nur zehn Prozent.

Und der Silicon-Valley-Investor Joe Schoendorf warnt, dass der Trend sich nicht auf die Industrie beschränken werde: Die Computer kämen in die Lage, in großem Stil auch die Jobs von Büro-Angestellten zu übernehmen. „Wir haben die Konsequenzen davon noch nicht durchdacht“, sagt der Branchen-Veteran, der in seiner Manager-Karriere unter anderem auch bei Hewlett-Packard und beim Elektronikkonzern Apple gearbeitet hatte und seit Ende der 80er Jahre beim Risikofinanzierer Accel Partners beschäftigt ist. „Was machen wir mit all den Leuten, deren Jobs wir ersetzen?“

„Wir treten in eine neu Ära ein“, betonte auch der Autor des Buchs „Rise of the Robots“ (Aufstieg der Roboter), Martin Ford, vor kurzem in einem Interview mit Bloomberg TV. „Ich denke nicht, dass es einen Weg gibt, die Roboter davon abzuhalten, unsere Jobs zu übernehmen“, räumte er ein. Das werde man als Mensch wahrscheinlich auch nicht wollen, schließlich habe die Technologie entscheidend zum heutigen Wohlstand beigetragen. „Aber wir müssen uns anpassen und dafür sorgen, dass alle davon profitieren.“ Ein Problem sei, dass Maschinen keine Konsum-Nachfrage erzeugten, die wichtigste Stütze der Volkswirtschaft. Eventuell sei dies mit Hilfe eines Mindesteinkommens lösbar, mutmaßte Ford. Zugleich könne man sich aber auch eine Zukunft ausmalen, in der niemand eine Arbeit machen muss, die er nicht mag oder einen gefährlichen Job.

Eine Hilfe - oder Gefahr

Der Chef des Autobauers Tesla und der Weltraumfirma SpaceX, Elon Musk, warnte zugleich bereits vor der Gefahr zu kluger Computer mit künstlicher Intelligenz für die Menschheit. „Wenn ich schätzen müsste, was die größte existenzielle Bedrohung für uns ist, würde ich vermutlich darauf tippen.“

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sieht das erwartungsgemäß anders. Vor einigen Tagen erst hatte er verkündet, 2016 einen intelligenten Computer-Butler für Zuhause programmieren zu wollen. Sein Butler soll eine schlaue Haussteuerung übernehmen, die etwa automatisch Freunde hereinlässt, weil sie ihr Gesicht erkennt, er soll Sprache verstehen, um so Musik, Beleuchtung oder auch Raumtemperatur steuern zu können.

Die Warnungen, schlaue Maschinen könnten für Menschen gefährlich werden, wies Zuckerberg als „weit hergeholt“ ab. „Ich denke, wir können künstliche Intelligenz entwickeln, damit sie für uns arbeitet und uns hilft“, erklärte er über Facebook. Krankheiten oder Gewalt seien eine viel größere Gefahr. Unter anderem Microsoft-Gründer Bill Gates und der Physiker Stephen Hawking hatten hingegen zu Vorsicht bei der Entwicklung des Maschinen-Intellekts aufgerufen.

Die Technik scheint aber auch noch lange nicht soweit zu sein, wirklich intelligent zu agieren: „Künstliche Intelligenz zu meistern, hat sich als viel schwieriger als erwartet herausgestellt“, räumte der zuständige Microsoft-Forscher Eric Horvitz bei einem Auftritt in der Elite-Uni MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge ein. Die Auswirkungen für die Zukunft seien unklar. Aber die Revolution bei selbstlernenden Maschinen sei da. dpa

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