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Neue Debatte. Goldman Sachs sagt ein Wiederaufleben der Inflation voraus.

© REUTERS

Zinserhöhungen für Anleihen möglich: Goldman Sachs warnt vor „Auftrieb der Inflation“

Die US-Investmentbank stößt eine neue Debatte an. Die Renditen von US-Staatsanleihen steigen bereits. Was das für Anleger bedeutet.

Von Andreas Oswald

Die US-Investmentbank Goldman Sachs warnt vor einem Anziehen der Inflation. In den nächsten sechs bis neun Monaten werde es einen „Auftrieb der Inflation“ geben, sagte Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs in einer Online-Konferenz mit Kunden.

Zwar werde es keinen galoppierenden Preisanstieg geben, aber eine „Normalisierung der Inflationsraten in den kommenden Jahren“ nach der außergewöhnlich langen Niedrigzinsphase. Die Inflation werde sich in den kommenden Jahren mal etwas über, mal etwas unter der Marke von zwei Prozent bewegen.

Die „Financial Times“ spricht von einer neuen Debatte über Inflation und zitiert den US-Handelsminister Wilbur Ross mit den Worten: „Ich denke, Investoren sollten wieder anfangen, über Inflation nachzudenken.“ Auch er erwartet keinen starken Preisanstieg, aber eine Richtungsänderung.

Warnungen vor Inflation hat es zwar immer gegeben, aber eher von notorischen Schwarzsehern. Die jetzt neue Debatte findet hingegen auf anderer Ebene statt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bezeichnete die jüngsten globalen Inflationszahlen zum Beispiel als untertrieben. Die realen Preissteigerungen lägen deutlich höher.

Die Warnungen sind insofern für Anleger relevant, als sie Zinserhöhungen für Anleihen bedeuten könnten. Viele Investoren haben Anleihen mit negativer Rendite im Depot. Wenn die Renditen steigen, dann sinken die Kurse der Anleihen, weil niemand bereit ist, Anleihen mit schlechter Rendite zu kaufen.

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Die Notenbanken dürften von der neuen Debatte nicht begeistert sein

Umgekehrt steigen, zumindest anfangs, die Aktien. Seit Anfang der Woche haben die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf fast ein Prozent zugelegt. Zudem steigt die sogenannte Zinskurve, das heißt, länger laufende Anleihen bringen eine höhere Rendite. Das gilt als Zeichen für eine künftige wirtschaftliche Erholung. Und eine höhere Inflation.

(Wenn Sie den Client Call von Goldman Sachs im Original hören wollen, klicken Sie hier.)

Die Notenbanken dürften von dieser neuen Debatte nicht begeistert sein. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, hat wiederholt in letzter Zeit betont, die Fed werde die Leitzinsen auf absehbare Zeit niedrig halten und an der Politik des lockeren Geldes festhalten. Ähnlich äußerten sich auch Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), und der Chef der Bank of England, Andrew Bailey.

Eine Debatte über eine zu erwartende höhere Inflation würde ihre Politik des lockeren Geldes möglicherweise unterminieren. Viel hängt davon ab, wie sich die tatsächliche Preisentwicklung verhält und wie sich die Renditen der Staatsanleihen verhalten.

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