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Passagiere gehen an einem geschlossenen Thomas-Cook-Schalter auf Mallorca vorbei.

© Clara Margais/dpa

Zehntausende Reisende betroffen: Deutsche Thomas Cook meldet Insolvenz an

Hiobsbotschaft für Reisende kurz vor Beginn der Herbstferien in Deutschland: Zehntausende Urlauber sind mit Neckermann, Öger Tours und Co. unterwegs.

Thomas Cook Deutschland hat am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt. Etwa 140.000 Urlauber waren zuletzt mit dem Unternehmen mit den Marken Thomas Cook, Neckermann, Öger Tours, Air Marin und Bucher Reisen unterwegs.

„Wir sind derzeit im Austausch mit dem Auswärtigen Amt, dem Reiseinsolvenzversicherer und weiteren Partnern, mit dem Ziel, eine geordnete Rückführung der Gäste zu ermöglichen“, teilte das Unternehmen in Oberursel bei Frankfurt mit.

Nach Angaben des Reiseverbandes DRV kümmert sich der Insolvenzversicherer Zurich um betroffene Pauschalreisende. Die Zurich Versicherung habe dem DRV bestätigt, dass sie die Kosten für von Thomas Cook vereinbarte Leistungen, zum Beispiel mit Hotels und Fluggesellschaften, übernehme. Hotels hätten daher keinen Grund, Urlauber aus Angst vor Zahlungsschwierigkeiten des Reiseveranstalters zur Kasse zu bitten. Mit Stellung des Insolvenzantrages sei der Insolvenzversicherer verpflichtet, die Reisenden zurückzubringen.

Thomas Cook Deutschland strebt mit der Insolvenz eine Sanierung an. Es soll verhindert werden, dass das Unternehmen Teil der Insolvenzmasse des britischen Mutterkonzerns wird. „Ziel einer Sanierung ist es, das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters selbstständig fortzuführen“, hieß es. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland etwa 2000 Mitarbeiter.

„Das überaus positive Feedback aus unseren Gesprächen der letzten Tage macht uns sehr zuversichtlich, dass die Traditionsmarken Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen die Chance bekommen, bald wieder in gewohnter Weise am Markt aktiv sein zu können“, sagte Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung der Thomas Cook GmbH.

Keine Lösung in Verhandlungen gefunden

Eine kurzfristige Lösung sei auf dem Verhandlungswege nicht zu erreichen gewesen. Das Gericht werde voraussichtlich noch am Mittwoch einen Restrukturierer einsetzen.

Wie der Ferienflieger Condor, ebenfalls eine Tochter des britischen Reisekonzerns, hatte auch die Thomas Cook GmbH einen Überbrückungskredit beim Bund beantragt. Während Condor am Dienstagabend die Zusage über eine Bürgschaft von 380 Millionen erhielt, gab es zu Thomas Cook bisher keine Entscheidung. Der Veranstalter hatte den Verkauf von neuen Reisen bereits am Montag gestoppt.

Die Gewerkschaft Verdi forderte, es müsse alles dafür getan werden, um die Weiterführung des Geschäftsbetriebs zu ermöglichen und die Arbeitsplätze zu erhalten. „Es geht hier nicht nur um die rund 2000 Beschäftigten von Thomas Cook in Deutschland, sondern auch um die Beschäftigten von mehreren Tausend Reisebüros im ganzen Land, die auch für Thomas Cook Reisen verkaufen“, sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle.

EU mit deutschen Behörden wegen Condor in Kontakt

Die EU-Kommission steht in einem „engen und konstruktiven Kontakt“ mit den deutschen Behörden wegen des geplanten Hilfskredits für Condor. Das sagte ein Kommissionssprecher am Mittwoch in Berlin. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist Deutschland dabei, eine vollständige Anmeldung vorzubereiten. Sobald eine vollständige Anmeldung bei der Kommission eingegangen ist, könne die Kommission innerhalb weniger Wochen eine Entscheidung treffen.

Nach den EU-Beihilfevorschriften können die Mitgliedstaaten Rettungsbeihilfen gewähren, um Unternehmen, die mit einer ernsthaften Verschlechterung ihrer Finanzlage konfrontiert sind, vorübergehend zu unterstützen. Die Kommission muss dann entscheiden, ob die Beihilfe mit dem Binnenmarkt vereinbar erklärt werden kann.

Die Kommission hatte 2017 einen Kredit des Bundes für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin abgesegnet. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte sich am Dienstag zuversichtlich gezeigt, dass die EU die Hilfen für Condor genehmigt. (dpa)

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