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Weniger unterwegs: Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist im vergangenen Jahr gesunken.

© dpa/Frisco Gentsch

Zahlen auf Rekordtief: Coronakrise bremst Fahrraddiebe

Versicherer: Weil die Menschen mehr zu Hause sind, werden weniger Räder gestohlen. Auch Wohnungseinbrüche sinken auf einen neuen Tiefstand.

Gute Nachrichten haben in der Corona-Pandemie Seltenheitswert, aber eine gibt es doch: Weil viele Bundesbürger ihren Arbeitsplatz ins Homeoffice verlegt haben, sind sie deutlich seltener Opfer von Fahrraddieben oder Einbrechern geworden.

Die Zahl der Fahrraddiebstähle sank im vergangenen Jahr auf ein Rekordtief, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. „Insgesamt wurden 125.000 versicherte Fahrräder gestohlen, rund 15.000 weniger als im Jahr zuvor“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen am Dienstag in Berlin. Asmussen führt das auf die Pandemie zurück. „Viele Menschen haben von zu Hause gearbeitet, sodass Fahrräder seltener unbeaufsichtigt im Freien abgestellt wurden“, betonte Asmussen. „Es gab schon wie im ersten Corona-Jahr schlicht weniger Gelegenheiten zum Fahrraddiebstahl.“

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Berlin ist eine Hochburg der Diebe

Die Zahlen, die die Polizeiliche Kriminalstatistik für den Fahrradklau meldet, liegen deutlich höher als die Daten des GDV, weil die Polizei auch nicht versicherte Fahrräder erfasst. Danach wurden im vergangenen Jahr bundesweit rund 234.000 Räder gestohlen, aber auch das waren 10,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Zahlen für Berlin werden im Laufe der Woche erwartet. 2020 hatte die Berliner Polizei 27.588 Fälle registriert, rund 1200 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. Da aber nicht jeder Diebstahl gemeldet wird, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen. Berlin verzeichnete 2020 nach Bremen und Hamburg die höchste Quote von Fahrraddiebstählen gemessen an der Bevölkerungszahl.

Die Täter werden nur selten geschnappt

Das Problem: Nur in den seltensten Fällen werden die Täter geschnappt. Die Aufklärungsquote lag 2020 in Berlin bei gerade einmal 4,7 Prozent. Daher ist es sinnvoll, sein Fahrrad gegen Diebstahl zu versichern. Wird das Rad aus verschlossenen Abstellräumen, Kellern oder Wohnungen gestohlen, übernimmt die Hausratversicherung den Schaden. Wird das Rad jedoch auf offener Straße entwendet, zahlt die Versicherung nur, wenn man eine entsprechende Zusatzklausel in der Hausratpolice hat und das Rad mit einem Schloss gesichert war.

[Welche Fahrradschlösser wirklich schützen, lesen Sie hier (Tagesspiegel +).]

Wann die Versicherung zahlt

Die Hausratversicherung erstattet den Wiederbeschaffungswert, das ist die Summe, die nötig ist, um ein neues gleichwertiges Rad zu kaufen. Allerdings sehen die meisten Policen eine Höchstentschädigung vor. Radliebhaber, die ein teures Rad oder ein E-Bike besitzen, sollten sich mit einer speziellen Fahrradversicherung schützen. Die Zahl der Menschen, die bereit sind, Geld für ein gutes Rad auszugeben, steigt. Im Schnitt haben die Versicherer im vergangenen Jahr pro Diebstahlsfall 860 Euro gezahlt, vor zehn Jahren waren es noch 440 Euro gewesen. Obwohl es weniger Diebstähle gegeben hat, blieb die Schadensumme der Versicherungsbranche mit 110 Millionen Euro im vergangenen Jahr daher auf dem Niveau des Vorjahres, berichtet der GDV.

Auch Einbrüche sind seltener geworden, weil die Bundesbürger oft zu Hause waren.
Auch Einbrüche sind seltener geworden, weil die Bundesbürger oft zu Hause waren.

© dpa/Silas Stein

Nicht nur beim Fahrradklau, auch bei den Wohnungseinbrüchen sehen die Versicherer deutliche Veränderungen durch die Pandemie. Auch die Zahl der versicherten Einbrüche sank 2021 auf ein historisches Tief, heißt es beim GDV. „Die deutschen Versicherer zählten rund 60.000 Wohnungseinbrüche, ein Viertel weniger als im Jahr zuvor“, hatte Asmussen bereits kürzlich mitgeteilt. Das ist der niedrigste Wert in der bis 1998 zurückreichenden Statistik.

Wohnungen sind besser gesichert

Die Einbruchszahlen gehen seit 2015 kontinuierlich zurück. Immer mehr Bundesbürger investieren in eine bessere Sicherungstechnik. Seit Corona sind die Menschen zudem deutlich mehr zu Hause. „Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr überwiegend im Homeoffice gearbeitet“, sagt Asmussen. „Das hat sich abschreckend auf Einbrecher ausgewirkt, weil dadurch das Entdeckungsrisiko zu hoch war.“ Die Versicherer haben für die Begleichung von Wohnungseinbrüchen insgesamt 180 Millionen Euro und damit 40 Millionen Euro weniger als 2020 gezahlt, die durchschnittliche Summe pro Einbruch stieg jedoch von 2700 auf 3100 Euro.

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